Die drei mutmaßlichen RAF-Terroristen Burkhard Garweg, Daniela Klette und Ernst-Volker Wilhelm Staub (v.l.). Auf Hinweise zu ihrer Ergreifung sind hohe Belohnungen ausgesetzt. Allerdings sind diese Fahndungsfotos schon viele Jahre alt. Niemand weiß, wie sie heute aussehen. (Fotos: BKA/Montage: Göll)
Linksextremismus

Die RAF ist wieder da

1998 hatte die linksextremistische Terror-Organisation RAF ihre Selbstauflösung bekanntgegeben. Einige der damaligen Mitglieder haben sich aber nie der Polizei gestellt und leben seither im Untergrund. Nun sind DNA-Spuren aufgetaucht, die darauf schließen lassen, dass drei RAF-Leute im Juni 2015 an einem Überfall bei Bremen beteiligt waren – vermutlich zur schlichten Geldbeschaffung.

Nach Jahrzehnten im Untergrund haben drei gesuchte Linksterroristen der Roten Armee-Fraktion (RAF) frische Spuren hinterlassen: Höchstwahrscheinlich sind sie es, die am 6. Juni 2015 schwer bewaffnet einen Geldtransporter in Stuhr in Niedersachsen, in der Nähe von Bremen, überfallen haben. Nach dem gescheiterten Raubüberfall auf einem Supermarktparkplatz wurden die genetischen Fingerabdrücke von Daniela Klette, Ernst-Volker Wilhelm Staub und Burkhard Garweg gefunden. Diese Informationen des NDR wurden aus Sicherheitskreisen bestätigt.

Bei dem Überfall in Stuhr hatten drei Maskierte den gepanzerten Geldtransporter am helllichten Tag mit einem VW-Transporter vom Typ „T4“ blockiert und mit einem Schnellfeuergewehr auf den Transporter geschossen. Den Tätern gelang es aber nicht, ins Auto zu gelangen. Sie flüchteten ohne Beute in einem „Ford Focus“. Nach dem Überfall wurden an dem stehengelassenen VW-Transporter die DNA-Spuren entdeckt, die jetzt den dreien zugeordnet wurden. Eine Sonderkommission suchte mit Phantombildern nach Hinweisen, zudem wurde von privater Seite eine Belohnung ausgesetzt.

DNA-Spuren der drei RAF-Terroristen sind bereits dreimal aufgetaucht

Alle drei mutmaßlichen RAF-Terroristen sollen laut NDR bereits 1993 an dem spektakulären Sprengstoffanschlag auf die Justizvollzugsanstalt in Weiterstadt in Hessen beteiligt gewesen sein. Auch damals seien ihre DNA-Spuren gefunden worden. Ihre Spuren wurden demnach auch nach einem Überfall 1999 in Duisburg auf einen Geldtransporter entdeckt, der nach ähnlichem Muster verlief. Außerdem stehen die drei RAF-Mitglieder im Verdacht, an einem weiteren Überfall auf einen Geldtransporter Ende 2015 in Wolfsburg beteiligt gewesen zu sein. Das teilte die Staatsanwaltschaft in Verden mit.

Mehr als zwei Jahrzehnte lang war die RAF der Inbegriff von Terror und Mord. 1998 erklärte sie sich für aufgelöst. Ihrem „bewaffneten Kampf“ gegen das „imperialistische System“ fielen Dutzende zum Opfer, darunter hohe Repräsentanten von Wirtschaft und Politik. Einige RAF-Mitglieder sind bis heute verschwunden und stehen auf der Fahndungsliste des Bundeskriminalamts (BKA). Trotz der Raubüberfälle gibt es derzeit keine Hinweise darauf, dass sich die RAF wieder aktiv dem Terrorismus zuwendet. Kommentatoren mutmaßen, die Überfälle dienten allein zur Geldbeschaffung im Untergrund.

Von der „Baader-Meinhof-Bande“ bis zur „RAF-Kommando-Ebene“

Vorläufer der RAF war die nach dem Kaufhaus-Brandstifter Andreas Baader und der Journalistin Ulrike Meinhof benannte „Baader-Meinhof-Bande“. Nach der Studentenrevolte der 1960er Jahre konzentrierte diese „erste Generation“ ihre Gewalttaten bis 1972 vor allem auf US-Einrichtungen. Als dieser „harte Kern“ in Stuttgart-Stammheim hinter Gittern saß, setzte die „zweite Generation“ die Terrorserie fort und löste den „heißen Herbst“ 1977 aus: Die Entführung der Lufthansa-Maschine „Landshut“ nach Mogadischu, die Entführung und Ermordung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns-Martin Schleyer sowie die Ermordung von Generalbundesanwalt Siegfried Buback und des Bankiers Jürgen Ponto.

Danach formierte sich eine „dritte Generation“ der RAF mit einer namentlich kaum bekannten „Kommando-Ebene“. Auf ihr Konto sollen mehrere Morde gehen – etwa an dem MTU-Vorstandschef Ernst Zimmermann (1985), dem Siemens-Manager Karl Heinz Beckurts (1986), dem Bonner Spitzendiplomaten Gerold von Braunmühl (1986), Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen (1989) und Treuhand-Chef Detlev Karsten Rohwedder (1991). Bis heute wissen die Ermittler nicht, wer die Täter waren.

dpa/wog