Alles gut gegangen - die Kranzkuh läuft aufwendig geschmückt voraus. (Foto: M. Dietrich)
Alpenraum

Laptop und Lederhose

Vertreter der Jugendorganisationen der christlich-konservativen Parteien aus sechs Ländern tagten im Allgäu. Die Vollversammlung der "Jungen Alpenregion" stand unter dem Motto "Arbeitsmarkt 4.0". Die Digitalisierung sehen sie als große Chance.

Wo, wenn nicht in der Heimat der CSU, deren Ehrenvorsitzender Ministerpräsident a.D. Edmund Stoiber das Motto „Laptop und Lederhose“ für Bayern geprägt hat, könnte eine Vollversammlung der Jungen Alpenregion zum Thema „Arbeitsmarkt 4.0“ stattfinden. So trafen sich am Wochenende rund 30 Vertreter der Jugendorganisationen der christlich-konservativen Parteien aus Bayern, Österreich, Südtirol, dem Trentino, Liechtenstein, der Schweiz und Slowenien in Immenstadt im Allgäu, um im Rahmen der Viehscheid über die Digitalisierung zu reden.

Digitalisierung gerade auch Chance für entlegenere Regionen

Einige waren zum ersten Mal Zeuge, wie hunderte Stück Jungvieh, zum Großteil – Gott sei Dank – mit Blumen und Glocken geschmückt, frisch von der Alp durch die Stadt zum Scheidplatz geführt wurden, um dort traditionell für den Winter wieder an ihre Besitzer zurückverteilt zu werden. Die Alp-Tradition, die das Bild des Alpenraums so sehr prägt, scheint weit weg von der Digitalisierung. Aber auch ein Älpler muss beispielweise verstorbenes Vieh innerhalb von zwei Tagen melden. Im Tal. Ginge das digital, würde auch ihm das Leben erleichtert werden, ist Beate Merk sicher, die bayerische Staatsministerin für Europaangelegenheiten und regionale Beziehungen, die der Präsident der Jungen Alpenregion Matthias Huber (JVP Steiermark) zusammen mit Gastgeber Tobias Paintner (JU Schwaben) zum Einstieg in das Thema gewinnen konnte.

Niemand kann sich den Veränderungen entziehen, es gilt allen Menschen, egal wo sie leben, die nötige Infrastruktur zur Verfügung zu stellen damit jeder die nun gebotenen Chancen nützen kann.

Matthias Huber, Präsident der Jungen Alpenregion, über die Digitalisierung

Merk verantwortet in diesem Jahr unter anderem den Vorsitz Bayerns in der EU-Strategie für den Alpenraum (EUSALP), sitzt aber auch mit am Tisch, wenn es um die Alpenstrategie der Bayerischen Staatsregierung geht. Sie weiß genau, dass die Alpenregion nicht nur Tourismusgebiet, sondern auch Lebensraum ist, dass Internet in den Alpen nicht nur WLAN-Hotspots am Berggipfel bedeutet, sondern vor allem auch Zukunftsfähigkeit für die gesamte Region. Merk betonte daher auch, dass den größten Herausforderungen für den Alpenraum – Klimawandel, Infrastruktur, Mobilität – ohne gleichzeitige Digitalisierung nicht zu begegnen ist. Entlegene Orte müssten nachhaltig erreichbar gemacht werden, der ÖPNV auch digital besser vernetzt werden, damit der Alpenraum ein attraktiver Lebensraum bleibt. Es brauche Wirtschaftswachstum und Innovationen, um qualifizierte Arbeitsplätze zu schaffen. Weltoffenheit, die Pflege von Kontakten und keine Zwangsregulierungen sieht Merk als den Schlüssel zum Erfolg. Die Menschen vor Ort würden meistens am besten wissen, wie ein Problem zu lösen sei, und könnten sich über das Internet schneller zusammenschließen. „Die Regionen müssen sich zusammentun und gemeinsame Interessen gegenüber Regierungen, mit denen sie sich verstehen, artikulieren“, so Merk.

„Die Digitalisierung wird ähnlich weitreichende Veränderung wie einst die Industrielle Revolution mit sich bringen. Niemand kann sich den Veränderungen entziehen, es gilt allen Menschen, egal wo sie leben, die nötige Infrastruktur zur Verfügung zu stellen damit jeder die nun gebotenen Chancen nützen kann. Essentiell ist, dass dies alle begreifen und sich auf den Wandel vorbereiten!“, sieht der Präsident der Jungen Alpenregion Matthias Huber Möglichkeiten besonders für junge, technikaffine Bürgerinnen und Bürger. Dem kann Anton Weiß (Oberbayern) nur hinzufügen: „Die Digitalisierung bringt ganz neue Möglichkeiten auch für entlegenere Orte – diese gilt es bestmöglich zu nutzen!“

Alpenraum ist Lebensraum, nicht nur Naherholungsgebiet

Ähnliche Herausforderungen für die Alpenregion sieht auch der Vorsitzende der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag und örtliche Abgeordnete Thomas Kreuzer, der im Anschluss Gast der Versammlung war. Um der Entwicklung der Demographie entgegen zu wirken, hat Bayern die Digitalisierung in seiner Alpenstrategie in den Fokus gerückt. Sie umfasst u.a. den Breitband- bzw. Glasfaserausbau, die Verbesserung des Mobilfunks, ein Förderprogramm „Handwerk digital“ und die Ausbildung digitaler Fachkräfte. So soll der Alpenraum auch zukunftsfähiger Lebensraum sein und nicht nur Naherholungsgebiet. „Wir kommen nicht aus“, fasste Kreuzer dann auch das Thema Digitalisierung knapp zusammen. Natürlich gäbe es viele Herausforderungen nicht nur hinsichtlich der digitalen Infrastruktur, die aufgrund der Topographie im Alpenraum besonders kostenintensiv umzusetzen ist, sondern vor allem auch beim Thema Datenschutz und Big Data. „Aber wir haben gute Voraussetzungen, wenn wir es anpacken“, so Kreuzer weiter.

Wir kommen nicht aus.

CSU-Fraktionsvorsitzender Thomas Kreuzer zur Digitalisierung

Chancen und Möglichkeiten für die Junge Generation

Anpacken tut es die Junge Alpenregion. Ergebnis einer tiefgründigen und Einblick in die Gesetze der einzelnen Länder gebenden Diskussion ist die Resolution „Arbeitsmarkt 4.0 – Chancen und Möglichkeiten für die Junge Generation im Alpenraum“, die

  • die Schaffung eines leistungsfreundlichen Klimas zur Förderung der Risikobereitschaft von Unternehmern,
  • grenzübergreifende Vernetzung von digitalen Bildungseinrichtungen,
  • eine starke Cyber-Exekutive und deren Vernetzung mit Unternehmen zur Bekämpfung digitaler Wirtschaftsspionage,
  • neue Rechtsformen und Bürokratieabbau für Start-Up-Unternehmen,
  • elektronische Anlaufstellen bei Ämtern und Behörden und nicht zuletzt
  • die Erschließung von 90 Prozent aller Haushalte mit Glasfaser bis spätestens 2030

für den Alpenraum fordert.

Zum Abschluss der Versammlung besuchten die Teilnehmer die Abschlusskundgebung des CSU-Spitzenkandidaten Joachim Herrmann und anschließend das Viehscheid-Festzelt. Am Sonntag gab es noch eine Stadtführung durch Kempten.