Land der Kirchen, Stadt der Türme: Würzburg. (Bild: Imago/Westend61)
CSU Würzburg

Intensive Debatte zur Leitkultur

Angesichts der massiven Zuwanderung ist es mehr denn je nötig, die deutsche und bayerische Leitkultur zu definieren. CSU-Vizegeneralsekretär Blume und Bundestags-Sozialpolitiker Lehrieder debattierten darüber in Würzburg mit Kirchenvertretern.

„Die Menschenwürde, der Respekt vor Traditionen, vor Andersartigkeit“: Dies macht für den stellvertretenden CSU-Generalsekretär Markus Blume die Leitkultur Deutschlands und Bayerns aus – sowie die gemeinsame Sprache Deutsch. Die Frage, was unsere Werte sind, sei heute nicht mehr so einfach zu beantworten wie in den Gründerjahren der Bundesrepublik, betonte Blume auf einem Podium der Würzburger CSU. Mit ihm diskutierten der Vorsitzende des Familienausschusses im Bundestag, Paul Lehrieder (CSU), Domkapitular Clemens Bieber und der evangelische Diakon Thomas Schmitt.

Leben und leben lassen – ein soziales und tolerantes Miteinander aller Menschen, die in unserem Land leben.

CSU-Familienpolitiker Paul Lehrieder zur bayerischen Leitkultur

Der aus Würzburg stammende CSU-Bundestagsabgeordnete Lehrieder betonte, Leitkultur sei auch die in Bayern gewachsene Grundhaltung „Leben und leben lassen“. Zur Leitkultur gehöre insbesondere „ein soziales und tolerantes Miteinander aller Menschen, die in unserem Land leben“. Diakon Schmitt, Außenbeauftragter der Rummelsberger Diakonie, entwarf ein ähnliches Bild der Leitkultur und bedauerte, dass in der deutschen Debatte der „Beißreflex“ regelmäßig vor der Reflektion komme. Schmitt wünschte sich, dass die Leitkulturdebatte auch über den Umgang der Inländer miteinander geführt werde.

Integration muss auch Grundwerte vermitteln

Der Direktor des Würzburger Caritasverbandes, Domkapitular Bieber, fand es wichtig, die Debatte über die Leitkultur zu führen. Jedoch greife eine Debatte nur unter dem Blickwinkel der Zuwanderung zu kurz: „Es ist geradezu notwendig, die Debatte zunächst im Blick auf unsere Gesellschaft im Ganzen zu führen.“ Vor diesem Hintergrund stellte sich Bieber die Frage, ob die organisierte „Sorge um den Mitmenschen“, etwa in der Kinderbetreuung oder der Pflege, am Ende „nur noch ein Geschäftsfeld“ ist oder noch tatsächliche Solidarität. Bieber drückte seine Hoffnung aus, dass die Gesellschaft weiterhin von einer „menschenwürdigen und lebenswerten sozialen Kultur“ geprägt bleibt – vor allem im Blick auf die Not, die von außen auf uns zukommt.

Blume, der auch Vorsitzender der CSU-Grundsatzkommission ist, erklärte, die Debatte über Leitkultur und deren Vermittlung an Zuwanderer sei heute wichtiger denn je. „Wenn Menschen aus anderen Regionen kommen, mit anderen Werten, wo die Gleichheit von Mann und Frau, wo Bildung auch für Mädchen eben nicht selbstverständlich sind, dann müssen wir ihnen auch unsere Werte vermitteln, wenn Integration gelingen soll“, forderte Blume. Und ergänzte: „Deshalb führen wir nicht nur diese Debatte, sondern sind einen Schritt weiter gegangen und haben das bayerische Integrationsgesetz geschaffen. Weil wir hohes Interesse haben, dass Integration in Bayern gelingt.“

Massiver Wandel durch Zuwanderung

Zur Leitkultur gehöre auch – vor 10 Jahren noch etwas Unerhörtes, heute glücklicherweise eine Selbstverständlichkeit –, dass alle im Land eine gemeinsame Sprache sprechen, nämlich Deutsch, führte Blume weiter aus. Das Deutschland von heute könne man nicht mehr mit dem Deutschland von 1949 vergleichen, als das Grundgesetz geschaffen wurde. Damals habe es eine hohe Übereinstimmung der Schicksale und Werte gegeben, doch heute habe jeder zweite Grundschüler in Ballungsräumen Migrationshintergrund. Grund für den Wandel sei die massive Zuwanderung aus fremden Kulturkreisen.

An die Stelle allgemein akzeptierter und respektierter Werte ist häufig falsch verstandene Toleranz getreten – manche nennen das auch Selbstverleugnung.

Markus Blume, Chef der CSU-Grundsatzkommission

„Bei der Schaffung des Grundgesetzes ging es um die Frage des Verhältnisses von Bürger und Staat, heute geht es um die Frage des Verhältnisses der Bürger untereinander und um die Frage: Was hält unser Land am Ende zusammen?“ Die Menschen seien heute darüber verunsichert, was die Gesellschaft in ihren verbindenden Grundwerten ausmacht, so Blume weiter. An die Stelle allgemein akzeptierter und respektierter Werte sei häufig falsch verstandene Toleranz getreten. Manche nennten dies auch „Selbstverleugnung“. Daher sei die gesellschaftliche Debatte über die Leitkultur als kulturelle Identität unseres Landes so notwendig, sagte Blume.