Farbenfrohes Miteinander: Im Herbst traf sich die Arbeitsgruppe Integration der CSU Oberbayern zu einem Netzwerktreffen mit Vertretern von Konsulaten, Freunden der Türkischen Gemeinde Bayerns und der internationalen Tanzgruppe „Letas“. Die oberbayerische AG Integration ist Vorbild für den bayernweiten CSU-Arbeitskreis „Zuwanderung, Integration, Heimat“, der im Dezember von den Delegierten des Parteitags in Nürnberg beschlossen wurde. (Bild: CSU)
Arbeitskreis Integration

Abenteuer Zuwanderung

Ekaterina Skakovskaya (40) leitet die Arbeitsgruppe Integration der CSU Oberbayern und wird auch dem neuen bayernweiten CSU-Arbeitskreis „Zuwanderung, Integration, Heimat“ vorstehen. Doch dass sich die gebürtige Russin bei der CSU engagiert, war keine ausgemachte Sache. Es hätte auch anders kommen können.

Oft geben Kleinigkeiten den Ausschlag, welchen Weg ein Mensch in seinem Leben einschlägt. Bei Ekaterina Skakovskaya war das so. Einen nicht ganz unbedeutenden Anteil daran dürfte Hermann Nafziger haben, langjähriger Gemeinderat in Planegg (Kreis München). 2008 kam Skakovskaya nach Martinsried, das zu Planegg gehört. „Von Anfang an habe ich festgestellt, dass es beim Thema Integration viel Handlungsbedarf gibt. Deshalb wollte ich mich für die Gemeinde engagieren, in der ich lebe“, erzählt sie. Also schrieb sie ein Konzept für ein Integrationszentrum Planegg. Aber wer würde sich im Kommunalwahlkampf dafür interessieren? „Ich habe mir einfach die Namen notiert, die auf den Wahlplakaten standen, und die Kandidaten angeschrieben.“ Der SPD-Bürgermeister war nicht interessiert. Vom damaligen CSU-Bürgermeisterkandidaten Hermann Nafziger erhielt sie dagegen sofort eine positive Antwort. Er lud sie zu Veranstaltungen ein. Das Gefühl, dazuzugehören, ermutigte sie, sich zu engagieren. So kam sie zur CSU. „Die CSU hat mich willkommen geheißen. Ich habe nach Freunden und Engagement gesucht. Beides habe ich in der CSU gefunden.“

Dann kam eins zum anderen. Skakovskaya wurde in die Vorstände der CSU und der FU Planegg gewählt. Bald darauf empfahl die Landtagsabgeordnete Kerstin Schreyer-Stäblein sie für das Mentoring-Programm der FU Oberbayern. „Das war mein Glücksjahr“, sagt Skakovskaya. „Das Mentoring-Programm hat mein Leben verändert. Dort habe ich mit Entscheidungsträgern auf Augenhöhe gesprochen. So lernt man, wie Politik funktioniert.“ Auf diese Weise habe sie auch Bayern besser kennengelernt. „Die bayerische Identität ist mir in jenem Jahr noch bewusster geworden.“

Von Wolgograd nach Bayern und in die Politik

Ekaterina Skakovskaya kommt aus Wolgograd. Sie promovierte und arbeitete als Dozentin für Philosophie und Sozialwissenschaften an der Uni. Doch das war ihr zu wenig. „Ich bin ein Produkt des sowjetischen Bildungssystems. Ich habe Schach gelernt, aber kaum etwas über das Ausland.“ Sie wollte einmal nach Deutschland fahren. Mit 29 Jahren erhielt sie dann eine Einladung nach Köln. Aber weil sie kein Deutsch konnte, konnte sie auch den Vertrag nicht lesen, den man ihr geschickt hatte. Da beschloss sie wütend. „Jetzt ist Schluss. Ich gehe nach Deutschland, um die Sprache zu lernen.“

Mit 30 Jahren kam sie 2004 nach Würzburg und stürzte sich „von Null auf Hundert“ ins Abenteuer Bayern. Erst später verstand sie, dass es nicht so einfach ist, in einem anderen Land Fuß zu fassen. „Ich habe naiv gedacht, das wird schon klappen.“ Schnell merkte sie, wie wichtig das Thema Integration ist. „Im Grunde genommen hat bei mir die Integration schon angefangen, als ich am Flughafen Frankfurt angekommen bin und ohne Sprachkenntnisse völlig hilflos war. Da haben mir ein paar nette Menschen geholfen und einige grundlegende Dinge erklärt.“

Aus beruflichen Gründen zog sie 2008 in den Süden Bayerns. In der CSU Oberbayern sprach sich schnell herum, welches Talent da auf eine sinnvolle Aufgabe wartete. Im Dezember 2011 klingelte ihr Handy. Es war Ilse Aigner, Vorsitzende der CSU Oberbayern, die das Projekt „Meine Zukunft Oberbayern“ gestartet hatte. „Sie hat mich gefragt, ob ich die Arbeitsgruppe Integration leiten möchte.“ Natürlich wollte sie. „Innerhalb von zwei Jahren haben wir 20 Veranstaltungen organisiert und alle Wahlen begleitet“, berichtet Skakovskaya stolz. 90 Menschen verschiedenster Herkunft machen bei der AG mit. „Wir sind ein Team, keine Einzelgänger. Alle sind gleichberechtigt.“

CSU auch Heimat für Zuwanderer

Skakovskaya ist überzeugt, dass die CSU Heimat für Zuwanderer werden kann. „Wir sind die Partei, die diese Menschen in die Gesellschaft mitnimmt, wir brauchen keine Angst vor Parallelgesellschaften zu haben.“ Wichtig sei, dass „die Zuwanderer mit uns leben und nicht gegen uns“. Wenn die Integration versage, dann sei die Gesellschaft nicht stark genug gewesen. „Wir müssen jeden Einzelnen ansprechen. Es gibt keinen anderen Weg.“ Doch auch die Zuwanderer müssten ihren Teil zur Integration beitragen, findet die 40-Jährige. „Sie müssen sich der Gesellschaft zuwenden und mit gutem Beispiel vorangehen.“

Der neue Arbeitskreis „Zuwanderung, Integration, Heimat“ helfe, diese Ziele zu erreichen. Nun suchen die AG-Mitglieder Mitstreiter in ganz Bayern. „Wir brauchen alle, Einheimische wie Zuwanderer, es geht nur zusammen“, so Skakovskaya. Die Terror-Anschläge in Paris und die Pegida-Demonstrationen in Dresden würden den dringenden Handlungsbedarf deutlich zeigen. So freue sie sich schon „tierisch“ auf die Zusammenarbeit mit allen Bezirksverbänden der CSU und auf den innerparteilichen Dialog. Denn das Ziel des Arbeitskreises, ein friedliches Miteinander aller in der gemeinsamen Heimat Bayern, sei nur mit Geduld und Einfühlungsvermögen zu erreichen: „Integration mit dem Holzhammer funktioniert einfach nicht.“

 

Florian Christner