Menschliches Bayern: Forum der Menschen mit Behinderung in der CSU bei der Diskussion mit CSUnet. (Bild: CSU)
CSU

Leitplanken für gleichberechtigte Teilhabe

Das Forum der Menschen mit Behinderung in der CSU und CSUnet haben im Landtag mit Experten über Digitalisierung und Inklusion diskutiert. Motto des Abends: „Menschliches Bayern: Digital leben – leichter leben - gleichberechtigte Teilhabe für alle“.

Auf Einladung des Landtagsabgeordneten Thomas Huber, dem Vorsitzenden des Sozialausschusses, fand im bayerischen Landtag das erste, gemeinsame Expertengespräch von CSUnet und dem Forum der Menschen mit Behinderung in der CSU statt. Das Motto des Abends war: „Menschliches Bayern: Digital leben – leichter leben – gleichberechtigte Teilhabe für alle“. Durch den Abend führte als Moderator der stellvertretende Landesvorsitzende des CSUnet, der Landtagsabgeordnete Gerhard Hopp.

Brücken bauen

„Heute bauen wir eine Brücke zwischen zwei wert- und zukunftsimmanenten Themen, die unsere Gesellschaft nachhaltig verändern werden: Digitalisierung und Inklusion“, sagte Benedikt Lika, Vorsitzender des Forums Menschen mit Behinderung in seiner Begrüßung. „Während bei beiden Themen anfangs eine große Euphorie vorhanden war, ist in letzter Zeit zu spüren, dass der Wind in der gesellschaftlichen Diskussion zu drehen droht, Skepsis wächst und die Bedenkenträger schießen aus dem Boden, wie die sprichwörtlichen Pilze aus dem Waldboden.“ Die Politik stehe hier in der Verantwortung, den Sorgen entgegenzuwirken. „Dies geschieht durch intelligentes Setzen der politischen Leitplanken und kann nur dann funktionieren, wenn die Theorie, die Politik, mit der Praxis durch einen Austausch wie heute zusammenkommt“, so der klare Appell von Lika.

Folgende „Best practice Beispiele“ gaben einen Einblick in ihre innovativen Ideen:

  1. Die App CLEO ist ein digitaler Service für alle Menschen mit Multipler Sklerose (MS). Aus vier Kategorien können sich Patienten einfach und individuell ihre Unterstützung bei MS auf dem Smartphone zusammenstellen. Zu den Serviceleistungen gehören eine Chatmöglichkeit mit einem MS-Coach, der Fragen rund um MS beantwortet, des Weiteren maßgeschneiderte Inhalte mit Tipps und Anregungen sowie Patientengeschichten und Aktuelles zum Leben mit der Krankheit. In einem persönlichen Tagebuch können Patienten entsprechend ihren Bedürfnissen ihren Krankheitsverlauf dokumentieren und Berichte erstellen lassen, um sich auf den Arzttermin vorzubereiten oder die Daten mit dem Arzt zu besprechen. ‚Cleo‘ bietet außerdem Trainingsprogramme für das eigene Wohlbefinden, die von Experten entwickelt und auf die Bedürfnisse von Menschen mit MS zugeschnitten sind.
  2. INKA Gebäudekonzept für Querschnittsgelähmte: Es handelt sich hierbei um ein Modellprojekt der digitalen Gesundheitsregion. Ziel des Projekts ist es, bereits vorhandene smarte Elemente im Bereich des Bauens und Wohnens zu sammeln und somit ein virtuelles wie reales Kompendium für Architekten und (Bau-)Ingenieure sowie Hilfsmittelberater zu erstellen. Damit sollen smarte praktikable Lösungen, sogenannte AAL-Komponenten, u.a. bei querschnittsgelähmten Personen und deren Beantragung und Einbau ins Haus erleichtert und ermöglicht werden.
  3. BIRNE 7 ist eine Initiative von Entwicklern, Kreativen und Querdenkern, welche durch die Umsetzung innovativer und nachhaltiger Technologien den Abbau von Barrieren und die Schaffung von Inklusion fördert. Sie bieten unter anderem den Austausch von bereits vorhandenen technischen Lösungen, gemeinsame oder interne Ideenfindungen. Projekte werden angestoßen, ein Entwicklerteam wird bereitgestellt, der jeweilige Prototyp wird entwickelt, das Projekt evaluiert und die Expertenmeinung eingeholt. Des Weiteren werden Workshops mit dem Schwerpunkt Digitalisierung, Technologie und Inklusion angeboten. „Unsere wichtigste Mission besteht darin, Menschen mit Behinderung eine zentrale digitale Plattform zur Lösung alltäglicher Barrieren zu bieten, indem zuvor allein agierende Strukturen wie Betroffene, Unternehmen und Organisationen in einem Inklusionsnetzwerk vereint werden“, so Sebastian Schroth, geschäftsführender Vorstand der Initiative.
  4. BFW Smartinfo: Die App BFW SmartInfo ist ein Kennzeichnungs- und Orientierungssystem, das blinden und sehbehinderten Menschen ein Stück Unabhängigkeit und Lebensqualität zurückgibt. Einmal installiert gibt die App an bestimmten Stellen eines Gebäudes oder Geländes automatisch Texte aus, die Wichtiges erläutern, die Umgebung erklären oder bei der Orientierung helfen.
  5. MUNEVO Drive für Rollstuhlfahrer: Das Startup aus München hat es sich zum Ziel gemacht, mit Hilfe von neuen Technologien Alltagsassistenten für Rollstuhlfahrer zu entwickeln. Munevo ist eine neue Sondersteuerung für Menschen, die aufgrund von schweren Erkrankungsverläufen nicht mehr ihre Hände zur Steuerung eines Rollstuhls nutzen können. Im Gegensatz zu etablierten Steuerungen, werden erstmals Kopfbewegungen und Sprachbefehle mit Hilfe einer Smartglass erfasst. Durch gezielte Kopfbewegungen lässt sich der Rollstuhl intuitiv und innovativ steuern. Für den Nutzer ist das nicht nur komfortabler, sondern auch mit einer erhöhten Sicherheit beim Fahren verbunden. Die intelligent verarbeitete Software erkennt Gefahren und passt sich dem Nutzer an.

Gleichberechtigte Teilhabe für alle Menschen

„Bei der Digitalisierung darf es keine Barrieren geben. Gleichberechtigte Teilhabe für alle Menschen ist für uns und unsere Politik ein Muss“, erklärte Gerhard Hopp. Und weiter berichtete der CSU-Landtagsabgeordnete aus dem Stimmkreis Cham: „Wir haben in Bayern vielfältige innovative Projekte und Unternehmen, die – von den enormen Chancen der Digitalisierung überzeugt – diese für alle nutzbar machen wollen. Die Digitalisierung bringt mehr Barrierefreiheit mit sich und verhilft somit ganz praktisch zu mehr Teilhabe“, so Gerhard Hopp zusammenfassend.

Die Digitalisierung bringt mehr Barrierefreiheit mit sich und verhilft somit ganz praktisch zu mehr Teilhabe.

Gerhard Hopp, MdL

Ein klarer politischer Auftrag aus dem Plenum konnte den weiteren anwesenden Landtagsabgeordneten Barbara Becker, Andreas Jäckel und Benjamin Miskowitsch auf den Weg gegeben werden. Digitale Tools, die getestet und hilfreich sind, sollen so schnell wie möglich als neue Pflegehilfsmittel zugelassen werden. Dann können Sie von den Kassen erstattet werden, sodass pflegebedürftige Menschen und Behinderte sie sich leisten können – für mehr reale Barrierefreiheit und Teilhabe. Am Pflegepraxiszentrum „PPZ“ in Nürnberg werden solche digitalen Hilfsmittel für den Pflegebereich bereits in der Praxis getestet und wissenschaftlich begleitet.