Ehrengast bei der Feuerwehr: Innenminister Joachim Herrmann (am Rednerpult). Links neben ihm LFV-Chef Alfons Weinzierl. Bild: Jochen Kümmel, LFV Bayern
Landesfeuerwehrverband

„Brennende Probleme“

Auf der 22. Landesverbandsversammlung des Landesfeuerwehrverbandes Bayern (LFV) am 19. September in Amberg wurde der Vorsitzende Alfons Weinzierl fast einstimmig wiedergewählt. Ehrengast war Innenminister Joachim Herrmann, der mit Weinzierl die diesjährige Feuerwehraktionswoche unter dem Motto „Frauen zur Feuerwehr!“ eröffnete.

Mit einer Vielzahl zukunftsfähiger Forderungen und Zielsetzungen ging am Samstag die 22. Delegiertenversammlung des Landesfeuerwehrverbands Bayern in Amberg zu Ende, an der über 300 Delegierte aller bayerischen Kreis-, Stadt- und Bezirksfeuerwehrverbände sowie der Jugendfeuerwehr und zahlreiche Gäste aus Politik und Wirtschaft teilgenommen hatten. Der wiedergewählte Verbandsvorsitzende Alfons Weinzierl nahm kein Blatt vor den Mund, als es darum ging im wahrsten Sinne des Wortes „brennende Probleme“ der bayerischen Feuerwehren anzusprechen und Lösungen von der Politik einzufordern. Wichtige Themen werden in den kommenden sechs Jahren unter anderem die soziale Absicherung der Feuerwehrdienstleistenden im aktiven Dienst sein, die gesetzliche Unfallversicherung und die Vereinsarbeit, der Ausbau der Ehrenamtsförderung, die Weiterentwicklung der Feuerwehrschulen mit einem bedarfsgerechten Lehrgangsangebot und die Forderungen an Staat und Bund, den Katastrophenschutz im Feuerwehrbereich neu auszurichten und auszubauen.

Ehrengast der Veranstaltung war traditionell Innenminister Joachim Herrmann, der zusammen mit dem Weinzierl die diesjährige Feuerwehraktionswoche unter dem Motto „Frauen zur Feuerwehr!“ eröffnete. „Mit über 320.000 Feuerwehrfrauen und -männern ist Bayern Spitze im deutschlandweiten Vergleich. Trotzdem müssen wir bereits heute dafür sorgen, dass sich noch mehr Menschen ehrenamtlich für die Gemeinschaft engagieren“, unterstrich Herrmann im Hinblick auf die demografische Entwicklung in Bayern.

Beeindruckende Bilanz

Weinzierl überzeugte mit einer beeindruckenden Bilanz seiner 12-jährigen Amtszeit und erhielt als Dank dafür ein Wahlergebnis von mehr als 95 Prozent mit dem damit verbundenen Mandat, den Verband weitere sechs Jahre erfolgreich weiter zu führen. 273 der 288 gültigen Stimmen entfielen auf den ehemaligen Kreisbrandrat von Dingolfing. Darüber hinaus erhielt er für seine Verdienste um das deutsche Feuerwehrwesen die goldene Ehrennadel des Deutschen Feuerwehrverbandes aus der Hand des amtierenden Präsidenten Hans-Peter-Kröger. Ebenfalls im Amt bestätigt wurde der Schriftführer Stadtbrandrat Matthias Moyano aus Bamberg. Zu Kassenprüfern wurden Kreisbrandrat Benno Metz, Landkreis Bad Kissingen und Kreisbrandrat Anton Riblinger, Landkreis Miesbach, gewählt.

Weinzierl machte sehr deutlich auf die im wahrsten Sinne des Wortes brennenden Probleme aufmerksam und leitete daraus klare Forderungen an die Landes- und Bundespolitik ab.

Es hilft den Feuerwehren wenig, wenn die Politik die Ehrenamtlichen der Feuerwehren, der Hilfsorganisationen und deren sicherheitsrelevantes Ehrenamt überaus loben, auf der anderen Seite aber diesen Worten keine Taten folgen.

Alfons Weinzierl, Vorsitzender des LFV Bayern

Er kritisierte den Bund, der sich seiner Verantwortung im Katastrophenschutz entziehe. So wurde der Bund in der Vergangenheit mehrfach aufgefordert, seiner Verpflichtung im Bevölkerungsschutzkonzept entsprechend den eigenen Vorgaben nachzukommen und die dafür erforderlichen Mittel von jährlich 57 Millionen Euro auf Bundesebene bereit zu stellen. „Es hilft den Feuerwehren wenig, wenn die Politik die Ehrenamtlichen der Feuerwehren, der Hilfsorganisationen und deren sicherheitsrelevantes Ehrenamt überaus loben, auf der anderen Seite aber diesen Worten keine Taten folgen. Vor dem Hintergrund der geplanten Kürzungen durch den Bund scheinen dies nur leere Worte gewesen zu sein, die an der Basis auf völliges Unverständnis stoßen“, so Weinzierl. Der Bedarf ist groß: Theoretisch stehen in Bayern 313 Löschgruppenfahrzeuge, Schlauchwagen oder Dekontaminationsfahrzeuge zur Verfügung! Davon fehlen derzeit jedoch 127 Fahrzeuge aus verschiedenen Gründen. Weitere 43 der vorhandenen Löschgruppenfahrzeuge sind 24 Jahre und älter und stehen also kurz vor der Ausmusterung. „Welcher Politiker fährt einen 24 Jahre alten Dienstwagen?“, fragte Weinzierl und forderte hier eine rasche Abhilfe.

„Die Zeit des Wartens ist vorbei!“

Der LFV-Vorsitzende mahnte auch vom Freistaat die Einlösung der Zusagen an, die unter den Eindrücken der Hochwasserkatastrophe gemacht wurden. Die Ausstattung der Feuerwehren mit Gerätschaften zur Bewältigung von solchen Großschadenslagen habe nun höchste Priorität. „Die Zeit des Wartens ist vorbei – lasst endlich Taten folgen!“

Kommunen ohne Freiwillige Feuerwehren müssten jährlich Summen für hauptamtliches Personal aufbringen, die nicht einmal ansatzweise finanzierbar wären. „Hegen und Pflegen der Ehrenamtlichen“ ist laut dem Verbandsvorsitzenden eine gemeinsame Herausforderung aller Kommunen und Landkreise sowie des Freistaats, die es zu bewältigen gelte. „Nur so ist auch in Zukunft sichergestellt, dass bayernweit und jederzeit Freiwillige Feuerwehren professionelle Hilfe leisten können“, betonte Weinzierl. Große Sorge bereite die Personalsituation an den drei bayerischen Feuerwehrschulen. Es könne laut Weinzierl nicht sein, dass in die Ausbildung der neuen Lehrkräfte viel Geld vom Freistaat investiert werde, diese aber aufgrund der besseren Bezahlung neue Herausforderungen an anderer Stelle suchen – und dadurch der Lehrauftrag der Schulen nur bedingt ganzheitlich erfüllt werden kann. Die Zusage von Innenminister Joachim Herrmann, die anstehenden Baumaßnahmen am Standort Geretsried zu forcieren und sich hier persönlich einzusetzen, nahm Weinzierl wohlwollend zur Kenntnis.

Viel Lob für den Freistaat

Der neue und alte Feuerwehr-Chef wusste auch über viel Positives zu berichten: den bayerischen Feuerwehren wird seit 2015 ein mobiler Brandübungscontainer zur Verfügung gestellt, der für die einsatznahe und praktische Ausbildung von Atemschutzgeräteträgern unerlässlich ist. Der Freistaat Bayern finanziert dieses Projekt mit insgesamt 1,2 Millionen Euro und stellt damit vorerst für die nächsten drei Jahre die Ausbildung von über 7.000 Atemschutzgeräteträgern sicher. Im Ausbildungsbereich hob Weinzierl auch die Fortführung des Sondersignal-Fahrtrainers für die Ausbildung der Fahrzeugmaschinisten hervor. Ein herzliches Dankeschön zollte er dem Freistaat für die großzügige Investition in das Feuerwehrerholungsheim Bayrisch Gmain, wo der Spatenstich für eine zukunftsfähige Baumaßnahme erfolgte und ab 2016 den Mitgliedern der Bayerischen Feuerwehren zur Verfügung stehen wird. Auch die deutliche Anhebung der Fördersätze bezeichnete Weinzierl als ein sehr positives Signal an die Feuerwehren und die Kommunen als Träger der örtlichen Feuerwehren.

Kampagnen zur Mitgliedergewinnung

Auch die Fortführung der Kampagnen zur Mitgliedergewinnung, erneut finanziert durch Mittel des Staatsministeriums des Innern, für Bau und Verkehr, ist auch für die nächsten Jahre gewährleistet. Mit der Kampagne 2015/16 wird der LFV Bayern gezielt um Frauen für den aktiven Dienst in den Freiwilligen Feuerwehren werben. Die Feuerwehraktionswoche läuft noch bis zum 26. September und wird von zahlreichen Aktionen in ganz Bayern begleitet. Unter großem Beifall wurden die „Hauptdarstellerinnen“ der neuen Kampagne vom Vorsitzenden Weinzierl mit einem Blumengruß bedacht. Alle in der Kampagne abgelichteten Frauen sind aktive Feuerwehrmitglieder und somit sehr authentische Botschafterinnen mit einer hohen Glaubwürdigkeit. Gemeinsam mit Innenminister Herrmann eröffnete Weinzierl auf dem Amberger Marktplatz offiziell die Feuerwehraktionswoche, die den Frauen gewidmet ist und in der Amberger Altstadt eine würdige Kulisse fand.

Ehrengast Joachim Herrmann: Noch mehr Ehrenamtliche

Innenminister Herrmann ging in seiner Rede auf die Forderungen des LFV Bayern ein und legte dar, was der Freistaat in den nächsten beiden Haushaltsjahren investieren will, um seinen Verpflichtungen gerecht zu werden. Er versprach, auf den Bund zuzugehen, um die unbefriedigende Situation einer Besserung zuzuführen.

Frauen und Männer bringen sich mit ihren jeweiligen Stärken so ein, dass alle Menschen in Not davon nur profitieren.

Joachim Herrmann

Bei der Versammlung in Amberg betonte Herrmann, dass Frauen ein klarer Gewinn für die Feuerwehr seien. Er appellierte an alle Interessierten, das Angebot des Landesfeuerwehrverbandes zu nutzen und sich unter www.frauen-zur-feuerwehr.de über den Alltag der über 25.000 Feuerwehrfrauen in Bayern zu informieren. „Vorbehalte gegenüber Frauen in ehemaligen ‚Männerdomänen‘ sind völlig fehl am Platze. Frauen und Männer bringen sich mit ihren jeweiligen Stärken so ein, dass alle Menschen in Not davon nur profitieren“, erklärte Herrmann. Als Teil der Nachwuchskampagne des bayerischen Landesfeuerwehrverbandes unterstützt der Freistaat die Aktion „Frauen zur Feuerwehr“ mit 275.000 Euro. Damit flossen in den vergangenen Jahren fast 1,4 Millionen Euro allein in die Nachwuchswerbung der Feuerwehren. Auch die Mittel für 2016 stehen schon bereit.

Aktive Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und neue Kontakte sind nur einige Vorteile einer Mitgliedschaft bei der Feuerwehr. Vor allem aber macht es glücklich, seinen Mitmenschen helfen zu können.

Joachim Herrmann

Es müssten sich noch mehr Menschen ehrenamtlich für die Gemeinschaft engagieren, unterstrich Herrmann im Hinblick auf die demografische Entwicklung in Bayern. Er schloss mit den Worten: „Von der ehrenamtlichen Betätigung bei der Feuerwehr kann jede Frau und jeder Mann ganz persönlich profitieren. Aktive Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und neue Kontakte sind nur einige Vorteile einer Mitgliedschaft bei der Feuerwehr. Vor allem aber macht es glücklich, seinen Mitmenschen helfen zu können.“

Der Landesfeuerwehrverband Bayern (LFV Bayern) ist der stärkste Mitgliederverband innerhalb des Deutschen Feuerwehrverbandes. Der LFV Bayern vertritt insgesamt mehr als 7700 Feuerwehren mit deren insgesamt über 860.000 Mitgliedern in den Bayerischen Feuerwehren.

Im Detail: In Bayern gibt es 7.672 Freiwillige Feuerwehren, sieben Berufsfeuerwehren sowie 179 Werks- und 43 Betriebsfeuerwehren. Rund 326.000 Personen leisten aktiven Feuerwehrdienst, davon rund 316.000 ehrenamtlich. In über 5.000 Jugendgruppen engagieren sich laut Innenministerium 48.000 Mitglieder in der Jugendarbeit, laut LFV sogar mehr als 50.000 Jugendliche.

Mehr Informationen: www.lfv-bayern.de