Lucke schmeißt hin
Nach dem verlorenen Machtkampf um die künftige Ausrichtung der AfD kündigt Bernd Lucke seinen Austritt an. Er wolle nicht als bürgerliches Aushängeschild für politische Vorstellungen missbraucht werden, die er ablehne, sagte Lucke zur Begründung. Mit ihm kehren hunderte weitere Mitglieder der AfD den Rücken - ob sie eine neue Partei gründen werden, ist noch nicht klar.
AfD in der Krise

Lucke schmeißt hin

Nach dem verlorenen Machtkampf um die künftige Ausrichtung der AfD kündigt Bernd Lucke seinen Austritt an. Er wolle nicht als bürgerliches Aushängeschild für politische Vorstellungen missbraucht werden, die er ablehne, sagte Lucke zur Begründung. Mit ihm kehren hunderte weitere Mitglieder der AfD den Rücken - ob sie eine neue Partei gründen werden, ist noch nicht klar.

Bernd Lucke tritt aus der Alternative für Deutschland aus. Der frühere Parteisprecher werde den Bundesvorstand am Freitag über seinen Austritt offiziell informieren, teilte der Europaabgeordnete mit. Lucke zieht damit die Konsequenzen aus einem verlorenen Machtkampf gegen die heutige AfD-Chefin Frauke Petry. Mit ihr hatte sich Lucke einen monatelangen Kampf über die politische Ausrichtung der Partei geliefert. Während Lucke für den wirtschaftsliberalen Flügel stand, verkörperte Petry den national-konservativen Teil der Partei. Nachdem Lucke beim Parteitag am vergangenen Wochenende bei seinen Redebeiträgen ausgebuht und beschimpft worden war, kündigte er jetzt seinen Rückzug aus der AfD an.

„Ich will nicht das bürgerliche Aushängeschild für politische Vorstellungen missbraucht werden, die ich aus tiefster Überzeugung ablehne“, sagte Lucke zur Begründung. Dabei nannte besonders Ausländerfeindlichkeit, Anti-Amerikanismus und Islamophobie – „für diese Dinge stehe ich überhaupt nicht“.

Lucke löst Austrittswelle aus

Der Rückzug des wohl bekanntesten Gesichts der AfD löste eine regelrechte Austrittswelle unter den Mitgliedern aus. Schon wenige Tage nach Luckes Ankündigung haben über 600 Mitglieder ihren Parteiaustritt erklärt. Der größte Teil von ihnen war auch Mitglied von Luckes parteiinterner Gruppierung „Weckruf 2015“, mit der sich der frühere Parteisprecher gegen einen massiven Rechtsruck in der AfD wehren wollte. Ob Lucke mit seinen Mitstreitern jetzt eine neue Partei gründet, ist noch nicht klar. Eine Erhebung der Nachrichtenagentur dpa zeigt aber, dass Lucke auch bei den verbliebenen AfD-Mitgliedern gute Chancen auf Unterstützung hätte. Der Recherche zufolge könnte sich beinahe die Hälfte der Parteimitglieder vorstellen, eine neue Gruppierung unter Lucke zu unterstützen.

Mit dem Austritt Luckes bestätigt die AfD Kritiker aus anderen politischen Parteien – unter anderem der CSU – die der Partei stets vorgeworfen hatten, kein konkretes und umfassendes politisches Programm vorweisen zu können und im rechtsextremen Milieu zu fischen. Am Ende, so war immer wieder gemutmaßt worden, werde sich die Partei in internen Grabenkämpfen verstricken und daran auseinanderbrechen. Noch gibt es die AfD – nach dem Austritt ihres Mitgründers und wohl bekanntesten Mitglieds dürfte sie aber nicht mehr dieselbe sein.