Claudia Freitag-Mair. (Foto: Spargelmuseum)
Interview mit Claudia Freitag-Mair

Hochsaison für den Spargel

Die Spargelsaison ist eröffnet. Vor allem in Schrobenhausen, dem Zentrum des bekanntesten bayerischen Spargelanbaugebiets, ist damit für viele Bauern und Saisonarbeiter Hochsaison angesagt. Zeit auch, um einmal einen Blick auf das einzige Europäische Spargelmuseum, das sich in Schrobenhausen befindet, zu werfen. Anna Diller sprach mit Museumsleiterin Claudia Freitag-Mair.

Bayernkurier: Seit 1991 führt das Museum die Bezeichnung „Europäisches Spargelmuseum“. Was macht das Museum so einzigartig in Europa?

Claudia Freitag-Mair: Mit seinen umfangreichen Sammlungen ist das Europäische Spargelmuseum in Schrobenhausen bislang das einzige Spezialmuseum in ganz Europa, das sich ausschließlich dem Thema Spargel widmet. Untergebracht ist es in einem Wehrturm der historisch fast vollständig erhaltenen Stadtmauer aus dem 15. Jahrhundert. Hier erhält der Besucher umfassende Informationen zu Geschichte und Anbau des Spargels, von der Antike bis heute. Dokumentiert und erklärt werden die Botanik und die Wirkungen der Inhaltsstoffe der Pflanze – in der Fachsprache „asparagus officinals“. Im Laufe der Zeit haben sich viele Rezepte mit der Zubereitung des königlichen Gemüses beschäftigt und werden im Museum gezeigt. Spezielle und edle Geschirre und Bestecke zeigen wie Spargel zu Tisch gebracht wurde und wie man ihn gegessen hat. Spargel in der Kunst ist ein weiterer Themenbereich, der im Museum zu sehen ist. Von der Reproduktion eines Wandgemäldes in Pompeji aus dem Jahr 10 nach Christus über niederländische Stillleben mit Spargelbündeln aus dem 17. Jahrhundert bis hin zu Andy Warhols „Silver Asparagus“ ist eine breite Palette unterschiedlichster Abbildungen des edlen Gemüses ausgestellt. Das Museum ist auch deshalb ausgezeichnet als Europäisches Spargelmuseum, da in der Sammlung aus etwa jedem Land mindestens ein Exponat vorhanden ist.

Bayernkurier: Was waren die Anfänge des Museums? Haben auch die Spargelbauern selbst das Museum beim Aufbau der Ausstellung eifrig unterstützt?

Freitag-Mair: Schon 1983 standen Ideen im Raum eine Spargel-Sammlung aufzubauen und damit später ein Museum einzurichten. Die ersten Sammlungsstücke waren ein Stecheisen, eine Glättkelle und ein Spargelkorb von hiesigen Bauern. Anfänglich etwas belächelt, fand sich schnell eine kleine Gruppe, die sich intensiv um den Aufbau der Sammlung und dann später um das dazu passende Gebäude kümmerte. Die Initiatoren schrieben Galerien, Antiquitätenhändler und Antiquariate an und versuchten, möglichst viele Exponate zu erwerben. Von der heimischen Bevölkerung kamen vor allem Geräte und Gegenstände zum Anbau. Darüber hinaus sammelte man auch botanische Fachliteratur, Gemälde und Reproduktionen von Gemälden, Fotos und historische Zeitdokumente sowie Geschirre und Bestecke. Am 13. Mai 1985 eröffnete dann bereits das erste „Deutsche Spargelmuseum“. Ziel war es von Anfang an, so umfassend wie möglich über Spargel zu informieren.

Bayernkurier: Merken Sie eine höhere Besucherzahl in der Spargelsaison? Oder verhält sich die Zahl der Museumsbesucher im Jahresverlauf konstant?

Freitag-Mair: Die Besucherentwicklung von 1985 bis 1990 sowie das rasche Anwachsen der Sammlung hatte eine bauliche Erweiterung des Museums zur Folge, und 1991 konnte dann das Europäische Spargelmuseum in seiner heutigen Ausdehnung eröffnet werden. Jedes Jahr im Mai und Juni gehen die Besucherzahlen steil nach oben, es kommen viele Besuchergruppen, Einzelbesucher und Schulklassen ins Museum. In den Monaten Juli bis April sind weit weniger Besucher im Museum zu verzeichnen, so dass die Öffnungszeiten dann auf drei Mal die Woche je zwei Stunden stark reduziert werden.

Bayernkurier: In Bayern hat sich die Spargelanbaufläche seit 1990 verdreifacht. Kommt Spargel immer häufiger auf den Teller und steigt parallel dazu auch das Interesse der Menschen an Fragen rund um den Spargel?

Freitag-Mair: Das Interesse der Besucher ist meiner Meinung nach schon immer vorhanden und auch recht groß gewesen. Ich denke aber, dass die Leute vor einigen Jahren schon noch mehr Interesse an unserem Museum hatten als in heutiger Zeit, in der man sich über Internet umfassend und detailliert informieren kann. Andererseits genießen die Besucher nicht nur den Aufenthalt im Museum, sondern gehen auch in die anderen Museen der Stadt oder genießen ein Spargelessen direkt am Ort, an dem das Gemüse wächst und geerntet wird.