Bayern will die wohnortnahe Arztversorgung erhalten. (Bild: Imago/Science Photo Library)
Medizin

Ohne Ärzte geht nichts

Die Lebensqualität im ländlichen Raum hängt entscheidend von der medizinischen Versorgung ab, ebenso die kommunale Anziehungskraft. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder verstärkt darum den Einsatz für Ärzte, Kliniken, Hebammen und Pfleger.

Der Bayerische Ministerpräsident Markus Söder hat in seiner ersten Regierungserklärung im Landtag ein „Zukunfts- und Werteprogramm für die kommenden Jahre“ vorgestellt. Im Zentrum des Regierungshandelns soll die einheimische Bevölkerung stehen. Einer der wesentlichen Punkte war dabei das Thema Gesundheit.

Hightech-Medizin

Bayern setzt auch hier auf Hightech, jedenfalls zum Teil. So soll in Garmisch-Partenkirchen ein Healthcare-Robotik-Zentrum für künstliche Gliedmaßen sowie für Assistenten für Pflegebedürftige entstehen. In Regensburg wird ein Forschungsinstitut für neue Immun- und Infektionskrankheiten gegründet. Ein hochschulübergreifendes Krebsforschungszentrum soll mit Schwerpunkten in Erlangen und Würzburg entstehen. Im Herzzentrum München werde man den weltweit modernsten digitalen OP-Saal entwickeln, bei dem alle Krankenhäuser in Bayern Herzoperationen berechnen und simulieren können. Söders Motto dafür sowie für das Ziel der gesamten Gesundheitsversorgung: „Das bayerische Herz schlägt länger.“

Das bayerische Herz schlägt länger.

Markus Söder

Gegen den Landarztmangel

Aber auch die herkömmliche Gesundheitsversorgung soll nicht zu kurz kommen. Mit laufenden Ausbauprojekten sollen mindestens 18.000 neue Studienplätze in den nächsten Jahren geschaffen werden, ein gewichtiger Teil davon für Mediziner. Söder kündigte auch ein Programm für 1000 zusätzliche Landärzte an, die er mithilfe einer neuen Landarztprämie anlocken will.

Ärztliche Hilfe muss wohnortnah zu finden sein.

Melanie Huml

Das ist die Weiterentwicklung einer bereits bestehenden Strategie gegen den Landarztmangel. So waren bereits neue Studienplätze an der neuen medizinischen Fakultät in Augsburg und im Rahmen einer Kooperation mit der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und der Universität Bayreuth am Klinikum Bayreuth eingeplant. „Wir müssen mehr Ärztinnen und Ärzte schon während ihres Studiums für eine Tätigkeit in der Allgemeinmedizin begeistern. Denn in den nächsten Jahren werden altersbedingt viele Hausärzte in den Ruhestand treten“, sagte Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml im März. „Jeder dritte Hausarzt in Bayern ist derzeit über 60 Jahre alt.“ Für viele Kommunen ist die ärztliche Versorgung aber auch ein Standortfaktor für die Ansiedlung neuer Bürger und Unternehmen.

Jeder geförderte Haus- und Facharzt leistet einen wertvollen Beitrag zum Erhalt der Lebensqualität im ländlichen Raum.

Melanie Huml

Deshalb hat Bayern als eines der ersten Bundesländer ein Programm aufgelegt, mit dem die Niederlassung von Haus- und Fachärzten im ländlichen Raum mit bis zu 60.000 Euro gefördert wird. Dazu bietet das bayerische Gesundheitsministerium jungen Medizinern (bisher 117) bereits im Studium mit einem Stipendium Anreize, später auf dem Land als Arzt tätig zu werden. Im Doppelhaushalt 2017/2018 stehen dafür insgesamt 11,2 Millionen Euro zur Verfügung, von 2012 bis 2017 waren es 27 Millionen. „Das ist gut investiertes Geld. Denn jeder geförderte Haus- und Facharzt leistet einen wertvollen Beitrag zum Erhalt der Lebensqualität im ländlichen Raum“, so Huml. Mit dem Programm konnten bereits 411 Niederlassungen und Filialbildungen gefördert werden, darunter mehr als 320 Hausärzte. Voraussetzung ist insbesondere, dass sich die Mediziner in Gemeinden mit nicht mehr als 20.000 Einwohnern niederlassen. Ferner werden innovative medizinische Versorgungskonzepte gefördert. „Ärztliche Hilfe muss wohnortnah zu finden sein. Das gilt auch für die ländlichen Regionen“, betonte Huml.

Mehr Geld für den Krankenhausbau

Ministerpräsident Söder versprach zudem drei Milliarden Euro für den Krankenhausbau im ländlichen Raum. Auch das baut auf einem bestehenden Programm auf. So hat der Landtag gerade beschlossen, den jährlichen Etat für die Förderung der Krankenhäuser um 140 Millionen Euro auf 643 Millionen Euro anzuheben. Das zeigt, welchen Stellenwert die Krankenhausversorgung in Bayern für die Staatsregierung hat.

Klar dabei ist, dass auch kleinere Kliniken für die flächendeckende medizinische Versorgung wichtig sein können – auch wenn die Krankenkassen das in der Regel anders sehen. Gerade in der Notfallversorgung kann jede Minute Fahrtzeit über Leben oder Tod entscheiden. Zudem kooperieren viele Arztpraxen mit Angeboten, Geräten oder Einrichtungen der Kliniken, was bei deren Auflösung hohe Investitionen für die Ärzte bedeutet. Also verlagern insbesondere Fachärzte ihre Praxis an den nächsten Krankenhausstandort.

Hebammen und Pflege im Blick

Auch freiberufliche Hebammen wird die Staatsregierung mit einem Bonus von 1000 Euro im Jahr unterstützen. Diese Berufsgruppe leidet besonders unter immer höheren Haftpflicht-Versicherungsprämien, zu niedrigen Honoraren, harten Arbeitszeiten und gesetzlichen Änderungen, die die Zahl ihrer Betreuungen auf zwei Schwangere begrenzen. Schon seit einigen Jahren versucht der Freistaat, hier gegenzusteuern.

Zudem soll die Hospiz- und Palliativarbeit in ganz Bayern verbessert werden, hat Söder angekündigt. In Bamberg entsteht dazu ein neues Kinderhospiz.

Auch auf die älter werdende Bevölkerung wird Rücksicht genommen. 1500 neue Pflegeplätze (1000 bayerische stationäre Pflegeplätze, 500 Kurzzeitpflegeplätze) sollen geschaffen werden. Dazu kommt ein neues „Bayerisches Landespflegegeld“ für Angehörige (1000 Euro pro Jahr), die Einrichtung eines neuen Landesamtes für Pflege in Amberg und eines Zentrums „Digitale Pflege“ an der Hochschule Kempten.