Tablets und Handys verändern auch das Studium an den Hochschulen. (Foto: Imago/PhotoAlto)
Bildung

Bereit für das digitale Studium

Eine aktuelle Untersuchung der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft bescheinigt den Hochschulen im Freistaat beste Voraussetzungen für die digitale Lehre. Verbesserungsbedarf sieht die Studie allerdings noch bei der Qualifizierung der Dozenten.

Wissenschaftsminister Bernd Sibler sieht die Bayerischen Hochschulen insgesamt auf dem richtigen Weg, was die digitale Lehre betrifft. Gleichzeitig müssten aber einzelne Aspekte noch stärker in den Blick genommen werden. Sibler reagierte damit auf die aktuelle Studie „Digitale Bildung an bayerischen Hochschulen“ der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw).

Wir brauchen eine umfassende Qualifizierungsinitiative für Dozenten sowie neue Lehrkompetenzen.

Alfred Gaffal, vbw-Präsident

In ihrer aktuellen Untersuchung kommt die vbw zu dem Ergebnis, dass im Freistaat die Voraussetzungen für eine qualitativ hochwertige digitale Hochschullehre gegeben seien. Studenten fänden digitales Lernen hilfreich zum Erwerb digitaler Kompetenzen. Die möglichen Potenziale würden aber noch nicht vollständig ausgeschöpft. Damit sich das ändert, forderte vbw Präsident Alfred Gaffal mehr Exzellenz im Bereich der digitalen Bildung.

Mangelndes Wissen über Digital-Strategien

„Wir brauchen eine umfassende Qualifizierungsinitiative für Dozenten sowie neue Lehrkompetenzen, um anspruchsvolle Lernaktivitäten mit digitalen Medien zu ermöglichen“, erklärte Gaffal. Als Hightech-Standort mit vielen weltweit erfolgreichen und hochinnovativen Unternehmen seien die Hochschulen des Freistaats besonders gefordert.

Die Ergebnisse der Befragung belegten dies, teilte die vbw mit: So gaben lediglich 35 Prozent der Studiendekane an, dass ihre Hochschule eine Strategie für digitales Lehren und Lernen habe. Bei den Dozenten seien es sogar nur 25 Prozent, denen eine Strategie bekannt sei. „Hier gibt es Aufklärungs- und Nachholbedarf“, kommentierte Gaffal.

Internetzugang für Studenten

Häufig qualifizieren sich die Lehrkräfte auf eigene Faust. Eine systematische Ausbildung im Bereich des digitalen Lehrens und Lernens findet an den bayerischen Hochschulen der Studie zufolge noch nicht statt. Zudem scheinen viele Dozenten nicht genug Unterstützung zu erfahren: Nur knapp zwei Drittel (63 Prozent) können sich etwa an Experten aus der eigenen Hochschule wenden. Dazu passt, dass etwa 30 Prozent der Dekane angeben, für die Lehrenden in ihrem Verantwortungsbereich gebe es keine didaktische Unterstützung.

Die Erhebung legt außerdem offen, dass digitale Medien an den Hochschulen zwar in mehr als der Hälfte der Unterrichtszeit verwendet werden. Meist kommen sie jedoch nur zum Einsatz, um Inhalte etwa mit einem Beamer zu präsentieren. Für anspruchsvolle und aktive Aufgaben werden digitale Medien seltener eingesetzt.

Positiv wird in der Studie erwähnt, dass 79 Prozent der Studenten angeben, in ihren Unterrichtsräumen Internetzugang zu haben. Und immerhin noch 66 Prozent von ihnen sagen, dass die Verbindung schnell genug für sinnvolle Anwendungen sei. Zufrieden mit der Ausstattung für digitales Lehren und Lernen an ihrer Hochschule ist etwa die Hälfte der Studenten.

Bayern fördert digitales Lernen

„Wir sehen in den Ergebnissen der Studie wertvolle Impulse für eine innovative Weiterentwicklung der Lehre. Mit der Zukunftsinitiative Masterplan BAYERN DIGITAL II setzen wir hier bereits entsprechende Schwerpunkte, etwa mit dem künftigen Förderprogramm SMART vhb“, sagte Minister Sibler. Das Programm unterstütze die Lehrenden dabei, ihre Präsenzlehre durch Online-Lerneinheiten zu erweitern. Darüber hinaus entwickele das Zentrum für Hochschuldidaktik die Didaktik an allen bayerischen Hochschulen für angewandte Wissenschaften weiter. Auf universitärer Seite sei dafür das Kompetenzzentrum für digitales Lehren und Lernen zuständig.

Als Freistaat unterstützen wir die Hochschulen dabei, die digitale Entwicklung aufzugreifen und neue Formate anzubieten.

Judith Gerlach, bayerische Digitalministerin

Mit der virtuellen Hochschule Bayern (vhb) verfüge der Freistaat als einziges Bundesland über eine hochschulübergreifende digitale Plattform, die bereits 1,4 Millionen Kursbelegungen vorweisen könne. Sie ermögliche Studentinnen und Studenten ein zeitlich und örtlich flexibles Studium.

Tablets und Handys im Studium

„Wir unterstützen unsere Hochschulen nach Kräften dabei, die Chancen der Digitalisierung für die Lehre noch effektiver zu nutzen“, sagte Sibler. Gemeinsam mit dem neu geschaffenen Digitalisierungsministerium wolle man in Zukunft noch stärkere Akzente setzen. Die Staatsministerin für Digitales Judith Gerlach betonte: „In unserer Gesamtstrategie, Bayerns digitale Potentiale weiter auszubauen, nehmen die Hochschulen einen wichtigen Platz ein.“

Die digitalen Möglichkeiten durch Tablet und Smartphone seien längst Alltag der jungen Menschen. Entsprechend hätten sich auch Lehren und Lernen verändert. „Als Freistaat unterstützen wir die Hochschulen dabei, die digitale Entwicklung aufzugreifen und neue Formate anzubieten“, sagte Gerlach. „Klares Ziel der Staatsregierung ist es, hier gemeinsam schnell weiter voranzukommen und gute Grundlagen für das lebenslange Lernen zu schaffen.“

(PM/dpa/BK)