Muslime beten in einer Moschee in München. (Bild: Imago/Reinhard Kurzendörfer)
München

Kein Geld – vorerst kein Islamzentrum

Wegen außenpolitischer Verwerfungen zwischen Deutschland und Saudi-Arabien ist vermutlich der Geldfluss aus dem Königreich für das geplante Münchner Islamzentrum versiegt. Die Initiatoren bekamen die rund 4,5 Millionen Euro für das anvisierte Grundstück nicht zusammen - jetzt soll das Zentrum womöglich eine Nummer kleiner und an einem anderen Ort entstehen.

Die Pläne für ein Islam-Zentrum in München sind geplatzt. Der Bau des Zentrums mit angeschlossener Moschee könne wegen Geldmangels nicht realisiert werden, teilte der Vorstand des Vereins Münchner Forum für Islam (MFI) mit. Ein Geldgeber aus Saudi-Arabien hatte zuvor seine Spendenzusage aus dem vergangenen Jahr über rund drei Millionen Euro kurzfristig zurückgezogen. Grund seien außenpolitische Verwerfungen zwischen dem Bund und Saudi-Arabien, so vermeldet es jedenfalls der Münchner Merkur.

Zum Aus des Projektes erklärte der Münchner Bundestagsabgeordnete Johannes Singhammer auf seiner Facebook-Seite:

Ohne Transparenz, sondern mit anonymen Spendern, die im Dunklen bleiben wollten, kann man kein offenes Islamzentrum mit Moschee errichten. Dafür fehlte von Anfang an jede Akzeptanz in der Münchner Bevölkerung.

Johannes Singhammer (CSU), Bundestagsabgeordneter

Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) bedauerte, dass „es nun doch nicht zu dem sehr engagierten Projekt kommt.“ Die Stadt München hatte dem Verein zuvor eine letztmalige Frist bis zum 30. Juni gesetzt. Das MFI hätte bis dahin rund 4,5 Millionen Euro aufbringen müssen, um den Baugrund aus städtischem Besitz zu erwerben. Der Penzberger Imam Benjamin Idriz, Initiator des MFI, beteuerte gegenüber dem Münchner Merkur:

Fernziel bleibt ein Islamzentrum in München. Wenn auch nicht an diesem Ort und in dieser Dimension, sondern eine Nummer kleiner.

Benjamin Indriz, Initiator des MFI

Investorsuche in Bayern

Um Geldgeber zu finden und das Projekt doch noch zu realisieren will das MFI künftig nicht nur im Ausland suchen, sondern auch bayerische Unternehmen ansprechen, die im arabischen Raum unterwegs sind, so die AZ München. Auch Alt-Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) befürwortet ein Islamzentrum in München, weil die Zahl der Muslime immer mehr zunähme und damit der Bedarf nach einer über den Nationalstaaten stehenden Moschee für alle Muslime da sei, sagte er der AZ München. Rund sechs Prozent – etwa 90.000 Menschen – in München sind Muslime.

Die Notwendigkeit einer solchen Einrichtung bleibt bestehen.

Christan Ude, ehemaliger Münchner Oberbürgermeister

Doch das Bauprojekt müsse deutlich kleiner werden als geplant – und modular. Deshalb solle es auch nicht so zentral liegen, wie das ursprüngliche Areal an der Dachauer Straße in Neuhausen.

(dpa/AZ/MM/AS)