Beste Stimmung auf dem Pflegekongress der CSU (v.r.): SEN-Chef Thomas Goppel, Gesundheitsministerin Melanie Huml, GPA-Chef-Christian Alex. (Foto: CSU)
Pflegekongress

Neue Wege in der Pflege

Das bayerische Landespflegegeld von Ministerpräsident Söder ist eine sehr gute und hilfreiche Initiative. Beim CSU-Pflegekongress wurde deutlich, dass noch mehr gegen den Pflegekräftemangel getan werden muss, unter anderem mit höherer Bezahlung.

Neue und kreative Wege im Kampf gegen den Pflegekräftemangel, höheres Ansehen und bessere Bezahlung für den Pflegeberuf, bessere Personalschlüssel und optimaler Einsatz digitaler Helfer: Diese vier Hauptfaktoren für eine bessere Pflege hat die CSU bei ihrem Pflegekongress ausgemacht. Zu dem Kongress mit vielen Fachleuten aus der Medizin, der pflegerischen Praxis und den Verbänden hatten die Arbeitnehmer-Union (CSA), die Frauen-Union (FU), die Senioren-Union (SEN) und der Gesundheit- und Pflegepolitische Arbeitskreis (GPA) der CSU nach Ingolstadt eingeladen.

Söders Pflegegeld und Spahns Zusage zur Personalerweiterung sind ein guter Anfang.

Thomas Goppel (CSU), Landesvorsitzender der Senioren-Union

„Gerade im Umgang mit den Schwächsten zeigt sich die Humanität einer Gesellschaft“, erklärte Thomas Goppel, der SEN-Landesvorsitzende. Ministerpräsident Markus Söder habe in seiner Regierungserklärung bereits wichtige Initiativen ergriffen, von denen ein guter Teil bereits umgesetzt sei, wie etwa das Landespflegegeld. „Söders Pflegegeld und Spahns Zusage zur Personalerweiterung sind ein guter Anfang“, unterstrich Goppel.

Ambulante Palliativbetreuung ist ein Sorgenkind

Allerdings seien weitere Anstrengungen nötig. „Deshalb begrüßen wir alle Initiativen wie allgemeingültiger Tarifvertrag, verbesserter Personalschlüssel, bezahlbarer Wohnraum für Pflegekräfte, generalistische Pflegeausbildung und Akademisierung, die den Pflegeberuf attraktiver machen. Bis das alles aber umgesetzt ist, darf auch die gezielte Anwerbung ausländischer Pflegekräfte kein Tabu sein.“ Aber auch die ambulante Sterbebegleitung sei eine wichtige Aufgabe der Zukunft, so Goppel: „Spezialisierte palliativmedizinische Versorgungsteams im häuslichen Bereich müssen ausgebaut werden, da bisher flächendeckende Präsenz fehlt.“

Klar ist: Wir brauchen mehr Pflegekräfte – und der Schlüssel für die Gewinnung von ausreichend und motiviertem Personal in der Pflege sind gute Arbeitsbedingungen.

Melanie Huml (CSU), Bayerns Gesundheitsministerin

Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) sagte: „Klar ist: Wir brauchen mehr Pflegekräfte – und der Schlüssel für die Gewinnung von ausreichend und motiviertem Personal in der Pflege sind gute Arbeitsbedingungen. Neben guten Personalschlüsseln, betrieblichem Gesundheitsmanagement und verantwortungsbewussten Führungskräften gehört hierzu eine angemessene Vergütung.“ Gute Bezahlung sei nicht nur die Grundlage der Lebensführung, sondern auch Merkmal gesellschaftlicher Wertschätzung, so Huml.

Bayern macht Druck für gute Lösungen

„Ich bin daher froh, dass auf Druck Bayerns die Refinanzierung von Tariflöhnen in den Pflegesatzverhandlungen durchgesetzt wurde.“ Huml appellierte an das Verantwortungsbewusstsein von Gewerkschaften und Arbeitgebern, denn es könne nicht das Ziel sein, Löhne in der Pflege staatlich vorzuschreiben. Gleichzeitig betonte die Ministerin, das bayerische Landespflegegeld werde ungeschmälert in der vollen Höhe von jährlich 1000 Euro an alle Berechtigten ausgezahlt. Es werde auch keine Anrechnung des Landespflegegeldes auf die Hilfe zur Pflege geben. Ein jüngst erfolgter Beschluss des Landtags stelle das sicher, sagte Huml dem Donau-Kurier.

Die Anträge und Initiativen der CSU-Fraktion stellte Bernhard Seidenath vor, der stellvertretende Vorsitzender des Landtagsausschusses für Gesundheit und Pflege. Nach ihm sprach der Patienten- und Pflegebeauftragte der Staatsregierung, Hermann Imhof. Christian Bredl, stellvertretender Landesvorsitzender des GPA, sprach über die Digitalisierung im Gesundheitswesen.

Drei hochkarätige Foren

Anschließend folgten vier fachspezifische Foren mit Bernhard Seidenath, Christoph Oswald, Referent des Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK), Anna Maria Luger, Geschäftsführerin des Katholischen Pflegeverbandes, Christa Stewens, Staatsministerin a.D., Brigitte Bührlein, Vorsitzende „WIR! Stiftung pflegender Angehöriger“, Daniela Kluthe-Neis, Ernährungstherapeutin, Christian Alex, GPA-Landesvorsitzender, Siegfried Jedamzik, Geschäftsführer der Bayerischen Telemed-Allianz (BTA) und die Pflegewissenschaftlerin Veronika Schraut.

Das Forum 1, das von der CSA geleitet wurde, forderte eine möglichst gute Personalausstattung: Bayern brauche eine bedarfsgerechte Personalbemessung auf wissenschaftlich evaluierter Grundlage. Weitere Forderungen bezogen sich auf eine Allgemeinverbindlichkeitserklärung von Tarifverträgen in der Pflege sowie auf ein verbessertes betriebliches Gesundheitsmanagement, auch genannt „Pflege der Pflegenden“. Das Forum sprach sich zudem für einen Lehrstuhl für Pflegewissenschaften an einer Hochschule in Bayern aus, an der auch promoviert werden kann.

Pflege-Praktika für Schülerinnen?

Das Forum 2, dem die Frauen-Union federführend vorstand, forderte, die Attraktivität der Pflegeberufe müsse erhöht werden. Beispielsweise könnten Praktika für 14-jährige Schülerinnen und Schüler dazu beitragen, die vielen Facetten dieses Berufsbildes besser kennenzulernen. Bei der Kurzzeitpflege müssten mehr Plätze angeboten und eine größere Planungssicherheit gewährleistet werden, ohne die Träger mit zu viel Bürokratie zu belasten. Außerdem forderte die Frauen-Union die Arbeitgeber dazu auf, Mitarbeiter, die gleichzeitig pflegende Angehörige sind, besser zu unterstützen.

Das Forum 3, das der GPA ausrichtete, unterstrich, dass die Datenhoheit ausschließlich beim Patienten, also dem Versicherten, liegen müsse – sowohl im Hinblick auf die Auswahl der Daten als auch auf die Zugriffsberechtigung einzelner Ärzte oder Krankenhäuser. Die zweite Forderung war, die Chancen der Digitalisierung schnellstmöglich im Rahmen der elektronischen Patientenakte zu nutzen.