Das Hochgebirge macht den Klimawandel sichtbar. In Deutschland ist das vor allem der Zugspitzgletscher, der sogenannte Nördliche Schneeferner. Er ist der größte und höchst gelegene Gletscher Deutschlands. Im 19. Jahrhundert hatte er noch eine Ausdehnung von 350 Hektar und bedeckte das gesamte Zugspitzplatt. Durch den fortschreitenden Rückgang des Eises spaltet sich der Gletscher in einen südlichen und einen nördlichen Teil. Der nördliche verliert seither pro Jahr knapp einen Meter seiner Dicke. Sollten sich die Temperaturen um bis zu drei bis sechs Grad dauerhaft erhöhen – was Wissenschaftler prognostizieren – hätte das enormen Einfluss auf die Naturlandschaft der Alpen. Auf die Artenvielfalt, als auch auf die Stabilität der Hänge.
Nur was ich kenne, kann ich schätzen und nur was ich schätze, werde ich auch bereit sein zu schützen.
Ludwig Ries, Geoökologe
Kunst trifft Wissenschaft
Die Ausstellung „Schnee – Ferne“ will Besucher für die markanten Veränderungen des Zugspitzgletschers sensibilisieren. Denn nur wer die Zusammenhänge verstehe, sei auch bereit, sein Verhalten zu ändern, sagt Geoökologe Ludwig Ries. In erster Linie arbeitet er für das Umweltbundesamt in der Umweltforschungsstation Schneefernerhaus auf der Zugspitze. Doch sein Hobby – das Photographieren – machte er sich zunutze, um den Klimawandel in der Bevölkerung stärker ins Bewusstsein zu bringen. Das versucht er mit der Sprache der Kunst zu erreichen. Denn der Mensch reagiert durch seine Sinne, durch Betroffenheit. Diese Emotionen zu wecken gelingt oft besser durch Bilder und Skulpturen, als mithilfe der Wissenschaft.
Dazu begleitete er die Bildhauerin Betty Beier auf den Zugspitzgletscher. Dort dokumentierte der Wissenschaftler nicht nur den Rückgang der Eismassen mit der Fotokamera. Er zeigt mit seinen Bildern auch, wie die Bildhauerin Betty Beier Abdrücke vom Nördlichen Schneeferner machte. Diese ein Quadratmeter großen Eisschollen fixierte die Künstlerin anschließend in ihrem Atelier in einem zeitaufwändigen Verfahren dauerhaft in Acryl und Harz. Drei große Blöcke sind jetzt Teil der Wanderausstellung, die bis zum 25. September im Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz in München zu sehen ist.
Der Boden ist unsere Lebensgrundlage.
Betty Beier, Bilhauerin
Betty Beier begleitet für ihre Studie „Das Erdschollen-Archiv“ seit Mitte der 90er Jahre landschaftsverändernde Prozesse – in China, Island, Alaska, Brasilien und zuletzt auf der Zugspitze. Bei ihrer Spurensuche steht der Boden im Mittelpunkt. Betty Beiers Erdschollen bewegen sich zwischen objekt- und bildhafter Ästhetik und sollen Betrachter durch ihre Details überraschen. So sind sowohl original Müllreste, als auch Steine in das Kunststoffeis eingearbeitet.
Schwindende Eisriesen
Der weltweite Rückzug der Gebirgsgletscher gehört zu den sichtbarsten Zeichen, dass sich das Klima der Erde markant verändert. Gebirgsgletscher gelten als Schlüsselindikatoren für Klimaänderungen – sind quasi eine Art globales Fieberthermometer. Fünf Gletscher gibt es in den deutschen Alpen: den Nördlichen und den Südlichen Schneeferner, den Höllentalferner, den Watzmanngletscher und das Blaueis. Die Messstation, die das Umweltbundesamt gemeinsam mit dem Deutschen Wetterdienst auf der Umweltforschungsstation Schneefernerhaus betreibt, liegt 2.650 Meter über dem Meeresspiegel. Zur weltweiten Klimaüberwachung ist sie an das Messprogramm „Global Atmosphere Watch“ der UN angeschlossen. Das Programm dient der Kontrolle schleichender Veränderungen im Klimasystem der Erde.
Die Ausstellung „Schnee – Ferne“ können Sie noch bis zum 25. September besuchen
montags bis freitags zwischen 9.00 und 18.00 Uhr
Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz
Rosenkavalierplatz 2, 81925 München
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