Schneechaos in Südbayern: Mehr als 1300 Schneeräumfahrzeuge und Fräsen sind im Einsatz, hier in Bad Hindelang. (Foto: Imago/Arnulf Hettrich)
Schneefälle

„Unser Winterdienst ist gut gerüstet“

Interview Wer kann, sollte beim Schneechaos zuhause bleiben, rät Bayerns Verkehrsminister Hans Reichhart im BAYERNKURIER-Interview. Mit 1300 Einsatzfahrzeugen arbeiten 3000 Helfer, um die Straßen freizubekommen. Bei Lawinengefahr sind Sperrungen unvermeidlich.

Herr Reichhart, nach zwei oder sogar mehr Metern Neuschnee – wie stellt sich die Verkehrslage in Südbayern dar? Wo sind Bahnstrecken und Straßen gesperrt?

Betroffen sind derzeit vor allem die südlichen Landkreise in Oberbayern und der Bayerische Wald. Durch den starken und nassen Schneefall der vergangenen Tage sind mancherorts Bäume auf Fahrbahnen oder Gleise gestürzt. An einigen Stellen besteht auch die Gefahr, dass Lawinen Straßen verschütten könnten. Die Straßenmeistereien haben die betroffenen Abschnitte deshalb vorübergehend gesperrt.

Wir tun alles dafür, dass die Autofahrer in Bayern wohlbehalten an ihr Ziel kommen.

Hans Reichhart, bayerischer Bau- und Verkehrsminister

Allein in der ersten Woche des Jahres 2019 haben in Bayern mehr als 3000 Mitarbeiter in Orange für freie Straßen gesorgt. Ich sage von ganzem Herzen Danke für diesen Kraftakt! Wir tun alles dafür, dass die Autofahrer in Bayern wohlbehalten an ihr Ziel kommen. Dennoch bitte ich Sie, Ihre Fahrweise an die winterlichen Straßenverhältnisse anzupassen und sich rechtzeitig über mögliche Straßensperren zu informieren. Sie finden diese auf unserer Internetseite www.bayerninfo.de, die wir laufend aktualisieren.

Was raten Sie grundsätzlich den Bürgern, die eingeschneit sind?

Am besten wäre es natürlich, das Haus möglichst erst einmal nicht zu verlassen, sofern das möglich ist. Die Kollegen von Winterdienst, Feuerwehr und Technischem Hilfswerk werden alles versuchen, die Straßen möglichst schnell wieder frei zu bekommen.

In besonders betroffenen Regionen sind Hausbesitzer außerdem gefragt, ihre Dächer im Auge zu behalten und rechtzeitig von Altschnee zu befreien. Spätestens wenn die zulässige Schneelast erreicht ist, sollte das Dach geräumt werden, um Schäden zu vermeiden. Das ist allerdings nicht ungefährlich, deshalb dürfen nur gesicherte Personen Dächer räumen. Fragen Sie im Zweifel bei Ihrer Gemeinde oder Feuerwehr nach, wer solche Arbeiten durchführt. Wichtige Hinweise finden Sie in unserem Merkblatt Schnee auf Dächern – Tipps für Eigentümer.

Wenn Straßen- und Bahnlinien von Lawinen gefährdet werden, führt an einer Sperrung kein Weg vorbei. Hier geht die Sicherheit vor.

Hans Reichhart

So viel Schnee fällt am Alpenrand zwar nicht in jedem Winter, aber er kommt auch nicht völlig überraschend. Warum sind Bahn und Straßendienste nicht besser auf solche Extremlagen vorbereitet? Etwa durch mehr Räumfahrzeuge, Schneefräsen oder Spezialzüge zur Räumung der Bahnstrecken?

Unser Winterdienst ist gut gerüstet. Unsere Mitarbeiter in Orange sind mit rund 1300 eigenen und angemieteten Schneeräumern unterwegs, um die Straßen möglichst frei zu halten. Schon im vergangenen Herbst haben wir dafür 620.000 Tonnen Salz eingelagert. Aber wir können nicht an allen Strecken gleichzeitig arbeiten. Die Straßenmeistereien haben daher zuerst die wichtigen Verkehrsachsen freigeräumt und kümmern sich jetzt darum, auch Straßen mit weniger Verkehr von umgeknickten Bäumen und Schnee zu befreien.

Auch die Bahn ist rund um die Uhr im Einsatz, um die Schienen zu räumen. Leider klappt das nicht an allen Stellen, hier sind in Zukunft weitere Investitionen bei der Bahn nötig. Wenn Straßen- und Bahnlinien aber von Lawinen gefährdet werden, führt an einer Sperrung kein Weg vorbei. Hier geht die Sicherheit vor.

An der Bahn wird immer wieder kritisiert, dass sie jahrelang den Rückschnitt der Gehölze entlang der Strecken hat schleifen lassen – was bei solchen Schneemassen fatal ist, weil dann reihenweise die Bäume auf die Gleise stürzen. Wie sehen Sie das?

Natürlich kann man nie gänzlich verhindern, dass Bäume unter der Schneelast zusammenbrechen. Nach diesem sehr trockenen Sommer sind sie teilweise besonders anfällig. Klar ist aber auch, dass Beeinträchtigungen im Schienenverkehr so gut es geht vermieden werden müssen. Die DB Netz AG ist deshalb gefordert, an allen Strecken genauestens zu prüfen, wo weitere Rückschnitte sinnvoll und notwendig sind.

Wir halten unseren Straßenwinterdienst auf dem neuesten Stand und prüfen laufend, wo Verbesserungen und Ergänzungen sinnvoll sind.

Hans Reichhart

Durch den Klimawandel sollen laut Forschern solche Extremereignisse häufiger werden. Planen Sie ein Programm zur generellen Ertüchtigung des Winterdienstes?

Ich bin der festen Überzeugung, dass wir gut gerüstet sind. Wir halten unseren Straßenwinterdienst auf dem neuesten Stand und prüfen laufend, wo Verbesserungen und Ergänzungen sinnvoll sind. Mit unserem digitalen Salzmanagement beispielsweise stellen wir sicher, dass das Salz immer auch in der Straßenmeisterei ankommt, in der es gerade dringend gebraucht wird. So werden wir laufend effizienter.

Die Interview führte Wolfram Göll.