Mit einem solchen Triebwagen von 1960 betreibt ein privater Verein derzeit die Mainschleifenbahn. (Foto: Imago/Robert Fishman)
Regionalverkehr

CSU kämpft für Nebenstrecken-Bahnen

Zahlreiche CSU-Politiker setzen sich für die Reaktivierung der Mainschleifenbahn in Unterfranken und die Sanierung der Gräfenbergbahn in Mittel- und Oberfranken ein. Diese Regionalbahnen können den Straßenverkehr entscheidend entlasten.

Mit dem Zug von Volkach über Prosselsheim direkt nach Würzburg – und das in nur 22 Minuten: Das würde die Reaktivierung der traditionsreichen Mainschleifenbahn bringen. Der Würzburger Landrat Eberhard Nuss (CSU) hat bei der jüngsten Sitzung des Aufsichtsrates der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) den Antrag gestellt, dass die traditionsreiche Bahn reaktiviert wird und die Geschäftsführung beauftragt wird, umgehend für eine Verwirklichung zu sorgen. Die Potenzialanalyse sollte bis spätestens 31. Juli 2019 vorliegen, meint Nuß.

Es ist mir als begeistertem Bahnfahrer ein großes persönliches Anliegen, die Mainschleifenbahn als unschlagbar schnelle Verbindung nach Würzburg zu reaktivieren.

Eberhard Nuß (CSU), Würzburger Landrat

„Darauf dränge ich jetzt“, sagt der CSU-Landrat zum BAYERNKURIER. „Es ist mir als begeistertem Bahnfahrer ein großes persönliches Anliegen, die Mainschleifenbahn als unschlagbar schnelle Verbindung von Volkach über Prosselsheim nach Würzburg zu reaktivieren. In nur 22 Minuten könnten Fahrgäste aus den Landkreisen Würzburg, Kitzingen und Schweinfurt zum Hauptbahnhof Würzburg gebracht werden.“

Stadtverkehr in Würzburg entlasten

Für eine Reaktivierung der Nebenbahnstrecke Volkach-Prosselsheim-Seligenstadt mit Anschluss an die Bahnstrecke bis Würzburg fordert die BEG täglich 1000 Fahrgäste. „Ich halte die von der BEG geforderten 1000 Fahrgäste pro Tag für sehr realistisch“, sagt Eberhard Nuß. Für ganz wichtig hält er, dass alle Gremien der anliegenden Städte, Gemeinden und Landkreise politisch hinter der Reaktivierung der Mainschleifenbahn stehen. Und, so der Landrat: „Die Stadt Würzburg würde eine sehr willkommene Entlastung im Individualverkehr erfahren.“

Die Region zwischen Würzburg und Volkach ist in den letzten Jahren stark gewachsen.

Manfred Ländner (CSU), Landtagsabgeordneter aus Würzburg-Land

Genauso wie Landrat Nuß sieht es der CSU-Landtagsabgeordnete von Würzburg-Land, Manfred Ländner: „Die Reaktivierung der Mainschleifenbahn wird von mir seit vielen Jahren unterstützt, da ohne großen Aufwand eine historisch gewachsene Schienenverbindung in der Region wiederaufgenommen werden könnte.“ Ländner erklärte gegenüber dem BAYERNKURIER: „Die Region zwischen Würzburg und Volkach ist in den letzten Jahren stark gewachsen und hat sowohl touristische als auch gewerbliche Bedeutung. Ich bin sicher, dass das Schienenangebot angenommen und so der Straßenverkehr weniger werden wird.“ Auch die Kitzinger CSU-Landtagsabgeordnete Barbara Becker hofft, dass die Mainschleifenbahn bald aufs Gleis kommt. „Daumen drücken! Die BEG hat das Thema hoffentlich in ihrer März-Sitzung auf der Agenda… und wird sich hoffentlich positiv für den nächsten Schritt entscheiden“, schreibt Becker auf Facebook.

Mainschleifenbahn 1994 stillgelegt

Auch die IHK Kitzingen fordert die Reaktivierung und regt einen Einstundentakt mit Fahrradmitnahme an – und zwar ganzwöchig zwischen 5.45 Uhr und 22.45 Uhr. Derzeit betrage die Fahrzeit mit einer privaten Buslinie nicht 22, sondern etwa 65 Minuten, rechnet die IHK vor. Die Mainschleifenbahn zwischen Seligenstadt (Landkreis Würzburg) und Volkach am Main ist eine der letzten erhaltenen Nebenbahnen aus der Zeit der königlich-bayerischen Staatsbahn und wurde 1909 in Betrieb genommen.

Die Deutsche Bahn hatte bereits 1968 den Personenverkehr eingestellt, 1991 den Güterverkehr, die offizielle Stillegung von Seiten der Deutschen Bahn erfolgte 1994. Seit 2003 betreibt der Förderverein Mainschleifenbahn in der Sommersaison – von Mai bis Oktober – die Nebenstrecke von Volkach bis Seligenstadt, und zwar mit einem historischen roten Schienenbus von 1960. Obwohl die Bahn ausschließlich in der Sommersaison sonn- und feiertags verkehrt – also vor allem für Touristen gedacht ist – kommen dabei pro Jahr immerhin 14.000 Fahrgäste zusammen.

Gräfenbergbahn braucht Generalsanierung

Etwas anders sieht es aus mit der Gräfenbergbahn zwischen Nürnberg-Hauptbahnhof und dem touristisch bedeutsamen Gräfenberg im oberfränkischen Landkreis Forchheim: Sie wird offiziell von der Deutschen Bahn betrieben, braucht aber dringend eine Generalsanierung und Elektrifizierung. Die Bahn hat einen Fünf-Punkte-Plan für die Modernisierung vorgelegt, doch dieser ist zu wenig ambitioniert und dauert zu lang – so empfinden es die Fahrgäste, also vor allem Pendler, Schüler und Touristen, aber auch viele Politiker. Soeben wurde im Landtag eine Petition namens „Generalsanierung, Elektrifizierung und Ausbau der Gräfenbergbahn“ mit knapp 5700 Unterschriften übergeben.

Seit Jahren führen Störungen im Betriebsablauf der Gräfenbergbahn zu teilweise massiven Beeinträchtigungen des Unterrichtsgeschehens.

Hermann Ulm (CSU), Forchheimer Landrat

Mittelfristig wird darin außer den im Titel benannten Forderungen auch der Ausbau der Gräfenbergbahn zu einem attraktiven, leistungsfähigen Nahverkehrssystem angemahnt sowie ein Ende der Flickschusterei. Der von der Bahn vorgestellte Fünf-Punkte-Plan sei in entscheidenden Punkten zu vage, kritisieren die Initiatoren. „Seit Jahren führen Störungen im Betriebsablauf der Gräfenbergbahn zu teilweise massiven Beeinträchtigungen des Unterrichtsgeschehens an der Staatlichen Realschule Gräfenberg und den weiteren Schulen an der Bahnlinie“, erklärt der Forchheimer Landrat Hermann Ulm (CSU) dem BAYERNKURIER.

Großer Ärger wegen Verspätungen und Ausfällen

Verständnis für die Petition äußert der Forchheimer CSU-Landtagsabgeordnete Michael Hofmann. „Die aus Sanierungsstau resultierenden Zugausfälle und die in der Folge dann noch miserablere Organisation der Ersatzverkehre waren unterirdisch“, sagt Hofmann dem BAYERNKURIER. Den Ärger, der in der Vergangenheit entstanden ist, könne er jedenfalls sehr gut verstehen. „Schüler sind viel zu oft zu spät in den Unterricht gekommen – ein schlicht untragbarer Zustand.“ Dieser Missstand sei auch nicht abgestellt worden, als die Verantwortlichen auf die Probleme hingewiesen wurden, sagt Hofmann. „Dies war letztlich der Auslöser für die Petition.“ Zuletzt war die Gräfenbergbahn im Herbst komplett ausgefallen.

Die Bahn hat es schlicht versäumt, rechtzeitig Sanierungsmaßnahmen an der Infrastruktur der Gräfenbergbahn durchzuführen.

Michael Hofmann, CSU-Landtagsabgeordneter aus Forchheim

Ähnlich sieht das auch Landrat Hermann Ulm. „Sowohl für die Schüler aber auch für die Pendler stellt das eine immense Beeinträchtigung dar.“ Ulm begrüßt ausdrücklich den Plan der Deutschen Bahn, die Strecke zu modernisieren, wünscht sich aber eine schnellere Umsetzung. „Der Zeitplan hierfür sollte etwas gestrafft werden, so dass die wirklich großen Verbesserungen nicht erst in sechs Jahren umgesetzt werden“, betont der Landrat.

Jahrelange Versäumnisse

Die Bahn habe es schlicht versäumt, rechtzeitig Sanierungsmaßnahmen an der Infrastruktur der Gräfenbergbahn durchzuführen, so der CSU-Landtagsabgeordnete Hofmann. „Hierauf hätte unbedingt größeres Augenmerk gerichtet werden müssen.“ Inzwischen habe sich die Bahn auch schon bewegt und Maßnahmen angekündigt. Den Forderungen aus der Petition steht der Forchheimer CSU-Landtagsabgeordnete Michael Hofmann aufgeschlossen gegenüber.

Allerdings verweist er auch darauf, dass wesentliche Teile der Petition nicht die Zuständigkeit des Bayerischen Landtags betreffen. Die Aufgabe der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) und damit des Freistaates sei es, ganz genau hinzuschauen, damit die bestellten Beförderungsleistungen auch ordnungsgemäß erbracht werden. „Notwendige Zukunftsinvestitionen in die Infrastruktur müssen ganz klar an den Netzeigentümer adressiert werden. Eine Vorfinanzierung durch den Freistaat Bayern zu verlangen, weil es an Investitionsbereitschaft mangelt, ist nicht fair“, weist Hofmann auf die konkreten Zuständigkeiten von Bund und Land hin.

ICE-Ausbau

Auch bei den großen Strecken gibt es Verbesserungsbedarf. Bayerns Verkehrsminister Hans Reichhart (CSU) und der Konzernbeauftragte der Deutschen Bahn AG für Bayern, Klaus-Dieter Josel, haben in Augsburg die nächsten Schritte in der Planung für den Ausbau der ICE-Strecke Augsburg-Ulm vorgestellt. Ziel ist, dass Fernzüge künftig auf der Strecke schneller fahren können als bisher. Im Bundesverkehrswegeplan 2030 wurde das Projekt als „vordringlich“ eingestuft. In der Region gibt es schon seit Jahren Streit um das Projekt: Manche sind für einen Ausbau der bestehenden Trasse, andere für einen Neubau entlang der A8. Die 85 Kilometer lange Strecke zwischen Augsburg und Ulm ist ein Teilstück der europäischen Magistrale von Budapest und Wien über München nach Paris.