Vorzeigebeispiel für Barrierefreiheit in der Gastronomie: das Café Ella am Lenbachhaus. (Bild: Café Ella)
Barrierefreiheit

Lifestyle-Gastronomie ohne Schranken

Der barrierefreie Ausbau gilt als Herzensangelegenheit der Bayerischen Staatsregierung. Inzwischen gibt es auch in der Münchner Szene-Gastronomie ein Vorzeigebeispiel: das Museumscafé Ella. Hier serviert Inhaber Florian August nicht nur originelle Leckereien, sondern das Restaurant bietet auch genügend Platz und direkten Museumszugang.

Trüffelvinaigrette, Kalbstafelspitz oder Limonensorbet? Das Café „Ella“ am Lenbachhaus will seine Besucher mit köstlichen Kreationen verwöhnen und da muss schon ein bisschen Pfiff dahinter stecken. Schließlich ist – was der Standort direkt am Kunstmuseum Lenbachhaus mit sich bringt – ein Großteil der Gäste an Kunst und Kultur interessiert. Doch das Museumscafé hat noch mehr zu bieten als Genuss und Kreativität: hier haben Rollstuhlfahrer Platz und Komfort, was in der Münchner Lifestyle-Gastronomie keine Selbstverständlichkeit ist. Grund dafür sind vor allem die hohen Investitionskosten für den barrierefreien Ausbau. Das bedeutet: der Restaurantbereich sollte wie im „Ella“ ebenerdig gestaltet und die Toiletten behindertengerecht ausgebaut sein. Platzmangel ist außerdem ein Knackpunkt, der es vielen Gastronomen erschwert für Barrierefreiheit zu sorgen.

Gesamtkonzept Museum plus Café

Für Inhaber Florian August ist Barrierefreiheit eine Selbstverständlichkeit. Zum Einen weil er zuvor in der internationalen Hotellerie arbeitete und Barrierefreiheit dort zum Standard gehört. Zum Anderen weil er mit der Stadt München bei der Konzeption des Museumcafés einen Partner hatte. Denn mit der Generalsanierung des angrenzenden Kunstmuseums zwischen 2009 und 2013 ging auch die Planung des Cafés einher. So besitzt es auch einen direkten Zugang zum Museum. Das historische Lenbachhaus ist ebenfalls seit der Sanierung barrierefrei ausgebaut. „Mit München als Partnerstadt war für uns von vorneherein klar, dass wir das Café barrierefrei gestalten“, sagt August.

Ellas Ruf hat sich rumgesprochen

Dass sein Restaurant mit dem Rollstuhl bequem zu besuchen ist, hat sich seit der Eröffnung im April 2013 unter den Gästen rumgesprochen. Täglich kehren fünf bis zehn Gäste bei ihm ein, die Barrierefreiheit benötigen. Rund einmal im Monat bekommt Florian August Anmeldungen von größeren Rollstuhlfahrergruppen. „Dann räumen wir die Stühle weg und schaffen Platz, das ist überhaupt kein Problem für uns.“ Jetzt kann er auch offiziell mit der Barrierefreiheit in seinem Café werben. Im Januar 2016 hat Sozialstaatssekretär Johannes Hintersberger das Museumscafé besucht und das Signet „Bayern barrierefrei – wir sind dabei!“ überreicht.

Es geht nicht nur um die Beseitigung von Hindernissen wie Stufen oder Schwellen. Vielmehr geht es um Barrierefreiheit im Kopf! Die Besucher des Ella können sich sicher sein: hier erwartet sie ein Team, dem das Miteinander, die Teilhabe wichtig ist.

Johannes Hintersberger, Sozialstaatssekretär

Bayern barrierefrei

„Bayern barrierefrei“ – das ist das große Ziel der Staatsregierung. Für den Abbau von Barrieren stellt der Freistaat rund 221 Millionen Euro im Doppelhaushalt 2015/2016 bereit . Das Geld soll in den barrierefreien Ausbau von Bahnhöfen und Haltestellen (rund 25 Millionen Euro), die Neuanschaffung von Linienbussen mit Hublift oder Rampe (60 Millionen Euro) oder die Beseitigung von Barrieren in staatlichen Gebäuden, die öffentlich zugänglich sind (69,5 Millionen Euro) gesteckt werden. Eine zentrale Anlaufstelle im Internet bietet das Portal barrierefrei.bayern.de. Künftig will Bayern Geld in die drei Handlungsfelder Information und Kommunikation, Fortbildung und Gesundheit stecken, um den barrierefreien Ausbau voranzutreiben. Mehr dazu im Artikel „Mehr Barrierefreiheit in Bayern“.