Der Riese wird eingestellt: Ein Airbus A380 der Fluggesellschaft Emirates. (Bild: Imago/Stephan Wallocha)
A380

Airbus: Das Aus für den Riesen

Der europäische Luftfahrt- und Rüstungskonzern Airbus stellt die Produktion des weltgrößten Passagierjets A380 ein. Dadurch könnten mehrere tausend Arbeitsplätze bedroht sein - auch an bayerischen Standorten.

Der europäische Luftfahrt- und Rüstungskonzern Airbus stellt die Produktion des weltgrößten Passagierjets A380 ein. Die letzte Auslieferung des Luftgiganten sei für 2021 geplant, teilte Airbus in Toulouse mit. „Die heutige Ankündigung ist schmerzlich für uns und für die A380-Communities weltweit“, sagte der scheidende Airbus-Chef Tom Enders in der französischen Unternehmenszentrale in Toulouse.

Der Vogel zieht nicht

Die größte Kundin des A380, die arabische Fluggesellschaft Emirates, habe ihre Bestellung um 39 Maschinen reduziert, so Airbus. Emirates habe nun beschlossen, die A380-Bestellungen von 162 auf 123 Maschinen zu reduzieren. Dabei würden in den kommenden zwei Jahren noch 14 verbleibende Passagierjets in Empfang genommen. Als Ersatz für die stornierten Superjumbos bestellen die Araber 70 kleinere Langstreckenjets vom Typ A330neo und A350.

Die heutige Ankündigung ist schmerzlich für uns.

Tom Enders, Airbus-Chef

Auch die australische Fluggesellschaft Qantas Airways hatte zuletzt die Bestellung von acht A380-Passagierjets zurückgezogen. Anfang Februar hatte zudem der Chef der Fluggesellschaft Qatar Airways, Akbar Al-Baker, dem A380 ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Er hatte erklärt, dass er über eine vorzeitige Einstellung der Produktion nicht traurig wäre. Nach Al-Bakers Auffassung ist der Flieger zu schwer, weil seine Tragflächen für die nie gebaute Langversion ausgelegt sind.

Auch bei anderen Airlines sei der Auftragsbestand mangelhaft, meldete Airbus. Daher gebe es nun keine Grundlage mehr für eine Fortsetzung der Produktion. Als Konsequenz werde Airbus seine Auslieferungen 2021 einstellen, teilte das Unternehmen mit. Der doppelstöckige Passagierjet hat Airbus schon länger große Sorgen bereitet. In den vergangenen Jahren hatte kaum noch eine Fluglinie ein Modell geordert. Airbus drohten, die Bestellungen auszugehen. Der Konzern fuhr die Jahresproduktion zuletzt von zeitweise bis zu 30 Maschinen auf nur noch sechs Exemplare zurück. Von den 313 innerhalb von zwölf Jahren georderten Bestellungen des Luftgiganten sind noch 79 offen.

Ein Flugzeug mit Fehlern

Vielen Airlines ist der Flieger zu groß und verbraucht zu viel Treibstoff – das ist nicht wirtschaftlich, besonders wenn der Riesenjet nicht mit der maximalen Passagierzahl von 853 voll besetzt ist. Etliche größere und kleinere Pannen hatten das Image des A380 beschädigt und hohe Wartungskosten verursacht. Der Listenpreis des Fliegers ist zudem mit 466 Millionen US-Dollar (381 Millionen Euro) relativ hoch. An vielen kleineren Flughäfen kann der Riese nicht landen: weil der A380 zwei Decks hat, brauchte es zwei Brücken, auch Flugzeugpositionen und Rollwege mussten angepasst werden. Obendrein ist das Ein- und Ausladen der vielen Passagiere zeitlich aufwändiger als bei anderen Typen.

Andere Flugzeuge bei des Boeing-Rivalen sind hingegen sehr beliebt. Die kleineren Maschinen der A320-Familie sind ein Kassenschlager. Das zeigen auch die Zahlen: Trotz der hohen Belastungen von rund 900 Millionen Euro durch die Einstellung des Riesenfliegers und Kosten für den Militärtransporter A400M im vergangenen Jahr konnte Airbus einen deutlichen Gewinnsprung erzielen. Unter dem Strich stand ein Gewinn von 3,05 Milliarden Euro und damit 29 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der Umsatz legte um acht Prozent auf 63,7 Milliarden Euro zu. Die Aktionäre sollen eine um zehn Prozent auf 1,65 Euro erhöhte Dividende erhalten. Analysten hatten im Schnitt jedoch mit einer stärkeren Anhebung gerechnet.

Für 2019 strebt das Management um Vorstandschef Tom Enders weitere Zuwächse an. Der bereinigte operative Gewinn soll um etwa 15 Prozent steigen. Dazu will das Unternehmen 880 bis 890 Verkehrsflugzeuge ausliefern. Im vergangenen Jahr hatte Airbus 800 Maschinen an seine Kunden übergeben und damit nur noch 6 Maschinen hinter dem weltgrößten Flugzeugbauer Boeing aus den USA gelegen. Boeing baut seine Produktion aber ebenfalls kräftig aus und will im laufenden Jahr rund 900 Verkehrsjets ausliefern.

Arbeitsplätze bedroht?

Teile des Luftgiganten A380 werden an Airbus-Standorten in Deutschland gefertigt – darunter vor allem Hamburg-Finkenwerder, aber zum Beispiel auch Bremen oder Stade. Auch der Augsburger Flugzeugbauer Premium Aerotec produziert Bauteile. In Augsburg werden Rumpfteile für den Airbus gefertigt, bei Airbus Helicopters in Donauwörth Frachttore. Wegen der Auftragsflaute beim A380 stehen bundesweit bereits Tausende Jobs auf der Kippe.

Airbus werde in den nächsten Wochen Gespräche mit dem Betriebsrat bezüglich der 3000 bis 3500 Stellen aufnehmen, die in den kommenden drei Jahren betroffen sein könnten. Es werde aber zahlreiche Möglichkeiten für interne Stellenwechsel zu anderen Airbus-Flugzeugprogrammen geben, verkündete der Konzern.

In Augsburg betrifft das Aus für den Riesenflieger 115 Beschäftigte bei Premium Aerotec. Diese Mitarbeiter stellen Landeklappen und vordere Flügelkanten für den A380 her, wie eine Sprecherin am Donnerstag sagte. Weitere 145 Beschäftigte von Premium Aerotec bauten in Nordenham (Niedersachsen) Rumpfschalen und in Bremen und Varel (Niedersachsen) Einzelteile für den größten Airbus-Flieger.

Das Aus für den A380 kommt nur wenige Tage nach dem 50. Geburtstag der Boeing 747. Am 9. Februar 1969 hob der viermotorige Düsenjet des Airbus-Rivalen mit dem Spitznamen „Jumbo“ erstmals vom Boeing-Werksgelände ab. Der „Jumbo“ revolutionierte damals die Luftfahrt und war viele Jahre das größte Passagierflugzeug der Welt, bis er vom A380 abgelöst wurde. Doch auch die Boeing 747 ist mittlerweile eher ein Ladenhüter, der Trend geht zu kleineren spritsparenden Flugzeugen.

Der Airbus A380

Der A380 hat je nach Ausstattung bis zu 853 Sitze. Der Superjet hat eine Reichweite von 15.200 Kilometern und ist gut 72 Meter lang. Seine Flügelspannweite liegt bei knapp 80 Metern. Für den Luftgiganten bekamen zahlreiche Flughäfen neue Terminals. Die Planungen für den A380 begannen 1995, im Jahr 2000 fiel der offizielle Startschuss. Den Erstflug absolvierte der Riesenvogel am 27. April 2005. Der kommerzielle Einsatz startete Ende Oktober 2007 mit einem Sonderflug zwischen Singapur und Sydney.