Zweifellos: Großbritanniens Queen Victoria (1819-1901) war die mächtigste Frau ihrer Zeit, und ihre zahlreichen Paläste in London und dem Rest des britischen Empires waren voll von beeindruckenden Bauten und umwerfenden Landschaften. Warum also sollte sich die Königin ausgerechnet ins oberfränkische Schlösschen Rosenau wünschen? Der Grund ist ganz einfach: Die Liebe zu ihrem Mann führte zu derlei Gedankenspielen. Denn nur ihre Position als Königin und ihr großes Pflichtbewusstsein hielten Victoria nach eigenem Bekunden davon ab, ihren Lebensmittelpunkt in die Nähe von Coburg, die Heimat ihres Mannes, zu verlegen. „Wäre ich nicht, was ich bin, hätte ich hier mein wirkliches Zuhause“, sagte sie einst über Rosenau, als sie gemeinsam mit ihrem Mann Albert dessen Heimat 1845 einen Besuch abstattete.
In der Tat – das von einem englisch geprägten Landschaftsgarten umgebene Schlösschen Rosenau hat seine Reize: Anfang des 19. Jahrhunderts wurde der im Kern mittelalterliche Landsitz der Herren von Rosenau vom Herzogshaus Sachsen-Coburg-Saalfeld ausgebaut und umgestaltet. Die Wohnräume sind durch farbige Wandmalereien geprägt, ein Marmorsaal diente als Festraum. Herzog Ernst III. legte Wert auf eine neugotische Bauweise für seine Sommerresidenz.
Victorias geliebter Ehemann wurde hier geboren
1819 wurde Ernsts zweitältester Sohn hier geboren – Albert von Sachsen-Coburg-Gotha, der später die englische Königin heiraten sollte. Obwohl die Ehe, wie üblich in der damaligen Zeit, arrangiert war, herrschte eine tiefe Zuneigung zwischen Albert und Victoria. Ihr Mann wurde der wichtigste Berater der mächtigen Königin. Als Albert mit nur 42 Jahren starb, verfiel Victoria in langanhaltende Trauer.
Seit 25 Jahren ist das Schloss ein Museum
Und Schloss Rosenau? Ab 1893 nutzte es Victorias zweitgeborenen Sohn Alfred als Sommerresidenz. Er hatte das Erbe als regierender Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha angetreten. Nach Alfreds Tod 1900 wohnte noch seine Witwe bis 1920 auf Rosenau. Danach wurde es unter anderem als Altersheim genutzt. Das Schloss verfiel zusehends, bis der Freistaat Bayern es kaufte und aufwendig sanierte. Seit 25 Jahren ist es wieder für Besucher geöffnet.
dos/dpa