Biertrinker auf der Wiesn haben gut lachen. Paradoxerweise steigt der Preis für alkoholfreie Getränke stärker als der für Gerstensaft. (Foto: Imago/Ralph Peters)
Wiesn

Kritik an Zehn-Euro-Wasser

Die Wiesn ist teuer. Heuer trifft es Familien besonders hart. Die Preise für alkoholfreie Getränke steigen stark an. Paradoxerweise ist das eine Folge des verhinderten Bierpreisdeckels, den die rot-grüne Mehrheit im Münchner Stadtrat abgelehnt hat.

In München ist die abgelehnte Bierpreisbremse zum Eigentor für die SPD geworden. Die Sozialdemokraten hatten sich jüngst gemeinsam mit den Grünen dem Vorschlag der CSU verwehrt, den Preis für die Mass zu deckeln. Wegen der gestiegenen Sicherheitskosten auf der Wiesn regte Wiesn-Chef Josef Schmid (CSU) an, die Wirte mit einer Umsatzpacht stärker zur Kasse zu bitten. Damit die Wirte die Mehrkosten nicht auf die Besucher umlegen, wollte der Bürgermeister den Bierpreis bei 10,70 Euro einfrieren und für die Wirte als Ausgleich einen zusätzlichen Tag einführen. Der Pacht stimmte der Stadtrat zu – dem Deckel und dem Zusatztag nicht.

Der zweite Bürgermeister meinte schon nach der Stadtratsentscheidung prophetisch: „Das ist keine Niederlage für mich, sondern für die Mehrheit im Stadtrat. Nun steht zu befürchten, dass die Mehrkosten an die Festgäste weitergegeben werden.“ Er behielt Recht.

Der Trotz der Wirte

Die Wirte reagierten nun trotzig auf Schmids gescheiterten Bierpreisdeckel: Unter der durch Schmids Pläne verstärkten Aufmerksamkeit erhöhen sie den Bierpreis nur um moderate 25 Cent statt der in der Vergangenheit üblichen 30 Cent. Dafür langen sie bei alkoholfreien Getränken heuer so richtig hin – und treffen damit vor allem Familien mit Kindern.

Laut eines Berichts des Münchner Merkurs am Mittwoch steigen die Preise für alkoholfreie Getränke wie folgt an: Tafelwasser von 8,27 auf 8,73 Euro pro Liter, Limonade kostet 9,55 statt 9,04 Euro und Spezi 9,64 statt 9,27 Euro. Den Rekord hält nach einem Bericht der Münchner Ausgabe der BILD vom Mittwoch das Weinzelt: Ein Liter Wasser kostet hier 11,60 Euro. Ein Liter Wasser, nicht etwa ein Liter Wein.

CSU-Fraktion: Besucher zahlt die Zeche

„Die Wiesn verliert dadurch immer mehr ihren Volksfestcharakter. Es ist Zeit, den Preisautomatismen in München etwas entgegenzusetzen“, erklärte nun Schmid im Münchner Merkur.

Dank der Verhinderer im Stadtrat zahlen die Zeche für die gestiegenen Sicherheitskosten hauptsächlich die Besucher und nicht die Großverdiener des Festes.

Manuel Pretzl, CSU-Fraktionschef im Stadtrat

„Der saftige Anstieg aller Getränkepreise auf der Wiesn zeigt eindeutig, wie dringend wir die von Bürgermeister Josef Schmid vorgeschlagene Bierpreisbremse gebraucht hätten“, teilt Stadtrat Manuel Pretzl, Fraktionsvorsitzender der CSU-Stadtratsfraktion, auf Anfrage mit. Dieses Vorgehen der Wirte sei absolut vorhersehbar gewesen, Reiter und Rot-Grün bekämen nun die Quittung für ihren Irrglauben, dass die Preise für nicht alkoholische Getränke zu sehr steigen würden, wenn der Bierpreis gedeckelt wird. „Jetzt ist einfach alles teurer geworden. Dank der Verhinderer im Stadtrat zahlen die Zeche für die gestiegenen Sicherheitskosten hauptsächlich die Besucher und nicht die Großverdiener des Festes“, erklärt Pretzl.

Selbst Preisdeckel-Gegner missmutig

Der Merkur bringt auf den Punkt, was an der überraschenden Preissteigerung so verhängnisvoll ist: Die Gegner des Bierpreisdeckels hatten argumentiert, dass eine Preisbremse für die Mass zur Folge hätte, dass die Wirte die Preise für die alkoholfreien Getränke stärker erhöhen würden. Das gehe zu Lasten der Familien. Ein Irrtum, wie nun klar ist. Das stimmt sogar Gegner der Preisbremse missmutig: „Dass die Wirte jetzt so draufschlagen, ist ein Stück weit ein Schlag ins Gesicht für den Stadtrat und alle, die sich gegen den Bierpreisdeckel ausgesprochen haben“, sagte Lydia Dietrich (Grüne) laut Merkur. Sie denkt nun über eine Neubefassung des Stadtrats mit dem Thema nach.

Was dabei obendrein vergessen wird: Damit die Wirte eben nicht die alkoholfreien Getränke oder die Speisen verteuerten, wollte Schmid zum Ausgleich für die Zeltbetreiber den zusätzlichen Wiesn-Tag einführen. Auch den wollten die Verhinderer um OB Dieter Reiter (SPD) nicht haben.