Ungedeckelt: Löwenbräu-Festzelt in voller Besetzung. (Foto: R. Viertlböck, Bildband "Oktoberfest", Schirmer/Mosel)
Volksfest

Kein Bier-Deckel auf der Wiesn

Der Münchner Stadtrat beschließt die von Vizebürgermeister Josef Schmid vorgeschlagene Umsatzpacht für Oktoberfest-Wirte - aber die angepeilte Bierpreisdeckelung lehnt das Parlament ab. Initiator Schmid bedauert: "Chance vertan."

Der Münchner Stadtrat hat die von Vizebürgermeister und Wirtschafts-Referenten Josef Schmid vorgeschlagene Deckelung des Bierpreises auf dem Oktoberfest abgelehnt. Schmids Vorhaben, die Festwirte künftig mittels einer am Umsatz orientierten Pacht zur Kasse zu bitten, stimmte der Rat jedoch zu. Auch auf die Fahrgeschäfte-Betreiber und anderen Beschicker des Volksfestes kommen höhere Standgebühren zu. Auf diese Weise möchte die Stadt die um rund fünf Millionen Euro gestiegenen Kosten für die Sicherheitsvorkehrungen, speziell für den neuen „SecuFence“-Zaun, hereinholen.

Mehrkosten für die Sicherheit hereinholen

Damit sich die Zelt-Betreiber ihre höheren Pachtausgaben nicht via Preiserhöhung fürs Bier von den Gästen zurückholen, wollte CSU-Mann Schmid den Mass-Preis bis 2019 bei 10,70 Euro einfrieren. Doch das Stadtparlament lehnte dies mehrheitlich ab – gegen die Stimmen von CSU, ÖDP und der vormaligen CSU-Abgeordneten Ursula Sabathil, die vor einigen Jahren zu den Freien Wählern gewechselt ist. Schmid sieht dieses Votum nicht als Niederlage – wenn überhaupt nur für die Mehrheit im Stadtrat: „Jetzt steht zu befürchten, dass die Mehrkosten an die Festgäste weitergegeben werden.“

Ich sehe das nicht als Niederlage für mich, sondern für die Mehrheit im Stadtrat.

Josef Schmid, Münchner Vizebürgermeister

Dass die Preise auf dem größten Volksfest der Welt steigen dürften, bestätigte indirekt der Sprecher der Wirte, Anton Roiderer. „Wir bleiben vernünftig und werden bei den Preisen nicht überziehen“, gelobt der Wirt des Hacker-Zelts. Kollege Ludwig Hagen vom Löwenbräu-Zelt kündigt an, bei ihm übersteige der Mass-Preis die 11-Euro-Marke „mit Sicherheit nicht“.

Wiesn-Preisindex steigt und steigt

Wie stark die Preise auf der weltgrößten Kirmes emporschnellen, zeigt der „Wiesn Visitor Price Index“, den die Unicredit-Bank jedes Jahr berechnet. Dieser setzt sich aus den Kosten für ein U- oder S-Bahn-Ticket, zwei Mass Bier und einem halben Hendl zusammen. In den vergangenen Jahren war dieser Index jeweils um 3,6 Prozent gestiegen – allerdings weniger Mass- als Hendl-getrieben, wie das Geldinstitut ausrechnet. So seien die Preise für’s Gickerl in den großen und kleinen Zelten im vergangenen Jahr um 7,8 Prozent gestiegen. Die Bierpreis-Erhöhungen überstiegen dagegen die 3,9 Prozent in keinem der Zelte. Allerdings sei der Bier-Preis seit 1985 um 230 Prozent gewachsen. Überdurchschnittlich im Vergleich zur Inflation von nur 70 Prozent im selben Zeitraum.

Wir werden bei den Preisen nicht überziehen.

Anton Roiderer, Wiesnwirte-Sprecher

Da die Umsätze auf dem Oktoberfest so enorm wachsen, dürften daran orientierte Pachtzahlungen für Betriebe, die auf der Theresienwiese Alkohol ausschenken, ordentlich Mehreinnahmen in die Stadtkasse spülen. „Die Umsatzpacht ist ein Meilenstein auf dem Oktoberfest“, freut sich CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl.

Dass er sich mit seinem Bierpreisdeckel-Vorschlag nicht durchsetzen konnte, bedauert Vizebürgermeister Schmid auf seiner Facebook-Seite: „Chance vertan. Eine Mehrheit aus SPD, Grünen und FDP hat gegen den Bierpreisdeckel gestimmt. Warum der Stadtrat seine Möglichkeiten nicht nutzt, in einer immer teurer werdenden Stadt einmal Stopp zu sagen, verstehe ich nicht.“ Fraktionskollegin Alexandra Gaßmann kritisiert via Facebook die vorgebrachten „Argumente“ der ablehnenden Stadträte: „Der Bierpreisdeckel sei familienunfreundlich und mit denen, die sich zehn Mass gönnen, habe man kein Mitleid. So kurz die Begründung der SPD und der Grünen. Außerdem gingen Familien eh äußerst selten in ein Zelt. Frauen trinken meist nur beim Mann mit. Aha!!! Die Umsatzpacht bei den Fahrgeschäften trifft die Familien tatsächlich.“