Biergenuss im Biergarten. Bild: Bayerischer Brauerbund e. V.
Aldersbach

Die heimliche Hauptstadt des Bieres?

Interview Im kommenden Jahr wird das Bayerische Reinheitsgebot 500 Jahre alt - und der Hauptort der Feierlichkeiten wird das niederbayerische Aldersbach, denn dort findet die Sonderausstellung "Bier in Bayern" statt. Im Interview mit dem BAYERNKURIER spricht Bürgermeister Harald Mayrhofer darüber, wie Aldersbach zur "Bierhauptstadt" wurde, und was sich seine Gemeinde von der Ausstellung erhofft.

Herr Mayrhofer, neben Aldersbach haben sich auch noch zahlreiche andere Gemeinden beworben, die unter Umständen noch stärker mit Bier in Verbindung gebracht werden als Ihre Gemeinde. Was hat Ihrer Meinung nach den Ausschlag für Aldersbach gegeben?

Harald Mayrhofer: Aldersbach setzte sich gegen folgende namhafte Mitkonkurrenten durch: Augsburg, Bamberg, Bayreuth, Ettal, Freising, Ingolstadt, Kaufbeuren, Kulmbach, Nürnberg und Wolznach. Ein Riesenerfolg für unsere kleine Vilstalgemeinde.

War es die Bescheidenheit von Aldersbach, die ausschlaggebend für den Zuschlag war? Nein, denn neben der Kompaktheit von Kloster, Asamkirche und Brauerei kommt ein attraktives Einzugsgebiet vom Rottaler Bäderdreieck über das angrenzende Österreich bis nach Tschechien hinzu. Der damalige Staatsminister Dr. Wolfgang Heubisch betonte zum einen die herrliche Asamkirche, die restaurierten Säle des Klosters, sowohl aber auch die Brauerei, das Brauereimuseum und den Festplatz in der Mitte. Der damals amtierende Bürgermeister Franz Schwarz war der Meinung, dass mit der barocken Kirchen- und Klosterpracht, mit der modernen Aldersbacher Brauerei und einer Atmosphäre, die ganz dem Idealbild von Bayern entspricht, eine perfekte Umgebung für die Landesausstellung geboten ist.

Aldersbach wird ein guter Gastgeber sein.

Wir sind zuversichtlich, dass Aldersbach einen guten Gastgeber darstellen wird und dass in Zusammenarbeit mit Kloster, Kirche, Landkreis und Brauerei, die bereits bei der Bewerbung an einem Strang gezogen haben, ein sehr ausgereiftes Konzept erstellt wird. Zu danken ist aber auch Herrn Dr. Jörg Haller, der die einzigartige Bewerbungsmappe von Aldersbach zusammengestellt und gestaltet hat.

Welche Vorbereitungen trifft Aldersbach schon heute für das anstehende Ereignis? Welche Maßnahmen sind noch geplant?

Mayrhofer: Es ist uns bewusst, dass uns in den Monaten während der Ausstellung und auch schon bei den Vorbereitungen viel Arbeit und Aufwand erwartet. Aldersbach im niederbayerischen Klosterwinkel – reizvoll im Vilstal gelegen und unweit von Passau – steht für das Zusammenspiel von klösterlicher Vergangenheit und Moderne, mit einer Brauerei, die sich ihren Namen verdient. Das Kloster, sicher auch der Ursprung der Aldersbacher Braukunst, gab und gibt dem Ort bis heute sein Gesicht. Und gerade diese Verbindung von alt und neu, von Vergangenheit und Zukunft, macht Aldersbach für die Landesausstellung zu einem attraktiven Ausstellungsort. Die historische und moderne Brauerei mit der Klosteranlage – die gerade vom Förderverein wieder instand gesetzt wird – mit ihren kunsthistorischen Glanzpunkten, sowie unsere weithin sichtbare, von den Gebrüdern Asam ausgestaltete Barockkirche – welche ebenfalls gerade restauriert wird – geben einen festlichen und stimmungsvollen Rahmen für die bayerische Landesausstellung 2016.

Im Umfeld des gesamten Klosterareals wurden mehrere Bereiche in Angriff genommen: So wurde bereits der Bau eines Kultur- und Begegnungszentrum abgeschlossen, ein barocker Kräutergarten wurde errichtet und im Bau befinden sich noch eine so genannte „Orangerie“, welche als Informationszentrum für die Landesausstellung dient und eine Freilichtbühne. Im Bereich der Brauerei wird das traditionelle Bräustüberl renoviert und erweitert. Ebenso wird eine Schaubrauerei errichtet, in der man sein eigenes Bier brauen kann. In der Planung sind Infrastrukturmaßnahmen im Bereich des Verkehrs und der Parkplatzsituation sowie die Errichtung eines Waldspielplatzes. Auf Hochtouren laufen die Planungen zum Begleitprogramm. Die Besucher erwartet ein attraktives Begleitprogramm zu geplanten Themenwochen mit individuell ausgearbeiteten Events. Zu den einzelnen Themen wird von den Kooperationspartnern ein attraktives Rahmenprogramm erstellt. Die geplanten Ausstellungsräume im Gebäude der Brauerei sollen nach der Landesausstellung weiterhin als Brauereimuseum genutzt werden.

Können Sie einschätzen, wie viele Besucher die Ausstellung in Ihre Gemeinde locken dürfte? Welche Vorteile versprechen Sie sich davon, auch langfristig?

Mayrhofer: Wir erwarten uns eine Vielzahl an Besuchern, welche begeistert von Aldersbach sein werden. Wir sehen durch die Landesausstellung eine große Chance, von der die ganze Region über die kulturtouristischen Aspekte hinaus, profitieren wird und wir erhoffen uns dadurch einen Werbeeffekt und einen Imagegewinn, der nicht hoch genug einzuschätzen ist. Aldersbach will sich als traditionelle und historische Gemeinde dem breitgefächerten Publikum präsentieren.

Die Fragen stellte Dominik Sauter.

Das Haus der Bayerischen Geschichte präsentiert vom 29. April bis 30. Oktober 2016 die Bayerische Landesausstellung 2016 „Bier in Bayern“ in Aldersbach im Passauer Land.

Der Klosterort Aldersbach mit der Kombination von Bier und Barock in Gestalt von Brauerei, Kloster und Kirche hat sich im Rennen um den Austragungsort der Bayerischen Landesausstellung 2016 “Bier in Bayern” durchgesetzt.

Am 23. April 1516 erließ der bayerische Herzog Wilhelm IV. eine Verordnung, in der er die Inhaltsstoffe des heimischen Bieres festlegte:

Wir wöllen auch sonnderlichen, das füran allenthalben in unsern Stetten Märckten und auf dem Lannde zu kainem Pier merer stuckh dann allain Gersten, Hopffen und Wasser genomen und gepraucht sölle werden.

Dieses so genannte Reinheitsgebot, wonach zum Brauen von Bier lediglich Gerste, Hopfen und Wasser Verwendung finden dürfen, gilt als ältestes noch in Kraft befindliches Lebensmittelgesetz. Auch wenn ähnliche kommunale Vorschriften schon früher existierten, gewann die Verordnung von 1516 besondere historische Bedeutung: Für ein relativ großes Territorium eingesetzt, wurde das Reinheitsgebot nach 1800 für das ganze heutige Bayern verbindlich und 1906/07 deutschlandweit durchgesetzt. Es entwickelte sich zu einem weltbekannten Qualitätszeichen.