Erfolgreiches Jahr in schwierigem Umfeld: Der Sparkassenverband Bayern hat rechtzeitig auf die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank reagiert. Bild: Sparkassenverband
Bayerische Sparkassen

Erfolgreicher als erwartet

Die Sparkassen im Freistaat trotzen der gefährlichen Geldpolitik der Europäischen Zentralbank. Ihr Ergebnis für 2015 ist deutlich besser ausgefallen als noch vor Jahresfrist erwartet. Unterm Strich bleibt ein Jahresüberschuss von 317 Millionen Euro, mit dem das Eigenkapital gestärkt werden kann. Die Ausdünnung der Filialnetze dürfte aber weitergehen.

Die bayerischen Sparkassen seien zufrieden mit dem Ergebnis, hieß es am Mittwoch. Man habe rechtzeitig die notwendigen Konsequenzen gezogen und den Ergebnisrückgang erfolgreich begrenzt. So konnten die Sparkassen im Freistaat als Marktführer 2015 die Ausleihen auf 122 Milliarden Euro (+4,7 Prozent) und die Einlagen auf 152 Milliarden Euro (+4,0 Prozent) steigern. Die Bilanzsumme aller bayerischen Sparkassen zusammen stieg von 186 Milliarden Euro (2014) auf 193 Milliarden Euro. Dabei erzielten sie ein Betriebsergebnis von rund 1,8 Milliarden Euro, nach Bewertung blieb ein Jahresüberschuss von 317 Millionen Euro übrig.

Geringverdienern Vermögensaufbau erleichtern

Bayerns Sparkassenpräsident Ulrich Netzer warnte jedoch einmal mehr vor den fatalen Wirkungen der europäischen Niedrigzinspolitik nicht nur auf die Banken, sondern vor allem auf die Sparer. Er forderte eine Reform des Vemögensbildungsgesetzes, „die vor allem Geringverdienern den Vermögensaufbau erleichtern soll“. Die deutsche Politik habe hier die reelle Möglichkeit, Fördermaßnahmen aufzusetzen. „Dazu ist keine Abstimmung in Brüssel oder mit Herrn Draghi notwendig“, betonte Netzer, der das Geschäftsmodell der Sparkassen vehement verteidigt.

Durch die dauerhaften Niedrigzinsen höhlt die EZB zuerst das Geschäftsmodell aus und macht dann den Sparkassen einen Vorwurf daraus. Doch wer ganz bewusst den Mühlbach trocken legt, kann daraus nicht ableiten, dass Mühlen kein funktionierendes Geschäftsmodell haben!

Ulrich Netzer, Präsident des Sparkassenverbands Bayern

Die in vielen Augen verantwortungslose Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) stößt auch dem bayerischen Sparkassenpräsidenten sauer auf: „Durch die dauerhaften Niedrigzinsen höhlt die EZB zuerst das Geschäftsmodell aus und macht dann den Sparkassen einen Vorwurf daraus. Doch wer ganz bewusst den Mühlbach trockenlegt, kann daraus nicht ableiten, dass Mühlen kein funktionierendes Geschäftsmodell haben“, kritisierte der bayerische Sparkassenchef. Wie berichtet, hatte jüngst zum Beispiel EZB-Direktor Benoit Coeuré Banken aufgefordert, Wege zu finden, Einnahmen zu steigern, die nicht aus dem Zinsgeschäft stammen und, wenn möglich, die Betriebskosten weiter zu senken.

Gefährliche Einlagensicherung

Als „besonders gefährlich“ bezeichnete nun Ulrich Netzer die geplante gemeinschaftliche Europäische Einlagensicherung: Es sei falsch, einzelnen EU-Staaten oder Banken die Eigenvorsorge abzunehmen, betonte der bayerische Sparkassenpräsident. Das gehe zu Lasten der deutschen Sparer und Kreditinstitute und letztlich auch der Steuerzahler. „Nicht mehr Stabilität und Sicherheit, sondern zusätzliche Konflikte in Europa wären die Konsequenz“, warnte Netzer.

Kleine Regionalbanken werden zu oft nach gleichen Maßstäben beurteilt wie internationale Großbanken. Das führt zu operativen Belastungen, die weder der Größe noch dem Risiko einer Sparkasse entsprechen

Ulrich Netzer

Grundsätzliche Zustimmung findet dagegen bei den bayerischen Sparkassen die verschärfte Finanzmarktregulierung in Europa. Dabei bliebe aber zu oft der Grundsatz der Proportionalität auf der Strecke, schränkt ihr Chef ein. „Kleine Regionalbanken werden zu oft nach gleichen Maßstäben beurteilt wie internationale Großbanken. Das führt zu operativen Belastungen, die weder der Größe noch dem Risiko einer Sparkasse entsprechen“, monierte Netzer, der ein Eingreifen der EU-Kommission fordert, sollten Aufsichtsbehörden bei der Auslegung ihrer Maßgaben über das Ziel hinausschießen.

Geschäftsstellennetz wird gestrafft

Bekanntlich dünnen derzeit auch die Sparkassen in Bayern ihre Filialnetze aus. So sorgte etwa jüngst die angekündigte Schließung von 17 Filialen im Raum Regensburg für Empörung in einigen Ortschaften. Die Sparkassen verwiesen am heutigen Mittwoch darauf, dass ihre Spielräume mit dem Fortschreiten der Niedrigzinsphase enger werden. Parallel zu „betriebswirtschaftlichen Maßnahmen“ würden sie deshalb auch „strukturell die Weichen für die Zukunft stellen“. Dazu gehöre der konsequente Ausbau digitaler Zugangswege zur Sparkasse und die Straffung des Geschäftsstellennetzes. „Strukturen verschlanken und Prozesse vereinfachen ist aber eine generelle Devise, die die kommende Zeit prägen wird“, sagt dazu Bayerns Sparkassenpräsident Netzer.

Insgesamt gibt es in Bayern

derzeit 71 Sparkassen. 22 sind in Oberbayern beheimatet, elf in Schwaben, zehn in Mittelfranken, acht in Niederbayern, jeweils sieben in der Oberpfalz und in Unterfranken sowie sechs in Oberfranken. Die höchste Bilanzsumme erzielte im vergangenen Jahr die Stadtsparkasse München mit 17,1 Milliarden Euro. Gefolgt von der Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg und der Sparkasse Nürnberg, die jeweils auf 11,0 Milliarden Euro kamen.