Entwurf der neuen Farbfassung von der Befreiungshalle Kelheim. (Foto: Bayerische Schlösserverwaltung)
Befreiungshalle

Neuer Glanz für Kelheimer Wahrzeichen

Die letzte Sanierung liegt mehr als 50 Jahre zurück; zuletzt hatten eindringendes Wasser und Frost insbesondere den Natursteinteilen stark zugesetzt. Nun erhält die Kelheimer Befreiungshalle eine Fassadensanierung inklusive neuem Farbanstrich. Bayerns Heimatminister Markus Söder schwang dafür als symbolischen Startschuss bereits den Malerpinsel.

„Die Befreiungshalle ist das monumentale Wahrzeichen von Kelheim und ein nationales Mahnmal zu Frieden und europäischer Verständigung. Sie erhält nun ihren historischen Glanz zurück“, erklärte Heimat- und Finanzminister Markus Söder beim heutigen Ortstermin, bei dem er den ersten Pinselstrich an der – noch – dunkelgelben Fassade ansetzte.

Ursprüngliches Erscheinungsbild der Fassade als Ziel

Das Erscheinungsbild des Bauwerks soll nach dem Willen des Freistaats wie auch der Kelheimer Bürger im Zuge der Sanierung wieder stärker an die ursprüngliche Fassung und damit die Intentionen des Bauherrn König Ludwig I. und seines Architekten Leo von Klenze erinnern. Vor allem die vom Freistaat beabsichtigte Original-Farbgebung scheint den Kelheimern sehr wichtig zu sein, wie sich in einer eigens von der Bayerischen Schlösserverwaltung im März diesen Jahres ausgerichteten örtlichen Informationsveranstaltung gezeigt hatte.

„Für die Farbauswahl haben wir das aufwändigste Expertenverfahren durchgeführt, das die Bayerische Schlösserverwaltung jemals für eine Neufassung einer Fassade angewandt hat. Wir freuen uns sehr über die Zustimmung der Bürgerschaft zum gefundenen Ergebnis“, zeigte sich Bernd Schreiber, Präsident der Bayerischen Schlösserverwaltung, sehr zufrieden über das Interesse und die breite Zustimmung der Bürger vor Ort. Auch Kelheims Bürgermeister Horst Hartmann (SPD) zeigte sich überzeugt vom Farb- wie Sanierungskonzept.

Wissenschaftliche Erforschung der Original-Farben vorab

Bei ihrer Fertigstellung besaß die Befreiungshalle nach Angaben der Schlösserverwaltung einen Farbanstrich aus unterschiedlichen Farbtönen, der große Natursteinquader imitieren sollte. Aus der Fernsicht ergab sich so ein recht helles, blassgelbliches, warmtoniges Gesamtbild. Spätere Farbanstriche führten zum heutigen Aussehen in einem dunklen, rötlichen Gelbton, der mit der ursprünglichen Idee König Ludwigs I. und seines Baumeisters nicht konform ist. Die Natursteinwirkung ist somit derzeit nicht vorhanden.

Im Rahmen des Beschlusses der Realisierung der dringend anstehenden Sanierungsarbeiten war daraufhin von Wissenschaftlern und unter Beteiligung des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege ein Restaurierungskonzept auf Grundlage restauratorischer Untersuchungen entwickelt worden. Diese Untersuchungen förderten die fünf ursprünglichen Farbtöne wieder zutage: Demnach standen auf einem hellen Grundton zart abgetönte ockergelbliche, hellrosafarbene, rötliche und grünliche Quaderflächen. Aus der Nähe sind sie klar voneinander zu unterscheiden, aus der Ferne verbinden sich die Farbtöne zu einem harmonischen Farbeindruck, so das Urteil des Expertenteams, das aus den Kunstgeschichtsprofessoren Adrian von Buttlar und Christoph Wagner, dem Professor für Wandmalerei, Thomas Danzl, sowie Generalkonservator Mathias Pfeil besteht.

3,1 Millionen Euro für Umsetzung der Fassadensanierung

Auf wissenschaftlich abgesicherter Basis wird sich damit die künftige Gesamterscheinung des Monuments in einem hellen, kalksteinartigen, gleichwie warmtonigen, überwiegend hellgelblichen Farbspektrum zeigen, wie das Heimatministerium ankündigte. Dadurch werde die einstige lichte, erhabene Erscheinung wiedergewonnen werden, so das Ministerium weiter. Auch die Experten selbst sehen in der Wiederherstellung der authentischen Farbwirkung einen erheblichen Gewinn für die Wirkung, das Verständnis und die Erlebbarkeit des herausragenden Baudenkmals.

Über 3,1 Millionen Euro will der Freistaat für die Fassadeninstandsetzung investieren. Inklusive weiterer Baumaßnahmen am Mauerwerk werden Kosten in Höhe von circa 5,3 Millionen Euro erwartet. Andauern sollen die als Erstes erfolgenden anspruchsvollen Fassadenarbeiten an den etwa 5.000 Quadratmeter großen Flächen bis Ende 2017. Daran wird sich bis Herbst 2018 die Instandsetzung des dreistufigen Sockels und der großen Freitreppe anschließen. Die Reparaturen an Natursteinteilen und die Anbringung der neuen Farbe sollen dabei laut Ministerium immer abschnittsweise durchgeführt werden. Dadurch werde stets nur ein Teil der Fassadenfläche eingerüstet sein und die Befreiungshalle so auch während der Sanierungsmaßnahmen immer teilweise sichtbar bleiben.

Wahrzeichen bayerischer Geschichte bis heute

Damit bleibt die Befreiungshalle als ein Wahrzeichen der bayerischen Geschichte auch weiterhin nach außen als solches sichtbar. König Ludwig I. hatte dazu Anfang der 1840er Jahre den Auftrag mit dem Ziel der baulich-symbolischen Erinnerung an den Befreiungskampf gegen die französische Besatzung unter Napoleon und die deutsche Einigung gegeben. Unter anderem sollte mit dem Bau der Gedenkstätte der Völkerschlacht bei Leipzig am 18. Oktober 1813 gedacht werden. Das Monument war daraufhin von Baumeister Friedrich Gärtner mit der Idee der architektonischen Anlehnung an antike und christliche Zentralbau-Ideen begonnen worden. Als Gärtner vor der Fertigstellung des Nationaldenkmals verstarb, vollendete Leo von Klenze bis 1863 das Bauwerk nach geänderten Plänen, übernahm allerdings die 18-eckige Grundkonzeption seines Vorgängers.

Seinerzeit befand sich die Befreiungshalle in einer kulturellen wie baulichen Tradition und Reihe mit anderen Monumentalbauten von Ludwig I. wie der Feldherrnhalle, dem Siegestor und der Ruhmeshalle in München sowie der Walhalla bei Regensburg. Heute ist sie ein Mahnmal zu Frieden und europäischer Verständigung.