Angelika Niebler auf dem Mediengipfel. (Bild: Lena Gräf)
Mediengipfel

„Wir müssen uns warm anziehen“

Auf dem Mediengipfel der Bayerischen Akademie für Fernsehen und digitale Medien würdigte die CSU-Europaabgeordnete Angelika Niebler den Qualitätsjournalismus. Die EU müsse jedoch geeignete Rahmenbedingungen schaffen - sowohl für die Infrastruktur, als auch im Bereich Urheberrechtsschutz.

Hatten um das Jahr 2000 herum weltweit erst 350 Millionen Menschen über das Internet unmittelbar Kontakt zueinander, sind es inzwischen schon mehr als zwei Milliarden, und die Zahl steigt weiter rapide an. Auch das Nutzungsverhalten hat sich grundlegend geändert. Rund zwei Drittel aller Deutschen gehen einer Studie von ARD und ZDF zufolge heute per Handy ins Internet – erstmals sind Smartphones die meistgenutzten Geräte. In den kommenden drei Jahren wird sich auch die Zahl der Devices, sprich Endgeräte, von derzeit 18 Milliarden voraussichtlich verdoppeln. „Wir müssen uns warm anziehen und es ist Aufgabe der EU, Rahmenbedingungen für eine Netzinfrastruktur zu schaffen“, sagte die Vorsitzende der CSU-Europagruppe, Angelika Niebler, anlässlich des digitalen Mediengipfel an der Bayerischen Akademie für Fernsehen und Digitale Medien (BAF).

Mehr als Fernsehen

Jedes Jahr im Oktober beginnen dort 80 bis 90 Studenten ihre Ausbildung. Dabei können sie zwischen fünf verschiedenen Fachrichtungen wählen – Kamera, Schnitt, TV-Produktion, Animation und Fernsehjournalismus. Seit ihrer Gründung im Jahr 1993 hat die BAF 1400 Absolventen hervorgebracht. Die Ausbildung richtet sich inzwischen nicht nur auf das journalistische Handwerk in Sachen Rundfunk und Fernsehen. Studierende lernen Grundlagen von Onlinemarketing bis Social Media. Die Initiatoren haben deshalb die Marke um den Titel „Digitale Medien“ ergänzt und zum Mediengipfel geladen.

Dazu drehten sich die Diskussionen vom 360-Grad-Storytelling und Strategien im Videomarketing bis zur Digitalisierung in Europa. So treibt die CSU-Europaabgeordnete Angelika Niebler derzeit die Frage um, wie Anreize für Unternehmen geschaffen werden können, um in den Ausbau schneller Netze zu investieren. Voraussetzung für das Engagement der Firmen sei jedoch, Grenzen im Binnenmarkt noch weiter abzubauen.

Keine Roaminggebühren

Ein Meilenstein: die Abschaffung der Roaminggebühren ab Juni 2017. Menschen können ab Mitte des Jahres innerhalb der EU telefonieren und Mobilfunkdienste nutzen, ohne massive Kosten zu fürchten. Darauf haben sich Vertreter des Europaparlaments und der Mitgliedsstaaten Anfang Februar in Brüssel geeinigt. Die informelle Vereinbarung muss nun noch von allen EU-Mitgliedstaaten und dem gesamten Parlament bestätigt werden.

Als weiteren Erfolg nannte Niebler die Portabilitätsrichtlinie. Nutzer erhalten unter anderem ab 2018 das Recht, Informationen leichter wieder löschen zu lassen („Recht auf Vergessenwerden“) und Daten von einem Anbieter zum nächsten mitzunehmen („Portabilität“). Internet-Konzerne müssen die Zustimmung zur Datennutzung ausdrücklich einholen und ihre Produkte datenschutzfreundlich voreinstellen.

Leistungsschutzgerecht für Wettbewerbsfähigkeit

Doch die im Dezember 2016 beschlossene Datenschutzreform regelt noch längst nicht alles. Offen bleiben Fragen in Sachen Jugendschutz, Werberichtlinien und das kontrovers diskutierte Urheberrechtsschutz.

Die Standards von 2001 sind heute nicht mehr haltbar und ein modernes Leistungsschutzrecht gehört zu den Kernaufgaben für die Wettbewerbsfähigkeit des Digitalen Binnenmarkts.

Angelika Niebler, CSU-Europaabgeordnete

Niebler würdigte den Qualitätsjournalismus, der mit Recherche, Analysen und Einordnungen Wert- und Gehaltvolles leiste. Dabei sollte die verlegerische Leistung anerkannt werden, wie dies etwa in Deutschland in Form des Leistungsschutzrechts für Verleger geschehe. Der Interessensausgleich für Rechteinhaber und Nutzer stehe für die Europapolitikerin im Vordergrund. Urheberrecht sollte nicht einseitig als Verbraucherrecht gesehen werden. Ein modernes Leistungsschutzrecht fördere Innovationen und sichere die Vergütung der Rechteinhaber. Sie sieht die Politik in der Verantwortung Regeln zu schaffen, die eine gerechte Verteilung gewährleisten.

Verleger müssen mit Rechten ausgestattet werden, um sich gegenüber Google behaupten zu können.

Angelika Niebler, CSU-Europaabgeordnete

Nachwuchs für den Medienstandort Bayern

Die Bayerische Akademie für Fernsehen e.V. (BAF) ist eine Akademie in Unterföhring, getragen von einem gemeinnützigen Verein. Die Finanzierung basiert auf Public Private Partnership: ein Drittel des Etats bestreitet der Bayerische Freistaat, ein weiteres Drittel die Sponsoren und Förderer aus der Fernsehbranche, das letzte Drittel wird durch die Studiengebühren der Teilnehmer sichergestellt. Gegründet wurde die Akademie 1993 auf Initiative privater Programmanbieter und der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien. Ziel ist es, Nachwuchs für die Fernsehbranche auszubilden und damit den Medienstandort Bayern zu stärken. Die Studienschwerpunkte liegen in den Bereichen TV-Journalismus, Kamera, Schnitt, Animation & VFX und TV-Produktionsmanagement.