„Fronleichnamsprozession in Hofgastein“. Gemälde von Adolph von Menzel (1880).
Fronleichnam

Hochfest von Leib und Blut Christi

Mit Prozessionen, Freiluftgottesdiensten, Weihrauch und Blasmusik feiern die Katholiken an diesem Donnerstag Fronleichnam. In prächtigen Monstranzen tragen Bischöfe und Priester das Allerheiligste durch festlich geschmückte Straßen von Dörfern und Städten sowie über Felder, an Seen und Flüsse getragen und demonstrieren so die Anwesenheit Gottes bei den Menschen.

Fronleichnam ist wohl das „katholischste“ aller christlichen Feste. Nur die römisch-katholische Kirche feiert es in dieser Weise. Eingeführt wurde es im Mittelalter. In seinem Mittelpunkt steht das Geheimnis des Altarsakraments: Die Wandlung von Brot und Wein in Fleisch und Blut Christi – ein Gedenken, das eigentlich bereits im Rahmen der Gottesdienste zum Letzten Abendmahl am Gründonnerstag begangen worden war.

Diese Wandlung wird in der katholischen und orthodoxen Theologie als Sakrament begriffen, also als Manifestation Gottes in der Welt. Doch weil dieses Geheimnis am Gründonnerstag letztlich immer im Schatten von Tod und Auferstehung Christi steht, derer am Karfreitag und an Ostern gedacht wird, hat die römische Kirche diese Feier aus dem Oster-Zusammenhang herausgelöst und ganz an das Ende des österlich-pfingstlichen Festzyklus gesetzt: 60 Tage nach Ostern, zehn Tage nach Pfingsten, eigentlich schon im Frühsommer.

„Fronleichnam“ bedeutet schlicht „Leib des Herrn“

Fronleichnam wurde 1264 vom Papst Urban IV. zum offiziellen kirchlichen Fest erklärt. Der Begriff „Fronleichnam“ stammt aus dem Mittelhochdeutschen: „fron“ bedeutet „Herr“ und „lichnam“ meint den lebendigen Leib. Also „Leib des Herrn“, lateinisch: „Corpus Christi“.  An Fronleichnam, dem „Hochfest des Leibes und Blutes Christi“, zeigen Katholiken öffentlich ihren Glauben an die Gegenwart Christi im Sakrament der Eucharistie. Sie tragen dabei das Allerheiligste, Christus in Gestalt einer konsekrierten Hostie, in einem kunstvoll verzierten Schaugefäß, einer Monstranz, durch die Straßen ihrer Gemeinde und beten an mehreren Altären um Gottes Segen.

Ursprünglich geht das Fest auf eine Vision der heiligen Mystikerin Juliana von Lüttich, einer Augustinerchorfrau, im Jahre 1209 zurück. Diese berichtete, sie habe in einer Vision den Mond gesehen, der an einer Stelle verdunkelt war. Christus habe ihr erklärt, dass der Mond das Kirchenjahr bedeute, der dunkle Fleck das Fehlen eines Festes des Altarssakraments. Das mit der Bulle „Transiturus de hoc mundo“ in der lateinischen Kirche eingeführte Fest war das erste, das von einem Papst in den liturgischen Kalender der Gesamtkirche aufgenommen wurde.

Ein weiterer Traditionsstrang geht auf das Blutwunder von Bolsena oder Blutwunder von Orvieto zurück. Der Priester Peter von Prag soll nach Zweifeln am Dogma der Transsubstantiation 1263 in Bolsena das Brot für die Kommunion gebrochen und dabei Blutstropfen darauf entdeckt haben. Papst Urban IV. ließ das Altartuch mit den vermeintlichen Blutflecken nach Orvieto bringen. Das Blutwunder von Bolsena war ein weiterer Anlass für die Einführung des Fronleichnamsfestes 1264. Papst Nikolaus III. veranlasste den Bau des Doms von Orvieto, in dem das Altartuch (Korporale) heute noch als Reliquie aufbewahrt wird.

Größte Prozession Bayerns in München

In Bayern leben knapp sieben Millionen Katholiken in rund 4000 katholischen Gemeinden. Die größte Fronleichnamsprozession findet in München statt: Um 8.30 Uhr beginnt eine Heilige Messe am Marienplatz mit rund 10.000 Katholiken aus der ganzen Stadt, Vertretern der Staatsregierung, der Stadtspitze, von Orden, katholischen Verbänden, Studenten, Professoren und Trachtengruppen. Danach trägt Reinhard Kardinal Marx die Monstranz über Residenz- und Ludwigstraße bis zur Ludwigskirche und schließlich zurück zum Marienplatz, wo die Prozession mit einem Eucharistischen Segen endet.