Nürnberg hat nicht nur mit seiner mittelalterlichen Altstadt kulturell sehr viel zu bieten. (Foto: Imago/Westend61)
Kulturhauptstadt

Riesen-Chance für Nürnberg

Die Stadtrats-CSU stimmt der Bewerbung Nürnbergs um den Titel der Europäischen Kulturhauptstadt 2025 zu. Damit steht fest: Die Dürerstadt wirft ihren Hut in den Ring – als einzige Bewerberin Bayerns. „Die Bewerbung ist eine riesige Chance für Nürnberg“, freut sich CSU-Fraktionschef Brehm. Das Kulturleben in der ganzen Region würde entscheidend bereichert.

Der Nürnberger Stadtrat beschließt heute die Bewerbung um den Titel „Kulturhauptstadt Europas 2025“.  Die Fraktionen von SPD, CSU und Grünen unterstützen das Vorhaben. CSU-Fraktionschef Sebastian Brehm freut sich ganz besonders auf die Bewerbung: „Die Bewerbung zur Kulturhauptstadt ist eine riesige Chance für Nürnberg. Ich weiß, dass unsere Kulturreferentin und ihr Team ein großartiges Konzept auf die Beine stellen werden, das die Bürger begeistern wird. Wir werden damit gute Chancen haben den Titel zu holen.“

Es wäre fatal, würde sich die Stadt Nürnberg die Chance entgehen lassen, sich für den Titel zu bewerben.

Prof. Dr. Julia Lehner (CSU), Kulturreferentin der Stadt Nürnberg

Die Kulturreferentin der Stadt, Julia Lehner (CSU), hat als eine der ersten die Bewerbung unterstützt. „Es wäre fatal, würde sich die Stadt Nürnberg die Chance entgehen lassen, sich für den Titel zu bewerben“, so Lehner. „Das Streben nach dem Titel bedeutet Nachhaltigkeit für die Stadt. Mit der Kraft der Kultur werden Perspektiven für ein friedliches, demokratisches Miteinander gestaltet.“ Die Stadt bewirbt sich allein, will aber die ganze Metropolregion in das Konzept einbeziehen, betont Julia Lehner: „Gemeinsam mit den Landkreisen und Städten der Metropolregion Nürnberg wirft die Stadt ihren Hut in den Ring und ist damit die einzige Bewerberin in Bayern.“

Alle Bereiche des Lebens werden einbezogen

Ein Bewerbungskonzept berührt viele Bereiche des öffentlichen Lebens. „Kulturhauptstadt ist nicht gleichzusetzen mit Kunsthauptstadt“, betont die kulturpolitische Sprecherin der CSU-Fraktion, Kerstin Böhm: „Kulturhauptstadt ist ein vielfältiges Thema und breiter angelegt, als man vielleicht glaubt. Es geht nicht darum, beispielsweise irgendwo nur ein neues Konzerthaus zu bauen. Es geht um das Selbstverständnis einer Stadt, das beschränkt sich nicht auf Kunst.“ Als Beispiele nennt Böhm, die auch stellvertretende Fraktionsvorsitzende ist: „Ein Konzept kann in soziale Bereiche gehen, in Stadtplanung, in Sport – schlicht in alles, was unser Leben, unsere Stadtkultur ausmacht. Ich freue mich darauf, dabei zu sein.“

So ein Projekt lebt von der Begeisterung und der Beteiligung der Bürger.

Sebastian Brehm, CSU-Fraktionschef im Nürnberger Stadtrat

„Nun gilt es, ein breit aufgestelltes Konzept zu erarbeiten, mit dem wir ins Rennen gehen werden. Wichtig ist es, so schnell wie möglich auch die Menschen in der Stadt mit ins Boot zu nehmen. So ein Projekt lebt von der Begeisterung, lebt von der Beteiligung der Bürger“, so Sebastian Brehm weiter. Lediglich die kleinen Parteien im Stadtrat sind gegen die Kulturhauptstadt-Bewerbung: Linke Liste, ÖDP und Freie Wähler. Letztere wollen sogar ein Bürgerbegehren gegen die Bewerbung starten. Hauptkritikpunkt der Gegner sind die Kosten: Für die erste Phase der Bewerbung werden rund fünf Millionen Euro veranschlagt – angesichts einer Verschuldung der Stadt von 1,9 Milliarden Euro.

Süddeutsche mokiert sich über „Frankens Zaudermetropole“

Aber die Aussicht, dass Nürnberg in die erste Reihe der europäischen Kulturstädte aufrücken kann, sollte der Stadt und den Bürgern dieses Geld wert sein, findet die Rathaus-CSU. Die Süddeutsche Zeitung mokierte sich in einem Artikel über „Frankens Zaudermetropole“ über die ewigen Nürnberger Selbstzweifel und die Geringschätzung des eigenen kulturellen Werts. „Das Germanische Nationalmuseum, größtes kulturhistorisches Museum der Republik. Zwei Orchester, das Dokuzentrum Reichsparteitagsgelände, Dürer sowieso. Und in der Metropolregion: Wagner in Bayreuth, Welterbe in Bamberg“, zählt die SZ auf. Es gebe also keinen vernünftigen Grund, an der Eignung Nürnbergs zu zweifeln. So hätten es das kleine siebenbürgische Hermannstadt, das irische Cork und das finnische Turku auch den Titel „Europas Kulturhauptstadt“ errungen.

Wir Franken müssen das Rampenlicht der Geschichte wahrlich nicht scheuen. Traut Euch! Ihr habt doch Grund, ein wenig stolz auf eure Geschichte zu sein.

Michael Frieser, Nürnberger CSU-Bundestagsabgeordneter

Der Nürnberger CSU-Bundestagsabgeordnete Michael Frieser sieht das ganz ähnlich: „Wir Franken müssen das Rampenlicht der Geschichte wahrlich nicht scheuen. Für mich steht fest: Natürlich ist Nürnberg eine europäische Kulturmetropole. Wer tief stapelt oder verzagt hinter seiner Geschichte steht, dem sei gesagt: Traut Euch! Ihr habt doch Grund, ein wenig stolz auf eure Geschichte zu sein.“ Frieser sicherte zu, bei befreundeten Europapolitikern kräftig Werbung für Nürnberg zu machen, und regte an, dass der Bund den deutschen Bewerberstädten schon vor der Ernennung zur Kulturhauptstadt finanziell unter die Arme greife.

Europaweite Aufmerksamkeit, Imagegewinn und neue Arbeitplätze

Bis zum Jahr 2019 muss die Bewerbung erarbeitet werden. Dafür fallen Kosten in Höhe von etwa fünf Millionen Euro an. Die weiteren Kosten sind noch unklar. Im Jahr 2020 fällt dann die Entscheidung, welche deutsche Stadt das Rennen macht. Die Konkurrenz ist groß: Es treten unter anderem Dresden, Magdeburg, Chemnitz, Heidelberg, Ulm und Hildesheim an. Die Stadt Nürnberg plant auch eine Bürgerbefragung – möglicherweise nach einer Vorauswahl durch eine Jury, die aus allen deutschen Bewerbern drei bis fünf Städte auswählt, die im Rennen bleiben. Die müssen dann ihr Konzept verfeinern.

Das Beispiel der Kulturhauptstadt 2015, Pilsen, zeigt, dass jeder von der Stadt ausgegebene Euro durch Sponsoren versechsfacht wurde.

Prof. Dr. Julia Lehner (CSU), Kulturreferentin der Stadt Nürnberg

Kulturreferentin Julia Lehner (CSU) will das Argument der hohen Kosten nicht gelten lassen: „Neben dem Imagegewinn und dem Gewinn von Aufmerksamkeit in europäischer Dimension schafft so eine Bewerbung auch Arbeitsplätze.“ Es nur am Geld festzumachen, sei zu kurz gedacht. Außerdem hätten andere Städte wie zum Beispiel Pilsen, die Europäische Kulturhauptstadt 2015, gezeigt, dass sich jeder investierte Euro versechsfacht habe. Ein Scheitern müsse man jedoch immer einkalkulieren.