Die Staatliche Realschule Schwabach wird künftig Hermann-Stamm-Realschule heißen. Der Stadtrat machte mit seiner Entscheidung den Weg für eine Umbenennung frei. Im Januar 2014 ist der frühere Realschulrektor und Bürgermeister Schwabachs verstorben.
Wie es der Zufall so will, wäre Hermann Stamm gerade am Tag nach der Entscheidung (27. August) 75 Jahre alt geworden. „Ein folgerichtiges Geburtstagsgeschenk für einen Mann, der sich Jahrzehnte für Schwabach, für die Realschule und für seine Schülerinnen und Schüler einsetzte“, lobt der heutige Schwabacher CSU-Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Karl Freller. Freller von 1978 bis 1982 selbst Lehrer an der Realschule Schwabach und danach über 30 Jahre lang enger politischer Weggefährte und persönlicher Freund von Hermann Stamm.
Mit gerade einmal 36 Jahren hatte Hermann Stamm 1976 die Leitung der Staatlichen Realschule Schwabach übernommen. Er war damals der jüngste Schulleiter Bayerns. Fast 30 Jahre lang leitete er erfolgreich die Geschicke der Schule und ging 2005 in den verdienten Ruhestand als dienstältester Direktor Bayerns. Staatsminister Siegfried Schneider verlieh ihm damals den seltenen bayerischen Staatspreis für Unterricht und Kultus.
Mutiger Einsatz gegen Rechtsextremismus
„In Betrachtung Hermann Stamms ist vor allem sein mutiger Einsatz gegen die rechtsradikale Szene Ende der 90er Jahre von zukunftsweisender Bedeutung“, wertet Freller. „Als er an seiner Schule 1998 auf rechtsradikale Tendenzen stieß, reagierte er sofort und sagte diesen Umtrieben den Kampf an: Er verbannte Springerstiefel und Bomberjacken vom Pausenhof“, erinnert sich Freller. Mit einem Rundbrief rüttelte er alle Eltern wach. „Als Schuldirektor will ich nicht zusehen, wie meine Schüler durch rechtsradikale Propaganda verdorben wird“, schrieb er damals, und verband es mit einem Appell gegen jeglichen Ausländerhass.
Sein Einsatz löste ein landesweit mediales Echo aus. Monatelang erhielt er für sein Engagement Morddrohungen und Schmähbriefe von Neonazis aus ganz Deutschland. „Davon ließ sich Stamm aber nicht einschüchtern, sondern intensivierte erfolgreich sein Eintreten gegen Rechtsextremismus“, so Freller.
In Zusammenhang mit diesem Eintreten betrachtet Freller nun auch die Umbenennung der Realschule, gebe es doch gerade in diesem Jahr einen besonderen Blickwinkel: Erst kürzlich hätten sich fünf bayerische Schulen von ihrem Namenspatron verabschiedet, weil dieser im Zusammenhang mit NS-Verstrickungen stand – etwa Wernher von Braun oder Ferdinand Porsche.
„Die Umbenennung der Schwabacher Realschule hingegen setzt ein besonderes Zeichen: Sie bekommt nun einen Namenspatron, der sich in jüngerer Vergangenheit aktiv gegen aufstrebenden Rechtsradikalismus eingesetzt hatte – wahrscheinlich ein Novum in Bayern“, betont Freller.
Langjähriger Bürgermeister und CSU-Stadtrat
Stamm sei nicht nur ein hervorragender Schuldirektor, sondern sei auch für die Stadt Schwabach ein Segen gewesen, zählt der Abgeordnete weiter auf: Von 1990 bis 2002 war Stamm Bürgermeister der Goldschlägerstadt und erhielt parteiübergreifend große Wertschätzung. Bis zu seinem Tod im Januar 2014 war er über drei Jahrzehnte Mitglied im Schwabacher Stadtrat. Dort übernahm er unter anderem – auch darin zeigt sich seine große Verbundenheit zu den Schulen – die Stadtratspflege für die Grund-, Haupt- und Förderschulen der Stadt.
Für eine Schulbenennung kommen ausschließlich Namen herausragender Persönlichkeiten in Betracht. Hermann Stamm erfülle dieses Kriterium, darin waren sich die Gremien der Schule – Lehrerkonferenz, Elternbeirat und Schülerforum – einig. Daraufhin beantragte die Schule beim Kultusministerium die Umbenennung. Und auch das Kultusministerium war mit dem Vorschlag vorbehaltlos einverstanden.
Zu guter Letzt fehlte nur noch das Okay des Schulaufwandsträgers, also der Stadt Schwabach. Das gab gestern der Stadtrat im Ferienausschuss. Wohl zu Beginn des kommenden Schuljahrs wird die Realschule dann offiziell „Hermann-Stamm-Realschule“ heißen. Eine Würdigung, die Hermann Stamm selbst wohl nicht so wichtig gewesen wäre – aber angesichts seines Wirkens für Schule und Stadt so logisch wie angemessen.