Wer den Salzburgern glaubt, der sieht das Paradies hier vom Mönchsberg aus. (Bild: Anja Schuchardt)
Österreich

Spielball der Mächte

Wo liegt das Paradies? Bayern ist laut Horst Seehofer immerhin die Vorstufe. Wer den Salzburgern glaubt, der sieht das Paradies vom Mönchsberg aus. Ein Tag in Salzburg beweist: Bayern und Österreich verbindet eine Menge. In der Landesausstellung „Salzburg 20.16“ finden Besucher auch historische Belege für eine jahrhundertelange Beziehung. Ein Beitrag aus dem aktuellen BAYERNKURIER.

Ein Streifzug durch die Straßen von Salzburg gibt Ideen, was beide Nationen zusammen schweißt. Der Dialekt, der Humor, die Geographie. Und natürlich die Mentalität. „Man muss aufpassen, dass es nicht zu klischeehaft wird. Aber was Salzburg und Bayern auszeichnet, ist eine Form von Herzlichkeit und dass man sehr stolz ist auf die eigene Kultur“, sagt Martin Hochleitner, Direktor des Salzburg Museums.

Was verbindet Bayern und Österreich: Blick nach Salzburg und in die LandesausstellungPlay Video
Was verbindet Bayern und Österreich: Blick nach Salzburg und in die Landesausstellung

Als Kunsthistoriker kann Martin Hochleitner viel erzählen über die Beziehungen Österreich-Bayern und die Höhen und Tiefen von Salzburg. Die Stadt war ein Spielball der Mächte. Zwischen 1803 und 1816 wechselte die Herrschaft gleich fünf Mal. So gehörte Mozarts Geburtsstadt eine Zeit lang den Franzosen, den Habsburgern und eben auch einmal den Bayern. Das war von 1810 bis 1816. Nach dem Wiener Kongress kam Salzburg 1816 endgültig zu Österreich – Grund für die Salzburger 200 Jahre Stadtgeschichte zum Thema ihrer Landesausstellung „Salzburg 20.16“ zu machen.

Zwischen Schätzen und Geschichten

Die Geschichten der Stadt erzählen Künstler und Historiker auf drei Ebenen. In der Schatzkammer funkeln Kostbarkeiten, die vor gut zwei Jahrhunderten auf verschiedenen Wegen und im Gepäck wechselnder Herrscher die Stadt verlassen hatten.

Einen historischen Überblick bietet die Ausstellung „Am Schauplatz“ und wer sich für die Kulturgeschichte der Stadt und des Landes Salzburg interessiert, kann am Rundgang „Erzähl mir Salzburg“ teilnehmen. „Aus dem Rupertiwinkel, dem Chiemgau bis nach Passau rechnen wir mit vielen Besuchern, weil vielen Bayern die Stadt Salzburg ideell näher gelegen ist als München“, prophezeit Chefkurator Peter Husty. Fragt man ihn, was beide Länder voneinander lernen können, schmunzelt er. „Vielleicht sollten die Bayern noch selbstbewusster sein. Die Salzburger sind schon sehr stolz auf ihr Land und tragen das weit hinaus. Und Bayern als Freistaat hat auch einen hohen Identitätscharakter, vielleicht kann man da noch etwas nachziehen“, sagt er mit einem Augenzwinkern.

Millionen Bayern flanieren durch die Getreidegasse  

„Wenn ich hier oben stehe und hinunter blicke, dann schaue ich ins Paradies“ sagt Gottfried Meindl. Er lebt als gebürtiger Oberösterreicher seit Jahrzehnten in der Stadt und spaziert täglich auf den Mönchsberg. Auch Maria, die Besucher seit 20 Jahren mit Mozartkugeln in ihrer Altstadt-Confiserie verführt, spricht von Salzburg als „die Stadt ihrer Träume“. Kein Wunder also, dass Salzburg seit 2010 Jahr für Jahr neue Auslastungsrekorde verbucht. 2015 übernachteten 2,7 Millionen Touristen in der Stadt. Hinzu flanieren jährlich rund 5,5 Millionen Tagesgäste durch die Gassen. Von ihnen kommen laut einer Studie rund 30 Prozent aus Bayern. Bei den Salzburgern ist Besuch aus dem Nachbarland herzlich willkommen. „I mogs gern, weils einfach so urige Lait san, biserl deftig, man kann a biserl an groben Schmäh machen un des passt a. Des g`faillt ma“, sagt Thomas Karl und gibt eine ordentliche Portion Senf zum Käsekrainer. Wer nicht nur kulinarische Spezialitäten der Stadt kennenlernen will, sollte noch bis zum 30. Oktober 2016 vorbei kommen. Bis dahin findet nämlich die vom Salzburg Museum konzipierte Landesausstellung statt.

Sie interessieren sich für das BAYERNKURIER-Monatsmagazin? Alle Informationen finden Sie hier.