Wegen seines Einsatzes für die Gründung eines Universitätsklinikums in Augsburg erhielt Bundesinnenminister Horst Seehofer am Freitag die Ehrenbürgerwürde der schwäbischen Großstadt. Der Ingolstädter Politiker wird nun nach Angaben der Augsburger Stadtverwaltung der 39. Ehrenbürger Augsburgs seit 1820, darunter der KZ-Überlebende Mietek Pemper (der mit dem Fabrikanten Oskar Schindler mehr als 1000 Juden vor dem Tod bewahrte) und die Widerstandskämpferin Anna Pröll. Vier lebende Ehrenbürger hat die Stadt Augsburg derzeit, die beiden Alt-Oberbürgermeister Hans Breuer und Peter Menacher sowie der frühere FCA-Präsident Walther Seinsch und Rabbiner Henry Brandt.
Die ganze Region profitiert
300 Gäste kamen in den Goldenen Saal des Rathauses. Kurt Gribl (CSU) begrüßte den Ehrengast. Es gab drei Festredner, die jeweils eine Laudatio hielten. Neben Gribl waren es Andreas Kopton, Präsident der Industrie- und Handelskammer Schwaben, und Professor Hans Jochen Heinze vom Universitätsklinikum Magdeburg. Er war Vorsitzender einer Arbeitsgruppe, die sich mit der Universitätsklinik Augsburg befasste.
Das Werk ist getan! Weitere Werke werden vom Ehrenbürger unterstützt!
Horst Seehofer, Eintrag ins Augsburger Goldene Buch
Hintergrund der Ehrung ist, dass Stadt und Kreis Augsburg Jahrzehnte lang ihr kommunales Klinikum dem Freistaat als Uniklinik angeboten hatten. Die Staatsregierung lehnte dies aber lange ab, erst 2009 schrieb Seehofer als damaliger Ministerpräsident ins Goldene Buch der Stadt „Die Uni-Klinik kommt!!!“. Und er hielt sein Versprechen. Später bezeichnete er das Projekt als „Jahrhundertentscheidung“ für die Region. Zum 1. Januar 2019 ist nun das Großkrankenhaus zu einem Universitätsstandort geworden.
Große Chance für Augsburg
Die Uni-Klinik ist zumindest eine Jahrhundert-Chance für die Entwicklung Augsburgs – mit mehr als 1500 Studenten. Sie garantiert Spitzenmedizin in der Region. 6500 Arbeitsplätze im Umfeld des neuen Kompetenzzentrum für Gesundheit und Forschung werden erwartet, darunter mehr als 100 Professoren. Eine Wertschöpfung von 400 Millionen Euro jährlich wurde prognostiziert. Hinzu kommen die Einsparungen der Stadt für die bisher kommunale Klinik. Schließlich hat Seehofer mit seinem Einsatz auch die Wertschätzung der Staatsregierung für die Menschen im Großraum Augsburg deutlich gemacht.
Seehofer hatte sich in einem Interview mit der Augsburger Allgemeinen über die Auszeichnung gefreut: „Die Ehrenbürgerwürde freut mich sehr. Die kann man gar nicht ablehnen, das gebietet der Respekt vor der Stadt und ihren Gremien. Der Stadtrat hat das ja demokratisch so beschlossen.“ Zu seiner Verleihung schrieb er in das Goldene Buch der Stadt: „Das Werk ist getan!!! Weitere Werke werden vom Ehrenbürger unterstützt!!!!“
Wie immer: Grüne und SPD dagegen
Im Dezember hatte der Augsburger Stadtrat in nichtöffentlicher Sitzung die Auszeichnung für den CSU-Politiker beschlossen. Dies hatte später für Streit gesorgt, weil es Gegenstimmen aus den Reihen von Grünen und SPD, die Seehofer wegen seiner konsequenten Linie in der Migrationspolitik ablehnen, gegeben haben soll. Sie waren im Gegensatz zu den anderen Fraktionen offenbar auch nicht in der Lage, Seehofers Einsatz für die Stadt Augsburg von seiner Politik als Ministerpräsident und Bundesinnenminister zu trennen. Laut Stadtverwaltung ist aber die Ernennung zum „Ehrenbürger einer Gemeinde eine öffentliche Ehrung für Personen, die sich persönlich um diese Gemeinde in besonders herausragender Weise verdient gemacht haben.“ Die Stadtverwaltung selbst nannte zu der Abstimmung keine Details, die Augsburger Allgemeine berichtete hingegen von 20 Nein-Stimmen, was einem Drittel des Stadtrats entspricht.
Vom Landkreis Augsburg war Seehofer bereits im vergangenen Jahr wegen seiner Verdienste um die Uniklinik mit dem Ehrenring mit Brillant dekoriert worden.