Ein Denkmal auf dem Marktplatz in Coburg erinnert an Prinz Albert. (Foto: Picture Alliance/Horst Schunk)
Adel

Fünf königliche Tage

Mit einer Festwoche begeht Coburg den 200. Geburtstag von Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha, dem Prinzgemahl von Königin Victoria. Schirmherrin der Feierlichkeiten in Oberfranken ist die britische Königin Elizabeth II.

Wenn jedes Jahr am Heiligen Abend halb England noch die letzten Geschenke einpackt und Kärtchen für die Nachbarn schreibt, sitzt eine Familie schon vor dem festlich geschmückten Tannenbaum: die Windsors. Dass Königin Elizabeth II. und ihre Verwandtschaft Weihnachten so verbringen, wie das Millionen Deutsche, aber nur wenige Briten tun, geht auf einen Mann aus Franken zurück: Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha, Prinzgemahl von Königin Victoria und Ur-Ur-Großvater der Queen.

Die Queen als Schirmherrin

Von Montag (26. August) an wird in Coburg eine Woche lang der 200. Geburtstag des Adeligen gefeiert. Das Programm, das die Prinz-Albert-Gesellschaft in Coburg organisiert hat, umfasst Vorträge, ein internationales Forschungssymposium, Themenführungen und einen viktorianischen Abend. Schon am Vortag des 200. Geburtstags von Prinz Albert, am Sonntag, 25. August, lädt die Bayerische Schlösserverwaltung nach Schloss Rosenau, wo ein Festtag gefeiert wird. Schirmherrin der Festwoche ist Queen Elizabeth II.

Die deutsche Version des Weihnachtenfeierns ist nur eines von vielen Beispielen, wie der zunächst ungeliebte Prinz aus Deutschland in den gut 20 Jahren seines royalen Handelns dem Königreich seinen Stempel aufdrückte. „Er hat großen Anteil daran, dass das viktorianische Zeitalter so erfolgreich verlaufen konnte“, sagt die geschäftsführende Vorsitzende der Prinz-Albert-Gesellschaft, Franziska Bartl. Bis 1917 trug die königliche Familie Großbritanniens sogar noch den Familiennamen Alberts, Saxe-Coburg-Gotha. Im Ersten Weltkrieg wurde aus politischen Gründen der Fantasiename Windsor kreiert.

Reformer aus Deutschland

Unter anderem beschäftigte sich Albert als einer der ersten in England mit der sozialen Frage, ging in die damals für die Oberschicht verpönten, schmutzigen Arbeiterviertel Londons, südlich der Themse, schuf erstmals annehmbare Wohnbedingungen für die Unterschicht – mit Klospülung und Heizstätte. Er veranstaltete die erste Weltausstellung in London, förderte Kultur, Architektur und Wissenschaft, setzte sich für fortschrittliche Landwirtschaft ein.

Prinz Albert ist das schillerndste Beispiel für die erfolgreiche Heiratspolitik, für die das Geschlecht derer von Sachsen-Coburg zur Zeit der deutschen Kleinstaaterei berühmt geworden war. Die Coburger ließen ihre Sprösslinge in wichtige europäische Königshäuser einheiraten – und mehrten auf diese Weise Einfluss und Geltung. Alberts Onkel etwa war der König von Belgien, Leopold, der engste Bindungen zur britischen Krone unterhielt. Leopold wurde zu einer Art königlichem Kuppler und brachte den gut aussehenden Coburger Prinzen mit der damals noch blutjungen Queen Victoria – Alberts Cousine – in Verbindung.

Konflikte im Königshaus

Die Ehe der beiden ist bis heute beliebter Gegenstand von romantischen Filmen und Erzählungen – sie gilt als eine der großen royalen Love-Storys des 19. Jahrhunderts. So groß soll die Zuneigung gewesen sein, dass sich Victoria nach dem frühen Tod ihres Gatten und Vaters ihrer neun Kinder jahrelang hinter die Palastmauern zurückzog – was zu einer ernsthaften Krise der britischen Monarchie führte. Das schwarze Trauergewand legte sie bis zu ihrem eigenen Tod nicht mehr ab.

In Wahrheit, so fanden Historiker inzwischen heraus, ging die große Liebe durch so manches Wellental. „Die meiste Zeit hat sie ihn einfach verrückt gemacht“, sagt der britische Historiker Andrew Wilson, der zuletzt ein neues Buch zu Prinz Albert vorgelegt hatte. „Es war eine extrem schwierige Ehe.“ Das hatte auch politische Gründe. Denn Albert hatte von seinem Onkel und Lehrmeister Leopold die politische Neutralität der Krone in einer konstitutionellen Monarchie eingetrichtert bekommen. Victoria orientierte sich parteipolitisch an der jeweiligen Regierung – was unter anderem Streit über die Zusammensetzung des Hofstaates heraufbeschwor.

Verehrung in England

Freud und Leid bei Hofe jedenfalls, machen Albert heute noch zu einem Ausnahme-Adeligen. Der Coburger sticht hervor aus den zahlreichen gekrönten und ungekrönten Häuptern seiner Zeit. Zahlreiche Überbleibsel zeugen von der Popularität, die der anfangs wenig willkommene Deutsche in Großbritannien im Stande war zu erwerben. Die Royal Albert Hall ist noch immer ein bedeutender Veranstaltungsort, gegenüber im Hyde Park thront der einstige Prinzgemahl auf einem überdimensionalen Memorial. Das Victoria and Albert Museum gehört noch heute zu den kulturellen Höhepunkten Londons.

Spuren in Coburg

Und auch in der Heimatstadt Alberts ist der Prinzgemahl noch immer eine feste Größe, zumal der berühmte Sohn den Tourismus in der schmucken Kleinstadt fördern soll. Mitten auf dem Marktplatz in der mittelalterlichen Altstadt Coburgs steht sein Denkmal. Der Albertsplatz südlich des Rathauses wurde zuletzt neu gestaltet, und mit Prinz Andreas lebt noch ein direkter Nachkomme Alberts in der Stadt.

Ganz in der Nähe, auf Schloss Rosenau, können Besucher nun zum Festtag die einstigen Wohnräume des vielleicht erfolgreichsten – wenngleich inoffiziellen – deutschen Botschafters in Großbritannien besichtigen. Das Schlösschen im Grünen war der Sehnsuchtsort Queen Victorias. „Wäre ich nicht, was ich bin, hätte ich hier mein wirkliches Zuhause», hat die Königin nach einem gemeinsamen Aufenthalt mit Albert in dessen Geburtsschloss geschrieben.

(dpa/BK)