Bayerns Ministerpräsident Markus Söder betonte die Bedeutung der Digitalisierung für alle Lebensbereiche. (Foto: CSU)
Technologie

Im Kernland der Digitalisierung

Nirgendwo wird mehr in Zukunftstechnologien investiert als im Freistaat. Wie fundamental diese Entwicklungen das Leben der Menschen beeinflussen und verändern werden, stand im Zentrum des "Bavarian Digital Summit" der CSU in München.

Digitalisierung, Künstliche Intelligenz, Robotik, Raumfahrt, autonomes Fahren und Flugtaxis – fünf Stunden lang standen beim ersten „Bavarian Digital Summit“ in München die großen Zukunftsthemen auf dem Programm. Vor mehreren Hundert Gästen diskutierten hochkarätige Experten über technologische Entwicklungen, die schon heute oder in absehbarer Zeit das Leben der Menschen entscheidend beeinflussen werden. Moderiert wurde die Veranstaltung von CSU-Generalsekretär Markus Blume und seiner Stellvertreterin Daniela Ludwig.

Die Digitalisierung ist in der Geschichte der Menschheit die größte Beschleunigungsrakete, die es je gegeben hat.

Markus Söder, bayerischer Ministerpräsident

„Die Digitalisierung ist in der Geschichte der Menschheitsgeschichte die größte Beschleunigungsrakete, die es je gegeben hat“, unterstrich Bayerns Ministerpräsident Markus Söder in seiner Eröffnungsrede die Bedeutung des Themas. Digitalisierung sei die die wichtigste Veränderung von Arbeitswelt, Demokratie und Gesellschaft. Söder beschrieb Bayern als Kernland der Digitalisierung. Er selbst sei ein Anhänger dieser Entwicklung, von der nicht nur die nur die heimischen Unternehmen, sondern jeder einzelne Bürger profitieren könne.

Glasfaser im ganzen Land

Um die Digitalisierung zu gestalten habe Bayern bereits eine Vielzahl von Initiativen ergriffen, sagte Söder. So investiere Bayern in den kommenden Jahren sechs Milliarden Euro in die Digitalisierung – zum Beispiel für den Ausbau der Infrastruktur. Dazu gehöre Glasfaser für das ganze Land. Digitalisierung sei nicht nur eine Aufgabe für die Städte, so der Ministerpräsident, sondern für das gesamte Land. Dazu gehöre auch Mobilfunk und Wlan bis in den letzten Winkel.

Auch bei Bildung und Wissenschaft setzt der Freistaat auf die neuen Technologien. Bayern sei dabei, 50.000 digitale Klassenzimmer einzurichten, berichtete Söder. „Wir wollen, dass Digitalisierung in der Schule eine zentrale Rolle spielt“, so der Ministerpräsident. Als wichtige Forschungsthemen, die Bayern besonders fördere, nannte Söder unter anderem die Künstliche Intelligenz. Wenn man sehe, welchen Einfluss Algorithmen heute bereits hätten, sei es elementar wichtig, auf diesem Gebieten selbst stark zu werden. Söder sagte, es komme aber auch darauf an, diejenigen mitzunehmen, die sich bei der Digitalisierung schwerer täten. Deshalb fördere der Freistaat die digitale Weiterbildung in Unternehmen.

Kampfansage an Bremen

Digitalisierung auch könne in Pflege und Medizin das Leben der Menschen besser und leichter machen, sagte Söder. So könne Robotik Menschen dabei helfen, länger ein selbstbestimmtes Leben zu führen.

Luft-und Raumfahrt zählen für Bayerns Ministerpräsidenten zu den wichtigen Technologien. Es sei für sein Selbstverständnis „unerträglich“, so Söder, dass Bremen den Freistaat auf dem Gebiet der Raumfahrt überholt habe. Er kündigte für die kommenden Wochen ein großes Raumfahrt-Konzept an.

Scheindemokratie im Internet

Kritisch äußerte sich Bayerns Ministerpräsident über die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Demokratie. Im Netz sei eine „Parallel- und Scheindemokratie“ entstanden, die mit der Realität nichts zu tun habe. In den Filterblasen und Echokammern des Internets einstehe ein Zerrbild der Wirklichkeit, so Söder. Hier gelte es unter anderem mit verstärkter politischer Bildung gegenzuhalten.

Grundsätzlich sieht Bayerns Ministerpräsident die Digitalisierung aber positiv. Er rief die Teilnehmer des Veranstaltung dazu auf, offen und konstruktiv an das Thema heranzugehen und gemeinsam zu überlegen, wie man Zukunft gestalten könne. „Jede Stufe der Rakete, die gezündet wird, ist ein Sprung nach vorne“, sagte Söder. „Digitalisierung bietet die Möglichkeit, in Räume vorzustehen, die noch nie ein Mensch betreten hat.“

Spitzenforschung in Bayern

Ganz vorne dabei bei der Eroberung dieser Räume ist die Technische Universität München. Ein besonders erfolgreiches Team von Studenten präsentierte seine Arbeit auf dem Digital-Gipfel. Schon dreimal hat die TU den Hyperloop-Wettbewerb des Milliardärs Elon Musk gewonnen. Der Hyperloop ist ein von Musk gefördertes Transportsystem, bei dem sich ein Hochgeschwindigkeitszug mit annähernd Schallgeschwindigkeit in einer Röhre mit Teilvakuum fortbewegt. In absehbarer Zukunft sollen damit Menschen transportiert werden. Bei den Wettbewerben präsentieren Entwickler ihre Prototypen und testen deren Leistungsfähigkeit. Beim letzten Wettstreit im Sommer raste die Kapsel der TU mit 467 Stundenkilometern durch die Teströhre in Kalifornien. „Wir machen als Team sehr viel richtig“, erklärte ein Student auf dem Digital-Summit den Erfolg. Er lobte die Kooperationsmöglichkeiten zwischen Hochschule und Wirtschaft im Freistaat. Und stellte auch die Unterstützung durch die Politik heraus. In Bayern, so hat es Ministerpräsident Söder angekündigt, soll die erste Hyperloop-Referenzstrecke in Europa entstehen.

Vorbild für Deutschland

Für Achim Berg, Präsident des Digitalverbands Bitkom, stellt diese Kooperation von Wissenschaft, Konzernen und Start-ups, wie sie in München praktiziert wird, ein Vorbild für das ganze Land da. „Das ist die Zukunft Deutschlands“, sagte Berg in seinem Vortrag. Darauf habe er schon mehrfach die Bundesregierung hingewiesen.

Helmut Schönenberger, Chef der „Unternehmertum“, des Zentrums für Innovation und Gründung an der Technischen Universität München, nannte in einer Gesprächsrunde zum Thema „Mobilität der Zukunft“ beeindruckende Zahlen für die Innovationskraft im Freistaat. Allein an der TU München entstünden jedes Jahr 50 wachstumsstarke Ausgründungen. Sie brächten jedes Jahr etwa eine Milliarde Euro an Wertschöpfung. Schönenberger nannte als besonders erfolgreiches Beispiel das Unternehmen FlixBus, ebenfalls eine Ausgründung der TU. Inzwischen habe die Firma mehr als 1000 Mitarbeiter und 60 Millionen Kunden.

Tipps vom Astronauten

Weitere Diskussionsrunden beschäftigen sich mit der Digitalisierung der Finanzindustrie, mit neuen Entwicklungen auf dem Gebiet der Gesundheit und dem Internet der Dinge. Wie wichtig diese Themen auch international seien, erläuterte die Staatsministerin für Digitalisierung im Bundeskanzleramt, Dorothee Bär. Sie meldete sich vom World Economic Forum in China. Und dort, berichtete sie nach München, spielten Themen wie Digitalisierung, Robotik und künstliche Intelligenz die zentrale Rolle.

Ganz real um den Griff nach den Sternen ging es im Gespräch zwischen dem ehemaligen Astronauten und Physikprofessor Ulrich Walter und Bayerns Wissenschaftsministerin Marion Kiechle. Walter berichtete von seiner Karriere als Raumfahrer und gab zwei konkrete Tipps für alle Kinder und Jugendlichen, die ihm einmal nacheifern wollen. Erstens: Englisch lernen. Luft- und Raumfahrt sei eine internationale Angelegenheit, so Walter. Ohne die englische Sprache habe man keine Chance. Und zweitens: Das zu machen, wovon man wirklich begeistert sei, riet der Ex-Astronaut. „Dann gibt man sein bestes, dann ist man wirklich gut und dann wird man ausgewählt.“