Bayerns Verkehrsminister Hans Reichhart unterstützt einen möglichen Beitritt der Landkreise Bad Tölz-Wolfratshausen, Garmisch-Partenkirchen, Landsberg am Lech, Landshut, Miesbach, Mühldorf, Rosenheim, Weilheim-Schongau sowie der kreisfreien Städte Landshut und Rosenheim zum Münchner Verkehrsverbund MVV. Damit will er den öffentlichen Nachverkehr im ländlichen Raum attraktiver machen. Der Startschuss fällt Ende November, wenn Reichhart den ersten Förderbescheid übergibt.
Verdoppelung der Verbundsfläche
Eine Grundlagenstudie zu den Rahmenbedingungen eines Beitritts bezuschusst der Freistaat mit mehr als 85 Prozent der Kosten. „Gleichwertige Lebensverhältnisse in Stadt und Land bedeuten auch flächendeckende Versorgung Bayerns mit Verkehrsverbünden“, sagt der Minister. Wenn alle zehn Kommunen, die an der Grundlagenstudie teilnehmen, später auch dem MVV beitreten, könne er seine bisherige Fläche mehr als verdoppeln. Eine Million Menschen zusätzlich würden dann in seinem Einzugsgebiet leben.
Bereits heute sind etwa acht der 13 Millionen Einwohner des Freistaats mit solchen Verbünden versorgt, die mehrere Landkreise und kreisfreie Städte umfassen und einheitliche Tarife für Busse und Regionalzüge anbieten. So umfasst der Münchner Verbund S- und U-Bahnen, Tram und Busse, Regionalbusse und – züge. Im Jahr 2018 wurden im gesamten Gebiet mehr als 722 Millionen Passagiere befördert.
Reichhart will solche Systeme im ganzen Freistaat ausdehnen: „Die weißen Flecken auf der Verbundlandkarte sollen verschwinden, wie wir es im Koalitionsvertrag festgeschrieben haben.“ Wenn Pendler mit einer Fahrkarte von der Haustür zum Arbeitsplatz kämen, würden sie es sich nach Reichharts Ansicht überlegen, „ob sie wirklich jeden Tag ins Auto steigen müssen“.
Die weißen Flecken auf der Verbundskarte sollen verschwinden.
Hans Reichhart, Verkehrsminister
Die Entscheidung, welchem Verbund sie sich anschließen oder ob sie einen neuen gründen wollen, liegt laut dem Verkehrsminister bei den Kommunen, die für den öffentlichen Nahverkehr verantwortlich sind. Erweist sich ein Projekt in der Grundlagenstudie als umsetzbar, verfügen die Kommunen über eine objektive Basis für den Beschluss über die Verbunderweiterung oder ‑gründung. „Einmal- und Dauerkosten, die durch eine verkehrlich und wirtschaftlich sinnvolle Verbundintegration entstehen, wollen wir ebenfalls bezuschussen“, sagt Reichhart. Neben beitrittsbedingten Investitionen geht es dabei vor allem um den Ausgleich der sogenannten Durchtarifierungs- und Harmonisierungsverluste – das sind Mindereinnahmen, die den Verkehrsunternehmen infolge der neuen, einheitlichen Verbundtarife entstehen.
Wo die Schienen enden
Solche Verkehrsverbünde mit Schienen- und Straßenverbindungen existieren neben München in elf weiteren Großräumen – von Augsburg über Regensburg und Nürnberg bis nach Würzburg. 23 weitere Verbünde bieten hauptsächlich Busverbindungen an, darunter einige, die nun Anschluss an den MVV suchen. Elf bayerische Landkreise bieten noch überhaupt kein solches Tarif- und Beförderungssystem an, darunter ebenfalls mehrere, die nun in den MVV streben.