Die Bayern sind zufrieden mit ihrem Land. Bild: Fotolia/LightingKreative
BR-Bayernstudie

Heimatverbundenheit in Bayern so groß wie nie

Die Menschen fühlen sich wohl im Freistaat - zu diesem Schluss kommt die jüngste "Bayernstudie" des Bayerischen Rundfunks. Die Identifikation der Bevölkerung mit Bayern ist im Vergleich zu den Erhebungen von 2009 und 2012 noch einmal gestiegen. Besonders junge Leute fühlen sich ihrer Heimat verbunden - und auch die "Zuagroastn" bekennen sich zu Bayern.

Bayern ist ein wunderbarer Ort zum Leben – das würde offenbar ein absoluter Großteil der bayerischen Bevölkerung so unterschreiben. Die Zahlen der jüngsten „Bayernstudie“ des Bayerischen Rundfunks jedenfalls sprechen eine klare Sprache: Die Menschen im Freistaat bekennen sich mehr denn je zu ihrer Region.

Fast 100 Prozent leben gerne in Bayern

Fast 100 Prozent der Befragten gaben an, gerne in Bayern zu leben und bezeichnen ihre Region als „Heimat“: 97 Prozent leben gerne in ihrer jeweiligen Region, 75 Prozent sogar „sehr gerne“, wie der BR zusammen mit dem Institut mindline media bekanntgab.

Junge Menschen halten an Tradition und Dialekt fest

Gerade die jungen Menschen in Bayern identifizieren sich in besonderem Maße mit ihrer Heimat. 82 Prozent der Unter-30-Jährigen gaben an, sehr gerne in Bayern zu leben. Ihre Heimatliebe vertritt die junge Generation dabei sehr offensiv: Knapp 80 Prozent sagten, sie seien stolz auf ihre Region und „stolz darauf, ein Bayer zu sein“. Die regionale Verbundenheit ist dabei in Mittelfranken und der Oberpfalz besonders stark. Weniger als ein Drittel der Befragten jungen Menschen gab an, sich eine Zukunft außerhalb Bayerns überhaupt vorstellen zu können.

Auch Traditionspflege und Dialekt gewinnen an Bedeutung, so ein weiteres Ergebnis der BR-„Bayernstudie“. Für 77 Prozent der Menschen im Freistaat ist es wichtig, die Traditionen ihrer Region zu pflegen. Der gestiegene Stellenwert für die Bewahrung von Traditionen ist durchaus auch als Reaktion auf den starken Wandel zu deuten, den die Menschen im Freistaat und ihrer jeweiligen Heimatregion wahrnehmen, sagen die Macher der Studie. Dazu zählt auch das Bekenntnis zur heimischen Mundart und zu den regionalen Trachten: 67 Prozent der Befragten gaben an, dass ihnen Dialekt wichtig ist, 37 Prozent von ihnen tragen gerne Tracht. Auch hier gilt: Gerade die jüngeren Studienteilnehmer legen Wert auf Traditionspflege.

Bayerns Wirtschaft hat großen Einfluss auf die Gesellschaft

Bei der Frage, welche Faktoren die bayerische Gesellschaft am meisten beeinflussen, nimmt die Bayerische Wirtschaft den Spitzenplatz ein. 87 Prozent messen ihr einen großen Einfluss zu, gefolgt von der Bayerischen Staatsregierung und den Kirchen und Religionsgemeinschaften.

„Wohlfühloase“ Mittelfranken

Am deutlichsten sagen der Umfrage zufolge die Mittelfranken „Ja“ zu ihrer Region. 94 Prozent der Einwohner fühlen sich in der Region „absolut“ zuhause, 85 Prozent sehen hier ohne Einschränkung ihre Heimat – 2012 waren diese Werte noch jeweils zehn Prozent geringer ausgefallen. In Sachen „Wohlfühlfaktoren“ wie der Infrastruktur, dem Kulturangebot, der Bildungseinrichtungen und der Mentalität der Menschen ist Mittelfranken sogar bayerischer Spitzenreiter. Bei ihrer Begeisterung für den Freistaat an sich treten die Mittelfranken aber – ebenso wie die Münchner – ein wenig auf die Bremse. „Nur“ 51 Prozent der dort Befragten gaben an, stolz auf ihr „Bayerischsein“ zu sein. Noch geringer war dieser Wert nur in Oberfranken – dort ist man aber wiederum besonders stolz auf die regionale kulturelle Identität. Traditionell fällt die „Bayern-Begeisterung“ in den fränkischen Landesteilen nicht so groß aus wie in Südbayern oder der Oberpfalz. Respekt und Anerkennung für ganz Bayern – etwa, was die Wirtschaftskraft des Freistaats angeht – kommt aber selbstverständlich auch aus Franken.

„Besondere Mentalität“ der Niederbayern und Oberpfälzer

In Niederbayern und der Oberpfalz sind die Menschen der Untersuchung zufolge besonders stolz auf ihre regionalen Dialekte. Zusätzlich gaben die Befragten in Niederbayern an, das soziale und menschliche Miteinander sei in ihrer Region besonders ausgeprägt und daher ein klarer Pluspunkt für ihren Regierungsbezirk. 100 Prozent erreichte die Oberpfalz bei der Frage, ob die Studienteilnehmer ihren Bezirk als Heimat empfänden – hier sagten ausnahmslos alle Oberpfälzer „Ja“. Und auch der bayerische „Nationalstolz“ ist in der Oberpfalz stärker ausgeprägt als im Rest des Landes: 88 Prozent leben sehr gerne in Bayern und rund zwei Drittel bezeichnen sich vorbehaltlos als stolze Bayern. Zudem sind die Oberpfälzer außerordentlich überzeugt von der besonderen Mentalität, die Bayern von anderen Bundesländern unterscheidet.

Die Oberbayern lieben ihre Natur

Die Oberbayern hingegen lieben besonders ihre Traditionen und Trachten und verweisen ebenfalls auf ihre Dialekte. Zu den wichtigsten Wohlfühlfaktoren der Region zählen die Berge, Seen und die Natur allgemein. Dazu kommt die Infrastruktur, die in Oberbayern mehr als in anderen Landesteilen geschätzt wird. Überdurchschnittlich hoch ist der Anteil an „Zuagroastn“ (Zugereisten) in Oberbayern, insbesondere in München. Dennoch bezeichnen 91 Prozent der Oberbayern ihre Region auch als ihre Heimat.

Schwaben freut sich über Aufschwung der letzten Jahre

Die Schwaben sind nicht nur stolz auf ihre Sehenswürdigkeiten aus Natur und Menschenhand – auch ein besonderer Zusammenhalt und das spezielle, bayerisch-schwäbische Lebensgefühl wurde von den Befragten links des Lechs lobend erwähnt. Keiner anderen Gruppe ist dabei ein großes Freizeitangebot in der Region so wichtig wie den Schwaben.

Zur verstärkten Bindung der Schwaben an ihre Region trägt der Umfrage zufolge auch der außerordentlich positiv erlebte Wandel in den vergangenen Jahren bei. Drei Viertel der Bürger zeigen sich über die Entwicklungen in Wirtschaft und Politik insgesamt erfreut. Der bayerische „Nationalstolz“ wächst in Augsburg, Memmingen und Lindau schneller als in den anderen Bezirken. Das heißt: Die Identifikation mit dem Freistaat hat in den letzten Jahren einen wahren Schub erhalten.

Unterfranken ist stolz auf seine besondere Kultur

In Unterfranken ist die Begeisterung für die eigene Region – entgegen dem bayernweiten Trend – etwas gebremster. Zwar gaben neun von zehn Einwohnern an, gerne in der Gegend zwischen Rhön und Main zu leben. „Sehr gerne leben aber nur 66 Prozent der Menschen in Unterfranken. Dies ist der niedrigste Wert unter den bayerischen Regierungsbezirken. Besonders stolz sind die Unterfranken auf ihre einzigartige Natur und ihre kulturellen Besonderheiten – häufig genannt wurden dabei Weinfeste und die Fastnacht. Der regionale Dialekt ist den Unterfranken dagegen nicht so wichtig wie vielen anderen Einwohnern Bayerns.

Regionale Identität in Zeiten der Globalisierung immer wichtiger

Unter allen Befragten wird deutlich: In Zeiten der Globalisierung werden regionale Werte, Traditionen und Besonderheiten, aber auch der örtliche Dialekt, immer wichtiger für die Menschen in Bayern. Dabei legten die Befragten der „Bayernstudie“ großen Wert darauf, die Herausforderungen der Zukunft anzunehmen, dabei aber die eigene Identität nicht zu vergessen. Für neun von zehn Einwohnern haben sich der Freistaat und die eigene Region in den letzten Jahren verändert. Das Gute daran: Über zwei Drittel empfinden die Neuerungen als positiv. Besonders begrüßt werden die Entwicklungen in den Bereichen Wirtschaft, Freizeit und Kultur sowie bei den Bildungsmöglichkeiten.

Auch Identifikation bei Zugezogenen groß

Und auch die „Zuagroastn“ in Bayern identifizieren sich mit ihrer neuen Heimat. Bei den Zugezogenen aus anderen Teilen der Bundesrepublik oder dem Ausland ist die Identifikation zwar erwartungsgemäß nicht ganz so ausgeprägt, aber immer noch klar erkennbar. Bemerkenswert sei dabei besonders die Heimatverbundenheit aus dem Ausland kommender Einwohner in Bayern, so die Studienleiter.

Lob für den BR

Auch für den Bayerischen Rundfunk als Initiator der Studie haben die Befragten ein Lob übrig: Der BR trage mit seiner Berichterstattung aus allen Regionen des Freistaats in großem Umfang zur Pflege und Weiterentwicklung der bayerischen Identität bei, so die Studienteilnehmer.