Künftig muss in allen staatlichen Behörden Bayerns ein Kreuz im Eingangsbereich hängen. (Foto: Picture Alliance/Matthias Balk/dpa)
Kreuz

„Religionsfeinde und Selbstverleugner“

Führende CSU-Politiker weisen die Kritik an der Kreuz-Entscheidung der bayerischen Staatsregierung entschieden zurück. CSU-Generalsekretär Markus Blume nennt es beschämend, wie in der Debatte die eigenen Werte verleumdet würden.

CSU-Generalsekretär Markus Blume hat die Kritik an der Kreuz-Entscheidung der bayerischen Staatsregierung entschieden zurückgewiesen. „Bei den Kritikern haben wir es mit einer unheiligen Allianz von Religionsfeinden und Selbstverleugnern zu tun“, sagte er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Wer ein Kreuz aufhängt, legt damit ein Bekenntnis ab und muss sich nicht rechtfertigen.“ Er höre gerade von muslimischen Zuwanderern Verwunderung darüber, wie selbstvergessen wir als Christen mit unserem Glauben umgingen.

Das Kreuz steht für Menschenwürde, für Nächstenliebe und für Toleranz.

Markus Blume, CSU-Generalsekretär

Den Grünen, die sich besonders lautstark über den Beschluss empört hatten, bescheinigte Blume eine „verkehrte Weltsicht“: „Aus der Multikulti-Ecke kommt kein hartes Wort gegen den neuen Antisemitismus, aber gegen christliche Symbole im Alltag wollen sie mit Vehemenz vorgehen. Das ist beschämend, wie man die eigenen Werte so verleugnen kann. Wir sollten kultursensibler sein, das heißt sensibel für die eigene Kultur.“

Zeichen der Zuversicht

Auf Initiative von Ministerpräsident Markus Söder hatte das bayerische Kabinett am Dienstag beschlossen, dass in allen Behördengebäuden unter der Verwaltung des Freistaats im Eingangsbereich ein Kreuz angebracht werden soll.

Blume wandte sich auch gegen den Vorwurf, Bayern verstoße mit dieser Entscheidung gegen das religiöse Neutralitätsgebot des Staates: „Klar ist doch: In Deutschland sind Kirche und Staat unterschiedlich. Aber sie sind sich nicht egal“, sagte Blume. „Gerade der Staat lebt von Wertvoraussetzungen, die er selbst nicht schaffen kann. Die meisten davon haben christlichen Ursprung. Damit dürfen wir nicht fahrlässig umgehen.“

Das Kreuz sei ein Bekenntnis zu den Werten, die unseren Staat und unsere Gesellschaft ausmachten. „Es steht für Menschenwürde, für Nächstenliebe und für Toleranz. Das Kreuz steht für die kulturelle Identität unseres Landes. Wie das Gipfelkreuz gehört es zu unserer Heimat“, so der CSU-Generalsekretär. Das habe auch Ministerpräsident Markus Söder deutlich gemacht. „In Zeiten großer Verunsicherung ist es wichtig, den Menschen Zuversicht und Gewissheit zu geben“, sagte Blume.

Im Einklang mit dem Gesetz

Auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann verteidigte die Kruzifix-Pläne. „Es ist verfassungsrechtlich völlig okay, so zu entscheiden“, sagte er. „Dazu stehen wir, das gehört zur christlichen Prägung unseres Landes“, betonte Herrmann. Wer das Christentum, „die Mehrheitsreligion“, verstehe, wisse, dass dort niemand ausgrenzt werde und man dort um Nächstenliebe bemüht sei. Die Staatsregierung sehe sich bei der Forderung nach einem Kreuz im Eingangsbereich aller staatlichen Behördengebäude im Einklang mit der europäischen Rechtsprechung.

Die Häme und Satire in sozialen Netzwerken ist teilweise völlig niveaulos und unter der Gürtellinie.

Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken

Auch außerhalb der Staatsregierung gab es Unterstützung für den Beschluss. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, sagte: „Gerade vor dem Hintergrund der Mammutaufgabe Integration halte ich es für wichtig und richtig, die Normen und Werte zu definieren und deren Anerkennung einzufordern, die für das Miteinander in unserem Land indisponibel sind.“ Dazu gehöre auch eine gewisse Symbolik, „um Identität und Prägung zu demonstrieren“.

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) rief die Kritiker zur Mäßigung auf. „Die Häme und Satire in sozialen Netzwerken ist teilweise völlig niveaulos und unter der Gürtellinie“, sagte ZdK-Präsident Thomas Sternberg. „Das Kreuz ist ein ernstes Thema und völlig ungeeignet für Belustigungen jeglicher Art.“ Es betone den Stellenwert von Religionen und bedeute keinesfalls Ausgrenzung.

Bekenntnis der Staatsregierung

Auch Prälat Lorenz Wolf, Leiter des Katholischen Büros Bayern, begrüßte die Entscheidung: „Weil es ja schon so ist, dass es ein Bekenntnis der Staatsregierung ist dazu, dass die Werte, die mit dem Kreuz verbunden werden, auch Orientierung für die Staatsregierung sein sollen, unabhängig davon, dass selbstverständlich die weltanschauliche Neutralität gewahrt werden wird.“

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder reagierte mit Unverständnis auf die Kritik. „Ich finde es sehr, sehr schade, wenn wir darüber jetzt einen Streit führen“, sagte er am Donnerstag. „Und manchmal wundere ich mich sogar, dass dies aus kirchlichen Kreisen kommt. Denn da wär mir ehrlich lieber, man würde sich zum eigenen Kreuz bekennen, man würde sich zum Symbol der eigenen Religion dazustellen, anstatt es kritisch zu hinterfragen.“

Söder erklärte, er sehe das Kreuz als religiöses und Werte-Symbol. „Natürlich ist das Kreuz in erster Linie ein religiöses Symbol“, so der Ministerpräsident. „Aber im Symbol des Kreuzes bündelt sich auch die Grundidee eines säkularen Staates. So steht es auch in der bayerischen Verfassung und ist durch Rechtssprechung der Verfassungsgerichte akzeptiert.“