Mitglieder der CDU Peine in der Passauer Nibelungenhalle beim Politischen Aschermittwoch 2015. (Bild: BK/dia)
Aschermittwoch

Treu, treuer, CDU Peine

Zum 40. Mal fuhren Mitglieder des niedersächsischen CDU-Kreisverbands Peine heuer zum Politischen Aschermittwoch nach Passau. Die meisten „Passau-Fahrer“ sind „Wiederholungstäter“. Viele von ihnen haben noch Franz Josef Strauß erlebt, der den Peinern nach der Polit-Großveranstaltung immer 100 Liter Bier in der Passauer Handwerkskammer ausgegeben habe.

„Von der Weser bis zur Elbe, von dem Harz bis an das Meer, stehen Niedersachsens Söhne, eine feste Burg und Wehr“, singen die fast ausschließlich männlichen Mitglieder der CDU Peine bei ihrem Begrüßungsabend am Vortag des Politischen Aschermittwochs. Der Inhalt des Niedersachsenlieds ist für sie Programm, könnte man meinen: Genauso wacker fahren sie seit 39 Jahren über 600 Kilometer vom hohen Norden in den tiefen Süden zum Politischen Aschermittwoch.

Wegen des Jubiläums ist die Reisegruppe heuer besonders groß. Auch die früheren niedersächsischen Kultusminister Horst Horrmann und Elisabeth Heister-Neumann zählen dieses Jahr zur 84-köpfigen Mannschaft. Mit dabei sind dieses Jahr erstmals auch acht Frauen – eine absolute Premiere, denn früher seien die Männer unter sich oder nur von ein oder zwei Frauen begleitet gewesen, berichtet Organisator Martin Olbrich. Die meisten „Passau-Fahrer“ sind aber „Wiederholungstäter“. Viele von ihnen haben noch Franz Josef Strauß erlebt, der den Peinern nach der Polit-Großveranstaltung immer 100 Liter Bier in der Passauer Handwerkskammer ausgegeben habe, wie sich Wilhelm Bruer, ehemaliger Gastwirt und zum 29. Mal mit von der Partie, erinnert.

Franz Josef Strauß: „Anziehungskraft“ bis in den Norden

Strauß war es auch, der die Peiner überhaupt erst nach Passau lockte, wie Horrmann recherchiert hat: So sei einst Werner Schrader, Peiner CDU-Ratsherr und Gildemeister, als Privatmann zum damals noch im Vilshofener Wolferstetterkeller abgehaltenen Politischen Aschermittwoch gefahren und von Strauß hellauf begeistert wieder zurückgekehrt. Unter den Parteifreunden und Strauß-Anhängern sei man sich dann schnell einig gewesen, künftig eine öffentliche Aschermittwochs-Fahrt zu veranstalten. Gesagt, getan: 1976 erlebten die ersten „Passau-Fahrer“ einen – mittlerweile in der Passauer Nibelungenhalle – zur Höchstform auflaufenden Franz Josef Strauß – und waren ebenso angetan wie ihr Reiseleiter.

1988 waren die Zeiten von Strauß mit dessen Tod zwar vorbei, doch die Begeisterung für den Aschermittwoch und die CSU ist bei den Peinern geblieben. Und an der Stelle des Empfangs nach der Polit-Großveranstaltung etablierte sich ein offizielles Abendessen am Vortag, so Olbrich, der die Fahrt – seine 35. – seit 2001 organisiert. Als Bahnbeamter war der 76-Jährige schon immer für die Zugfahrt zuständig; und als die Organisatoren starben, sei ihm die gesamte Leitung geblieben, erzählt der „Präsident der Peiner-Passau-Fahrer“, immer rege zwischen Tischen und Rednerpult hin- und herpendelnd.

Der CSU und Passau bis heute treu geblieben

Nachdem er dort auch heuer wieder routiniert seine Truppe in Passau willkommen heißt, begrüßt anschließend – auch das ist Tradition – CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer die Gäste. Dieses Jahr gratuliert Scheuer überdies zum Jubiläum mit einem mitgebrachten Aufsteller mit der Aufschrift „100 Jahre Franz Josef Strauß – 40 Jahre Peiner-Passau-Fahrer“, unterlegt mit weiß-blauem Rautenmuster. Mit dabei als weiteres Geschenk hat er eine genauso gestaltete „ordentliche Amts- und Tischausstattung“, da „Eure Wimpel ja schon in die Jahre gekommen sind“, wie er zum Amüsement der Peiner anmerkt. Wieder ernsthaft dankt er im Namen der CSU – „insbesondere auch des Parteivorsitzenden“ – den Peinern dafür, „dass Ihr uns jedes Jahr die Treue haltet“.

Treu zeigen sich die „Peiner-Passau-Freunde“ auch bei ihrer Unterkunft. Genauso lang, wie sie nach Passau fahren, logieren sie schon im Innenstadt-Hotel „Weißer Hase“. Dort hatte sich auch, laut Olbrich, dank seiner Initiative die Tradition ergeben, dass der CSU-Generalsekretär am Begrüßungsabend immer eine kurze Rede hält: Der frühere CSU-Generalsekretär Thomas Goppel habe nämlich seinerzeit während des Politischen Aschermittwochs ebenfalls immer im „Weißen Hasen“ gewohnt. Und so sei man miteinander ins Gespräch gekommen und habe Goppel davon überzeugen können, „mal von seinem Hotelzimmer zum Abendessen runterzuschauen“. „Seither ist“, wie Olbrich erfreut berichtet, „jedes Jahr beim Begrüßungsabend der Generalsekretär anwesend“.

CDU- und CSU-Mitglieder gleichzeitig

Nicht ganz uneigennützig, wie sich anfänglich zeigte: Denn Goppel wiederum nutzte ebenfalls die Gunst der Stunde und warb erfolgreich für CSU-Mitgliedschaften. So gibt es einige Männer im Speisesaal des „Weißen Hasen“, die sowohl CDU- als auch CSU-Mitglied sind, darunter Werner Niemann, der über seinen Beitritt zur CSU erzählt: „Thomas Goppel hat mich persönlich hier beim Frühstück aufgenommen.“ Das war vor 14 Jahren; heuer werde er für seine 15-jährige Mitgliedschaft vom Ortsverband Passau geehrt, zeigt der 17-fache „Passau-Fahrer“ stolz seine Einladung. „Hier sind viele Bindungen entstanden“, weiß auch Passau-„Vielfahrer“ Klaus Schmutzler, der deshalb auch zu berichten weiß, dass die Peiner „die der ersten Stunde waren, die in Passau angetreten sind“. Und: „Wir haben alle Ministerpräsidenten kennengelernt, und alle haben die Peiner gewürdigt.“