Ausschnitt aus dem Plan von Hans Döllgast zur Wiederherstellung der Alten Pinakothek München, Ansicht Januar 1954. (Foto: Architekturmuseum der TU München)
Architekturmuseum

Um einen kleinen Schatz reicher

Die Sammlung des Architekturmuseums der TU München ist seit Kurzem dank der großzügigen Schenkung des 2013 verstorbenen Architekten Franz Kießling um einen kleinen Bestand reicher. Kießling überließ dem Museum sowohl eigene Zeichnungen und Modelle als auch etliche seines Lehrers und Vorgängers als Professor für Architektur an der Technischen Hochschule München, Hans Döllgast.

Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg machte sich der Architekt Hans Döllgast (1891-1974) durch einige Kirchenneubauten, wie die Pfarrkirche Hl. Blut in München-Bogenhausen 1933/1934, sowie die Planung der Siedlung Neuhausen 1928-1931 einen Namen. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er maßgeblich am Wiederaufbau des Würzburger Doms, der Münchner Residenz und der Münchner Abtei St. Bonifaz beteiligt. Dabei legte er immer Wert auf eine harmonische Verbindung von altem Bestand und Neubau. Das Prinzip der Kritischen Rekonstruktion leitete ihn auch bei einem seiner ersten großen Vorbildprojekte, dem Wiederaufbau der durch einen Bombenabwurf schwer beschädigten Alten Pinakothek. Hierbei schloss er die Außenmauern mit unverputzten Trümmerziegeln so ab, dass der Bombenschaden als „Verletzung“ des Klenze-Baus erkennbar blieb, die Gebäudestruktur durch schlanke Stahlsäulen, Betonstürze und Gesimse aber gewahrt blieb.

Hans Döllgast und sein Schüler Franz Kießling

Für seine Verdienste um gelungene Architektur beim Neu- und Wiederaufbau zahlreicher öffentlicher Gebäude erhielt er 1957 das Große Bundesverdienstkreuz, wurde 1958 Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und bekam 1959 den Bayerischen Verdienstorden. Daneben prägte er als Professor für Architekturzeichnen und Raumkunst an der Technischen Hochschule München seit 1943 Generationen von Architektur-Studenten. Einer von ihnen war Franz Kießling, der nach seinem Studium Assistent und später sogar Nachfolger von Döllgast an der Technischen Hochschule wurde.

Auch Kießling selbst avancierte im Laufe der Zeit zu einem vielfach ausgezeichneten und in zahlreichen Gremien engagierten – vor allem auch sozial-gesellschaftlich engagierten – Architekten. Mit seinen Bauten als Architekt in München regte er bereits Anfang der 1980er Jahre neue Themen zum Beispiel im Bereich des Generationen- sowie des seniorengerechten Wohnens an. Umgesetzt wurde dies beispielsweise beim Altenheim für die Barmherzigen Schwestern, einem Beispiel für fortschrittliches, menschengerechtes Bauen von Seniorinnenwohnungen für die Ordensschwestern neben der Michael-Fischer-Kirche in Berg am Laim.

Wertvolle Zeugnisse Münchner Baukunst

Daneben hatte Kießling bereits etliche Jahre vor seinem Tod geplant, sowohl seinen eigenen Bestand an Architekturzeichnungen und Modellen als auch eine stattliche Anzahl von Projekten Döllgasts in die Sammlung des Architekturmuseums der Technischen Universität (TU) München zu überführen. Seinem Büronachfolger Josef Gaupp und seinem ehemaligen Mitarbeiter Hansjörg Gottlieb ist es gelungen, diesen Plan in die Tat umzusetzen. Beide sortierten, ordneten und beschrifteten nach Kießlings Tod die Materialien, ehe diese mit Hilfe eines Kunsttransports zur TU gebracht wurden. Dort werden sie nun inventarisiert, bis sie ihren endgültigen Ablageort in den Sammlungsräumen des Museums finden.

Dem Museum stünden damit bei der wissenschaftlichen Bearbeitung und bei zukünftigen Ausstellungen bedeutende Objekte zur Verfügung, wie die Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Pressebeauftragte Hilde Strobl verlautbaren lässt. Von Döllgast sind dies die Pläne etwa zur Umplanung der Basilika St. Bonifaz oder zur Wiederherstellung der Alten Pinakothek oder der Bayerischen Staatsbibliothek, von Franz Kießling ausgezeichnete Projekte wie das Altenwohnheim in Berg am Laim oder das Gut Thyssen der gleichnamigen Industriellenfamilie.