Münchens neue "Stadtministerin": die ehemalige Staatsanwältin Kristina Frank, 36, aus dem Stadtteil Obermenzing. (Foto: K.Frank)
Großstadt

„Zauberhafter Charme“

Mit 36 Jahren steigt Stadträtin Kristina Frank zur Münchner Kommunalreferentin auf. Im Interview erklärt sie, wie sie Viktualienmarkt und Elisabethmarkt bodenständig und den ausufernden Münchner Immobilien-Markt erschwinglich halten will.

Bayernkurier: So jung und so rasch in ein so kompliziertes Amt – haben Sie schon ein wenig Bammel?

Kristina Frank: Natürlich habe ich großen Respekt vor meiner neuen Aufgabe. Ich werde ein Referat mit rund 2.600 Mitarbeitern leiten, über die städtischen Immobilien und Liegenschaften wachen und mich um städtische Eigenbetriebe mit den Abfallwirtschaftsbetrieben, den Markthallen, Stadtgütern und der Forstverwaltung kümmern. Dieser großen Verantwortung blicke ich mit Erwartung und Freude entgegen. Ich kann ein Stück weit die Zukunft meiner Heimatstadt mitgestalten, das macht mich stolz.

An welcher Stelle wollen Sie so weiter arbeiten wie Ihr Vorgänger, an welcher wollen sie andere Akzente setzen? Wie sähen solche anderen Akzente aus?

Mein Vorgänger Axel Markwardt ist ein guter Verwaltungschef, der sich auch mit schwierigen Themen unaufgeregt auf der Sachebene auseinandergesetzt hat. Dies nehme ich mir gerne zum Vorbild. Ich möchte meinen Schwerpunkt vor allem auf die strategische Immobilienentwicklung legen. Unsere Flächenreserven sind endlich. Mit diesen soll im gesamten Stadtgebiet eine gesunde Mischung aus Wohnen, Infrastruktur, Arbeit, Bildung und Freizeit gewährleistet und so München weiterhin lebenswert bleiben. Dabei gilt es auch, das Augenmerk auf eine stärkere wirtschaftliche Betrachtung der Immobilienentwicklung zu legen. Wir können jeden Euro nur einmal ausgeben, da ist es wichtig, dem Stadtrat Projekte mit soliden Finanzierungs- und Planungsvarianten vorzuschlagen.

Über die Um-/Neugestaltung von Elisabethmarkt und Viktualienmarkt streiten viele Bürger engagiert und anhaltend. Wie sollen diese beiden Märkte nach Ihrer Meinung in Zukunft aussehen?

Alle unserer vier festen Lebensmittelmärkte – neben dem Elisabethmarkt und dem Viktualienmarkt gibt es noch den Markt am Wiener Platz und den Pasinger Viktualienmarkt – sanieren, das steht außer Frage. Hygieneanforderungen, Brandschutz und marode Bausubstanz sind die Hauptgründe für eine Sanierung. Grundvoraussetzung ist bei allen Planungen, dass jeder Markt seinen ganz individuellen, einmaligen und zauberhaften Charme behält. Die Sanierungsmaßen müssen daher sanft und behutsam erfolgen und mit Händler- und Bürgerschaft abgestimmt werden. Die Märkte sollen eine bunte Oase inmitten unserer immer dichter bebauten Landeshauptstadt bleiben. Das Bürgergutachten zum Viktualienmarkt hat uns gezeigt, wie sehr die Menschen ihre Märkte lieben und welch gute Ideen sie mitbringen.

Wie stellen Sie sich den Großmarkt in Zukunft vor? Bleibt er am angestammten Ort? Hinaus vor die Stadt und dafür Wohnungen auf der frei werdenden Fläche an der Thalkirchner Straße?

Der Stadtrat hat sich mehrheitlich dafür entschieden, den Neubau der Großmarkthalle durch einen Investor auf einem Teil des jetzigen Geländes in Sendling zu realisieren. Der Handel unterliegt laufend Veränderungen. Neben dem Sichthandel nimmt der reine Warenumschlag und der Onlinehandel zu. Für die frei werdenden Flächen, die nach dem Umzug nicht mehr für den Betrieb des Großmarkts benötigt werden, werden wir ein Nutzungskonzept erarbeiten. Idealerweise könnte ich mir eine Mischnutzung von Wohnen und Gewerbe gut vorstellen. Beides brauchen wir dringend.

Was sollte und kann die Stadt Ihrer Ansicht nach unternehmen, um mehr und günstigere Mietwohnungen zu ermöglichen?

Die Stadt tut bereits heute sehr viel, um bezahlbaren Wohnraum in München zu erhalten. Im Jahr sollen bis zu 8.000 Wohnungen gebaut werden, durch Erhaltungssatzungsgebiete wird die örtliche Bevölkerung vor Gentrifizierung geschützt und über die SoBoN-Vorschriften generieren wir weiteren sozialen Wohnungsbau. München muss bezahlbar bleiben, auch für den Otto-Normalverdiener. Dabei muss in Zukunft auch wieder verstärkt in die Höhe gebaut und Dächer genutzt werden, um die ohnehin raren Freiflächen nicht noch mehr auszudünnen.