Sie verkündeten im Rahmen einer Pressekonferenz stolz die Ergebnisse einer Studie: (v.l.n.r.:) AKE-Landesschriftführer Kurt Höller, AKE-Landesvorsitzender Siegfried Balleis, AKE-Landesvorstandsmitglied und Studienverfasser Jürgen Karl sowie Geschäftsführer Jens Hauch vom EnergieCampus Nürnberg. (Bild: CSU)
Arbeitskreis

„Energie” für Energiewende

Das Ergebnis erstaunte in der Art und Weise vielleicht selbst sogar den ein oder anderen glühenden Verfechter der Energiewende des CSU-Arbeitskreises Energiewende (AKE). Dieser präsentierte nun eine Studie, wonach die Erneuerbaren Energien deutsche Stromverbraucher mehr ent- als belasten.

„Die Gesellschaft trägt für die Energiewende keine Kosten und die Unternehmer werden im Zuge des Ausbaus der Erneuerbaren Energien sogar teilweise entlastet“, so kommentierte AKE-Landesvorsitzender Siegfried Balleis die Ergebnisse der Studie mit dem etwas sperrigen Titel „Deutschland ohne Erneuerbare Energien? – Stromkosten und Versorgungssicherheit ohne die Einspeisung Erneuerbarer Energien in den Jahren 2011-2013“. Der Erlanger Professor Jürgen Karl, Lehrstuhlinhaber für Energieverfahrenstechnik an der Friedrich-Alexander-Universität (FAU), hatte die Studie verfasst, die der AKE nun im EnergieCampus Nürnberg als Diskussionspapier präsentierte. Damit bekenne sich der AKE einmal mehr demonstrativ zum „Erfolg der Energiewende“, wie Balleis bei der Vorstellung betonte.

Stromersparnis durch Erneuerbare Energien

11,2 Milliarden Euro hätten Deutschlands Stromverbraucher allein 2013 gespart, weil in großem Umfang Erneuerbare Energien ins Stromnetz eingespeist worden wären, zitierte Balleis den Wissenschaftler. Ohne Stromerzeugung aus Wind und Photovoltaik wären die Strompreissteigerungen in den vergangenen Jahren deutlich höher ausgefallen als die aktuell diskutierten Strompreissteigerungen in Folge des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Der Grund dafür liege in dem Rückgang der konventionellen und nuklearen Stromerzeugungskapazitäten bei gleichzeitiger Zunahme der Erneuerbaren Energien. Durch das Angebot- und-Nachfrage-Prinzip sei Strom aus den Erneuerbaren Energien billiger als aus den herkömmlichen zu beziehen, erklärte Balleis.

Versorgungssicherheit dank Erneuerbaren

Diese Ersparnis schlage sich allerdings unterschiedlich groß nieder, wie aus der Studie weiter hervorgeht. Für Privathaushalte und gewerbliche Stromverbraucher entsprächen demnach die rekonstruierten Mehrkosten von 5,29 ct/kWh in etwa der für dieses Jahr fälligen EEG-Umlage von 5,277 ct/kWh. Für diese Verbrauchergruppe hätte sich gegenüber den aktuellen Stromkosten also wenig geändert. Für die heute von der EEG-Umlage befreiten stromintensiven Betriebe dagegen hätte sich der Anteil der Erzeugungskosten an den Strombezugskosten mehr als verdoppelt. Noch gravierender ist allerdings die Erkenntnis, dass ohne Wind und Photovoltaik mit der maximal zur Verfügung stehenden konventionellen und nuklearen Erzeugungskapazität über 269 Stunden des Jahres 2013 die Nachfrage nicht sicher hätte gedeckt werden können. Zwar wären dabei auch keine sogenannten „Blackouts“ entstanden; doch ein stabiler Netzbetrieb sei in diesen Situationen nur durch die Einspeisung von Erneuerbaren Energien sicher
gewährleistet.

Weitere Erzeugungskapazitäten erforderlich

„Durch den massiven Ausbau Erneuerbarer Energien reduzierten sich also für die Letztverbraucher nicht
nur die Gesamtkosten des Strombezugs. Erneuerbare Energien erhöhen vor dem Hintergrund reduzierter konventioneller und nuklearer Kraftwerkskapazitäten auch die Versorgungssicherheit am bundesdeutschen Strommarkt“, fasste die AKE-Führungsspitze das Diskussionspapier zusammen. Das Papier zeige außerdem, dass – unter der Voraussetzung, dass keine weiteren konventionellen Kraftwerke vom Netz genommen werden – bei einem weiteren Ausbau der Erneuerbaren die Strombezugskosten für die bundesdeutschen Letztverbraucher bis 2020 in etwa konstant gehalten werden können. Spätestens ab 2023 sei es laut Expertise der Energiewissenschaftler jedoch unabdingbar, dass zusätzliche Erzeugungskapazitäten zur Verfügung stehen, um den Wegfall der letzten sechs Kernkraftwerke auszugleichen.

Warnung vor Belastung des Mittelstands

Versorgungssicherheit und Kostenstabilität müsse auch nach Auffassung der CSU-Mittelstands-Union (MU) oberste Priorität bei der Energiewende haben. In einem Positionspapier zur Energiepolitik warnte Landesvorsitzender Hans Michelbach davor, Mittelstand und Mittelschicht durch die Energiewende weiter zu belasten. „Akzeptanz bei Mittelstand und Mittelschicht wird nur durch Senkung der Kosten und Reduzierung der Abhängigkeiten erreicht werden“, so der Leiter des MU-Energie-Fachausschusses, Thomas Geppert. In ihrem Papier fordert die MU daher unter anderem, den Ausbau der Erneuerbaren an den parallelen Ausbau der erforderlichen Netze „unter Kostenbeteiligung der Anlagenbetreiber, durch intelligente Steuerungsmechanismen und durch den Ausbau von Speicherkapazitäten“ zu koppeln. „Belastungen gerade auch für Kleinstunternehmen müssen reduziert werden“, waren sich die MU-Fachausschuss-Mitglieder einig und betonten dabei: „Energieeffizienz und Netzstabilität haben für uns eindeutig Vorrang vor einem weiteren Leistungsausbau.“