Eröffnung des TUM-Anwender- und Forschungszentrum „Geriatronik“ in Garmisch-Partenkirchen: Staatminister Florian Herrmann (l.) an der "Rasierroboter Station" mit (v.l.) Sigrid Meierhofer, Dennis Ossadnik und Prof. Sami Haddadin. (Foto: Uli Benz/TU München)
Pflege

Segensreiche Helfer

Die Menschen werden immer älter, zugleich fehlen qualifizierte Pflegekräfte. Roboter der Technischen Universität München sollen Abhilfe schaffen: Am 8. Oktober eröffnete das Forschungszentrum „Geriatronik“ in Garmisch-Partenkirchen.

Am Anwender- und Forschungszentrum „Geriatronik“ der Technischen Universität München (TUM) in Garmisch-Partenkirchen werden zukünftig Roboterassistenten entwickelt und in Feldstudien erprobt, die ein selbstbestimmtes Leben auch im hohen Alter möglich machen sollen. Der Grund ist einfach: Die Menschen in Industriestaaten werden immer älter, zugleich aber fehlen qualifizierte Pflegekräfte – nicht nur in Deutschland. Am 8. Oktober eröffnete nun Staatskanzleichef Florian Herrmann das Zentrum. Unterstützt wird das Projekt von der Bayerischen Staatsregierung und dem Markt Garmisch-Partenkirchen.

Wir wollen, dass jeder Mensch in Würde leben und altern kann.

Florian Herrmann, Staatskanzleichef

In der ehemaligen Hotelfachschule Garmisch-Partenkirchen wird bald an neuen Roboterassistenten geforscht. Auf zwei Etagen und rund 700 Quadratmetern werden zunächst rund 15 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Munich School of Robotics and Machine Intelligence (MSRM) arbeiten. Später sollen es bis zu 40 MSRM-Angehörige sein. Das TUM-Anwender- und Forschungszentrum Geriatronik ist ein wesentlicher Bestandteil der ersten MSRM-Leuchtturm-Initiative, die sich mit der Zukunft der Gesundheit beschäftigt.

Roboter für die Pflege

Herrmann sagte bei der Eröffnung: „Wir wollen, dass jeder Mensch in Würde leben und altern kann. Dafür haben wir als Freistaat Bayern nicht nur ein umfangreiches Pflegepaket beschlossen, sondern wir fördern intensiv Wissenschaft und Forschung im Pflegebereich.“ In Garmisch-Partenkirchen solle mit dem Anwenderzentrum ein echtes Forschungszentrum für Robotik in der Pflege entstehen. Ministerpräsident Markus Söder hatte das in seiner Regierungserklärung im April angekündigt und nach weniger als sechs Monaten wird bereits mit der Forschung begonnen. „Die in Garmisch-Partenkirchen entwickelten technischen Innovationen helfen insbesondere älteren Menschen, möglichst lang ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden zu führen. Daher ist schon jetzt klar: Für viele Menschen wird dieses Zentrum eine segensreiche Einrichtung“, betonte Herrmann.

Gemeinsam und komplementär werden am Münchner Stammsitz der MSRM die Anwendungsforschung und am Anwender- und Forschungszentrum in Garmisch-Partenkirchen die Technologie- und Feldforschung betrieben. Dies wird ermöglicht durch Fördermittel des Bayerischen Wirtschaftsministeriums sowie der LongLeif GaPa gGmbH.

Direkter Kontakt mit späteren Nutzerinnen und Nutzern

„Der Name ist Programm. Wir werden hier Geriatronik-Forschung betreiben und die Technologie mit den Menschen in Garmisch-Partenkirchen in Berührung bringen, ihnen sollen unsere Entwicklungen ja in der Anwendung von Nutzen sein“, sagte Professor Sami Haddadin, Direktor der MSRM. „Nur so können wir sicherstellen, dass wir unsere Roboter an den Bedürfnissen der Menschen ausrichten und Berührungsängste von Anfang an abbauen.“

Wichtigstes Projekt des Zentrums ist der zweiarmige Roboterassistent GARMI. Er soll älteren Menschen bei Alltagstätigkeiten wie dem Aufstehen aus einem Sessel helfen, oder ein intelligentes Werkzeug für die Telemedizin sein. Mit ihm sollen Ärzte bei Routine-Untersuchungen oder im Notfall aus der Ferne verzögerungsfrei vor Ort handeln können.

Garmisch-Partenkirchen als Modellstadt

„Ich freue mich sehr, hier und heute gemeinsam mit der TU München die Eröffnung des Anwender- und Forschungszentrums feiern zu können“, sagte Garmisch-Partenkirchens 1. Bürgermeisterin Sigrid Meierhofer im Rahmen der Feierlichkeiten. LongLeif-Geschäftsführer Viktor Wohlmannstetter beschrieb das Projekt so: „Unser Ziel ist es, dass sich Garmisch-Partenkirchen auf der Basis zukunftsweisender Seniorenpflege-Konzepte zur Modellstadt für intelligente Assistenz-Robotik-Systeme im Alter entwickelt.“

Die ehemalige Hotelfachschule wird nur ein vorläufiger Standort für das zunächst auf acht Jahre angelegte Projekt sein. Perspektivisch soll das Zentrum auf dem geplanten LongLeif-Campus untergebracht werden, der zusätzlich ein „generalistisches“ Ausbildungszentrum für Pflegekräfte sowie den Neubau des Caritas-Pflegeheims beherbergen soll. „Bis Ende des Jahres könnte, nach derzeitigem Kenntnisstand, die Suche nach einem geeigneten Grundstück in zentraler Lage abgeschlossen sein, so dass dann die Realisierung des Campus in Angriff genommen werden kann. Nunmehr wünscht sich der Markt ein Signal der Bayerischen Staatsregierung, dass für den Bau und den dauerhaften Betrieb des Geriatronik-Forschungszentrums auf dem Campus-Gelände grünes Licht gegeben wird“, sagte die Bürgermeisterin.

TUM und LongLeif

Die Technische Universität München ist mit rund 550 Professoren, 41.000 Studierenden sowie 10.000 Mitarbeitern eine der forschungsstärksten Technischen Universitäten Europas. Ihre Schwerpunkte sind die Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften, Lebenswissenschaften und Medizin, verknüpft mit den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. An der TUM haben Nobelpreisträger und Erfinder wie Rudolf Diesel, Carl von Linde und Rudolf Mößbauer geforscht. 2006 und 2012 wurde sie als Exzellenzuniversität ausgezeichnet. In internationalen Rankings gehört sie regelmäßig zu den besten deutschen Universitäten. www.tum.de

Die LongLeif GaPa gemeinnützige GmbH wurde 2016 gegründet. Der Gesellschaft wurden vom Markt Garmisch-Partenkirchen als Alleingesellschafter Geldmittel in Höhe von 57 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, die von der in der Schweiz ansässigen Günter und Ingeborg Leifheit-Stiftung stammen. Der Unternehmensgegenstand umfasst gemeinnützige und Wohltätigkeitszwecke zu Gunsten von alten und pflegebedürftigen Personen sowie die Förderung der wissenschaftlichen Forschung mit Bezug auf die Probleme des Dritten Alters. www.longleif.de

(PM)