Landtagspräsidentin Barbara Stamm. (Foto: Bay. Landtag)
Absagen

Dicke Luft am Münchner Nockherberg

Der Protest gegen das diesjährige "Derblecken" weitet sich aus: Nach Landtagspräsidentin Barbara Stamm will auch Bayerns Sozialministerin Emilia Müller im kommenden Jahr demonstrativ auf den Nockherberg-Besuch verzichten. Besonders die herablassende Äußerung von Paulaner-Chef Steinfatt auf Kritik an der Fastenpredigt hat die Politikerinnen erbost.

Sie schließe sich Stamms Boykott des traditionellen Politiker-Derbleckens an, sagte Müller am Mittwoch dem Bayerischen Rundfunk (Bayern 1). „Die Rede von Frau Kinseher war besonders für uns Frauen beleidigend. Unter Kabarett verstehe ich etwas anderes.“ Müller war von der Kabarettistin Luise Kinseher in deren Rolle als „Mama Bavaria“ in der Fastenpredigt beim Starkbieranstich auf dem Nockherberg als „blindes Huhn“ bezeichnet worden – sehr zum Missfallen der Frauenbeauftragten der Bayerischen Staatsregierung.

Herablassend statt selbstkritisch

Landtagspräsidentin Barbara Stamm hatte mitgeteilt, zukünftig nicht mehr am traditionellen Politiker-Derblecken anlässlich der dortigen Starkbierprobe teilnehmen zu wollen. „Ich lege keinen Wert mehr auf den Besuch der Veranstaltung“, schrieb die CSU-Politikerin nach einem Bericht der Würzburger „Main-Post“ an den Geschäftsführer der Paulaner-Brauerei, Andreas Steinfatt. Der Brauereichef könne sie deshalb von der Einladungsliste für 2017 streichen. Hintergrund ist ein Streit um die diesjährige Rede von Kabarettistin Luise Kinseher. Stamm beispielsweise hatte den Umgang mit Politikerinnen beim Derblecken als frauenfeindlich und „zu verletzend“ empfunden. Steinfatt antwortete daraufhin herablassend via Münchner „Abendzeitung„: „Die ärgern sich noch bis übermorgen – und nächstes Jahr wollen dann doch alle wieder eine Einladung“, meinte er in Richtung der Kritiker.

Er hätte ja nach meiner Kritik das Gespräch mit mir suchen können. Hat er aber nicht.

Barbara Stamm, über den Paulaner-Chef

Erst daraufhin habe die Landtagspräsidentin entschieden, der Veranstaltung in Zukunft fernbleiben zu wollen. „Für mich war das Thema eigentlich erledigt. Aber wenn man auf so eine Aussage stößt, kann man das nicht so stehen lassen“, sagte Stamm der „Main-Post„. Deshalb habe sie den Brief geschrieben. Eine Antwort stehe noch aus. In der Bild-Zeitung ergänzte Stamm: „Ich finde, das geht so nicht. Er hätte ja nach meiner Kritik das Gespräch mit mir suchen können. Hat er aber nicht.“ Sie werde daher 2017 definitiv nicht mehr dabei sein. „So wichtig ist der Nockherberg nicht!“

Humor ist, wenn man nicht mehr lacht

Generell leidet in den letzten Jahren die Fastenpredigt unter zunehmend einseitigem „Derblecken“ (der Bayernkurier berichtete). Feiner Humor findet seit Jahren leider immer weniger Einzug in die Rede. Gerade Kinseher kann mit ihren Vorgängern in Sachen Wortwitz nicht mithalten. Heuer war sogar öfters betretenes Schweigen im gesamten Publikum die Antwort auf den „Humor“ der 47-jährigen Kabarettistin. Im Gegensatz dazu ist das Singspiel unter Regisseur Marcus H. Rosenmüller deutlich besser geworden.