Wahlkampf in Nürnberg-Nord: Bundestagskandidat Sebastian Brehm und sein Team präsentieren vor der Kaiserburg das „Brehm-Mobil“. (Foto: Wolfram Göll)
Wahlkampf

Wo der Schuh drückt

Start in die heiße Wahlkampf-Phase: Der CSU-Bundestagskandidat Sebastian Brehm sucht in Nürnberg-Nord mit seiner rollenden Cafeteria „Brehm-Mobil“ den Kontakt zum Wähler. Gemeinsam mit 20 Teams besucht er die Bürger auch an der Haustür.

„Grüß Gott, darf ich mich vorstellen: Ich kandidiere für den Bundestag“: Diesen Satz wird der gelernte Steuerberater Sebastian Brehm bis zum 24. September noch sehr häufig aussprechen. Mit seiner rollenden, leuchtblauen Cafeteria „Brehm-Mobil“ ist er ab sofort an zwei Tagen pro Woche an vielen Standorten in Nürnberg-Nord präsent: Auf Straßenbahn-Haltestellen, Supermarkt-Parkplätzen, belebten Gehwegen, Parks und so weiter. Außerdem bietet er jeden Montagabend im Internet eine Bürgersprechstunde an.

Manche Leute meinen ernsthaft, die Wahl ist erst nächstes Jahr.

Sebastian Brehm, CSU-Bundestagskandidat Nürnberg-Nord

Zusätzlich besucht Brehm, der gleichzeitig Fraktionsvorsitzender der CSU im Nürnberger Stadtrat ist, zahlreiche Haushalte persönlich. „Der direkte Kontakt mit den Bürgern ist mir sehr wichtig, da erfährt man, wo der Schuh drückt.“ Richtig erfreut ist das Ehepaar Gronau im Nürnberger Stadtteil Almoshof – überraschend dörflich strukturiert und mitten im Knoblauchsland – über den Besuch des Kandidaten: „Das ist aber schön, dass man Sie auch einmal persönlich kennenlernt.“

Haustür-Wahlkampf als ultimative Mobilisierung

Das kurze Gespräch an der Haustür dreht sich zwar eher um Kommunal- als um Bundespolitik – aber immerhin. „Wir machen viele Bürger überhaupt erst aufmerksam, dass die Bundestagswahl ja schon in acht Wochen ist. Manche meinen ernsthaft, die Wahl ist erst nächstes Jahr“, erzählt Brehm schmunzelnd.

Insgesamt 40 Helferinnen und Helfer sind in 20 Teams in seinem Wahlkreis Nürnberg-Nord für den Haustürwahlkampf unterwegs, Männer und Frauen aller Altersgruppen. „Die Mischung ist sehr gut, alle sind hoch motiviert dabei“, freut sich Brehm.

Beim Haustürwahlkampf haben wir schon mal die Nase vorn – denn die SPD macht so etwas gar nicht in unserem Wahlkreis.

Sebastian Brehm

Daniel Frank ist der Koordinator der 20 CSU-Teams im Wahlkreis Nürnberg-Nord. „Wir sind meist spätnachmittags und am frühen Abend unterwegs“, berichtet er. Grundsätzlich betreten die Teams die Wohnungen nicht, sondern haben lediglich das Ziel, die Bürger binnen weniger Minuten auf die Wahl aufmerksam zu machen und zum Wählen zu motivieren. „Das Entscheidende ist aber natürlich, dass wir den Leuten unseren Kandidaten vorstellen.“ Dazu dient ein Prospekt und kleine Aufmerksamkeiten wie Erfrischungstücher und Kulis – nichts Extravagantes.

Traditionelles rot-grünes Pflaster

Der CSU-Direktkandidat Brehm hat es nicht ganz leicht: Nürnberg-Nord ist traditionell eher rot-grün, also ein schwieriges Pflaster für die CSU. Erst Brehms prominente Vorgängerin Dagmar Wöhrl schaffte es, den Wahlkreis regelmäßig und zuverlässig für die Christsozialen zu gewinnen. Jetzt ist es logischerweise Brehms zentrales Wahlkampf-Ziel, seine Bekanntheit zu erhöhen, Sympathie zu gewinnen und die Bürger überhaupt zur Stimabgabe zu mobilisieren. „Beim Haustürwahlkampf, der übrigens in NRW und im Saarland der CDU viele Stimmen gebracht hat, haben wir die Nase vorn – denn die SPD macht so etwas gar nicht in unserem Wahlkreis“, berichtet Brehm.

So kommt man leichter ins Gespräch, wenn man die Leute auf einen Kaffee einlädt.

Sebastian Brehm, zu seinem „Brehm-Mobil“

Zur sympathischen Ansprache der Bürger dient auch das „Brehm-Mobil“, ein ausrangiertes Dreieinhalbtonner-Feuerwehrauto von 1977 vom Typ Daimler-Benz 409, übrigens mit Benzinmotor. „So ein Feuerwehrauto war immer mein Traum“, freut sich Brehm. Er kaufte das Museumsstück privat, deaktivierte Sirene und Blaulicht, ließ den Kleinlaster in der originalen CSU-Farbe lackieren – und baute es zu einer Art rollenden Cafeteria um: mit Stromaggregat, Espressomaschine, Tassen, Besteck, Anrichte, Spüle und so weiter. An Stehtischen servieren einige Helfer und er den Bürgern dann Cappucino und Espresso. „So kommt man leichter ins Gespräch, wenn man die Leute auf einen Kaffee einlädt“, berichtet Brehm.

Soziales, Integration, Steuern

Und das funktioniert sehr gut: Eine Bürgerin, im Sozialbereich engagiert, klagt Brehm ihr Leid, dass Behinderte mit 18 Jahren nach einer Neuregelung in Hartz IV rutschen. Mit einem beruflich erfolgreichen Russlanddeutschen bespricht Brehm die Perspektiven von Zuwanderern auf dem Arbeitsmarkt. Außerdem ärgert sich der Mann – wie alle Arbeitnehmer – über die viel zu hohen Steuern. Das kommt dem Steuer- und Finanzexperten Brehm entgegen, er skizziert kurz die von der CSU geplanten Steuersenkungen.

Da die allererste Wahlkampfstation des „Brehm-Mobils“ die neugebaute Straßenbahn-Endhaltestelle „Thon/Am Wegfeld“ ist, kommt der CSU-Bundestagskandidat auch mit mehreren hier wartenden Bus-, Straßenbahn- und Taxifahrern ins Gespräch. „Das ist gut, denn vor allem die Taxifahrer sind Multiplikatoren“, befindet Brehm. Sollte er am 24. September in den Bundestag gewählt werden, will er sein „Brehm-Mobil“ übrigens weiterbetreiben – zwar nicht für die Fahrt nach Berlin, aber für monatliche mobile Bürgersprechstunden. „Und ansonsten kann ich mit dem Brehm-Mobil sogar bei Oldtimer-Rallyes mitfahren, denn es ist ja schon 40 Jahre alt“, schmunzelt Brehm.