Wir retten die Welt: Demonstranten zertrampeln die Felder der Bauern. (Bild: imago Images/Zuma/David Speier)
Klima

Im linksgrünen Märchenland

Kommentar Manchmal fragt man sich schon, in welcher Narrenwelt all die roten, grünen und dunkelroten Weltverbesserer leben. Die Besetzung eines Tagebaus bei Köln, um das Weltklima zu retten, liefert ein Exempel des neuen deutschen Wahnsinns.

Am vergangenen Wochenende wurde im Braunkohletagebau Garzweiler bei Köln wieder demonstriert. Dazu aufgerufen hatte die Aktionsgruppe „Ende Gelände“ (EG), eine linksextremistisch beeinflusste Kampagne, so das Bundesamt für Verfassungsschutz. Wegen schnellerem Kohleausstieg, RWE enteignen, Klima retten, Kapitalismus abschaffen, Antifaschismus, Nachhaltigkeit und so weiter. Auch einige„Fridays for future“-Schüler hatten sich unter das bunte Völkchen gemischt, Grüne sowieso.

In echter Lebensgefahr

Besetzte Bahngleise und Häuser, Indianergeheul, Klatschen, Singen, Seifenblasen, Flötenspiel und Malen gegen den kurz bevor stehenden Weltuntergang, das alles wurde unter „Aktionen des zivilen Ungehorsams“ angeboten. Begleitet von vielen Haltungsjournalisten.

Eine Reisegruppe erhielt laut Süddeutscher Zeitung sogar Reisegeld von einem Windkraft- und Solarunternehmen. Und ein Elternpaar habe seine Kinder abgeseilt und dann „behelmt und alpin gerüstet mit einem Plakat (‚Eure Gier kostet unsere Zukunft‘) an einer zehn Meter hohen Fußgängerbrücke hängen“ lassen. 20 Minuten. So berichtet es die SZ. Vielleicht hätte besser auf dem Plakat gestanden: „Euer Wahnsinn könnte unser Leben in der Gegenwart kosten.“

Doch sei es drum. Weil der Kohleausstieg „jetzt und sofort“ kommen müsse, wie die EG-Sprecherin Kathrin Henneberger sagte, werde man „den Tagebau fluten mit unseren Körpern“. Und so kam es dann auch.

Polizisten müssen es ausbaden

Der Tagebau wurde „gestürmt“, also Polizeiketten durchbrochen, an Hängen heruntergerutscht, Bagger besetzt und so. Auch hier bestand Lebensgefahr an den Abbruchkanten des Tagebaus, die jederzeit abrutschen konnten, wie die Polizei vergeblich warnte.

Leidtragende waren wie immer die Polizisten, die in großer Hitze ihrer Aufgabe des Schutzes von Privateigentum und der Verfolgung des massenhaften Land- und Hausfriedensbruchs nachkommen mussten. Dazu mussten sie die Personalien der Beteiligten feststellen, was nur durch eine Abriegelung der Demonstranten möglich war.

Gewaltbereite EG-Kämpfer, viele davon vermummt, lieferten sich laut Polizeiangaben Auseinandersetzungen mit den Beamten und versuchten, die Festgesetzten zu „befreien“ – auch dies eine Straftat, ebenso wie der Widerstand gegen die Staatsgewalt oder die Brandstiftungen bei einer in der Nähe gelegenen Pumpstation und Fahrzeugen. Mindestens acht Beamte wurden verletzt.

Umweltschäden für den Umweltschutz

Leidtragende waren aber auch einige Bauern, deren Karotten-, Getreide- und Maisfelder die „Aktivisten“ auf dem Weg zum Tagebau in breiter Spur zertrampelten. Vom zurückgelassenen Müll ganz zu schweigen, auch wenn der nachträglich abgeholt werden sollte. Nachhaltiges Verhalten, Ressourcenschonung und Umweltschutz sehen jedenfalls anders aus, Achtung vor fremdem Eigentum und fremder Arbeit sowieso. „Man latscht nicht einfach durch ein Möhrenfeld. Das sind Lebensmittel. Die Pflanzen haben wir angebaut, der Ertrag ist unser Lohn“, empörte sich ein Bauer.

Er wurde aber nur mit selbstgerechten und hochnäsigen Sprüchen der urbanen Elite verspottet, von Unrechtsbewusstsein keine Spur. „Sorry, Deine Möhren sind nicht wichtiger als unser Klima“, twitterte etwa der Berliner Grünen-Abgeordnete Georg Kössler – ein Gern- und Fernflieger ausweislich seiner geposteten Urlaubsfotos. Andere fragten, ob den Bauern ihr bisschen Feld tatsächlich wichtiger sei als das Überleben der Menschheit.

„Ende Gelände“ immerhin will die Schäden bezahlen, wenn auch nur nach eigener „Einschätzung“ vor Ort. Ob das die tatsächlichen Verluste ausgleicht, darf bezweifelt werden.

Kost und Logis frei

Was dann passierte, war bemerkenswert. Die Verfolgung der verschiedenen Straftaten, Räumung und Identitätsfeststellung mit mehr als 1000 unwilligen Besetzern sowie deren Abtransport dauerte bis in die Nacht. Hunger und Durst machten sich in der Sommerhitze breit, denn mit längerem Aufenthalt hatte offenbar keiner der Festgesetzten gerechnet – obwohl sie doch die Zukunft so klar sehen. Straftat begehen, dabei posen und gefilmt werden, dann wieder heim, das gibt es aber nicht einmal im Märchen.

In den sozialen Medien klagten etliche Besetzer und einige grüne Abgeordnete über den Essensentzug. Getränke hatte die Polizei zweimal herangeschafft, trotz des unwegsamen Geländes. Auf Facebook bilanzierte das ein User ironisch so: „Die Symbolik ist treffend: Die Linksradikalen zertrampeln Gemüsefelder, rennen in eine Grube, in der sie festsitzen und jammern dann, sie hätten Hunger. Sozialismus in einer Nußschale.“