Mit einem Abendempfang wurde die Internationale Grüne Woche am Donnerstag in Berlin zum 83. Mal eröffnet. Dabei stellt sich das Partnerland Bulgarien den Gästen der Landwirtschaftsmesse schon einmal kulinarisch vor. Hauptredner ist Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU). An den zehn Messetagen stellen 1660 Aussteller aus 66 Ländern ihre Produkte aus der Landwirtschaft, Lebensmittelbetrieben und Gartenbau vor. Etwa 400.000 Fach- und Privatbesucher werden erwartet. Auf mehr als 300 Fachveranstaltungen diskutieren Experten Themen wie Tierwohl, ökologischer Ackerbau und Digitalisierung auf dem Bauernhof.
Bayern stellt sich vor
Passend zum 100-jährigen Jubiläum des Freistaats gilt dann auch in Berlin das Motto „Wir feiern Bayern“, wie Landwirtschaftsminister Helmut Brunner im Vorfeld mitteilte. „Wir werden alle Register ziehen, um die Berliner für unsere kulinarischen und touristischen Highlights zu begeistern“, sagte der Minister. Ziel sei, Bayern als Premiummarke zu präsentieren – als ideales Urlaubsland und als Heimat unnachahmlicher Spezialitäten. Schließlich gelte es, die Urlaubsgäste auf den Geschmack und den Absatz bayerischer Produkte voran zu bringen.
Wir werden alle Register ziehen, um die Berliner für unsere kulinarischen und touristischen Highlights zu begeistern.
Helmut Brunner, Bayerns Agrarminister
Und weil die Schmankerl aus dem Freistaat in der Bundeshauptstadt immer gut ankommen, haben die Bayern wieder allerhand im Gepäck: Käse, Enten, Leberkäs, Weißwürste, Schinken, Honig, Pralinen, Bier, Spirituosen und vieles mehr. Brunner: „Wir werden den Messegästen so richtig Appetit auf Bayern machen.“ Im Mittelpunkt des bayerischen Auftritts steht heuer die Sonderausstellung „Wald, Gebirg und Königstraum“, das Thema der bayerischen Landesausstellung 2018. Der Minister ist überzeugt: Die 2350 Quadratmeter große Bayernhalle wird sich wieder zu einem der zugkräftigsten Besuchermagneten der Grünen Woche entwickeln. Dafür sorgen rund 40 Schmankerl- und Spezialitätenhersteller aus allen Regionen Bayerns und 15 regionale Tourismusverbände und Anbietergemeinschaften von „Urlaub auf dem Bauernhof“ – vom Berchtesgadener Land über das Altmühltal bis hin zur Genussregion Oberfranken. Auch den zünftigen bayerischen Biergarten wissen viele Stammgäste für eine kulinarische Erholungspause auf dem Messerundgang zu schätzen. Als kostenlose Zugabe gibt es dort 50 Musik- und Trachtengruppen mit mehr als 1000 Mitwirkenden.
Tierwohl im Mittelpunkt
Zentrales Thema der Grünen Woche ist das Tierwohl. In deutsche Supermärkte soll mehr Fleisch aus besserer Tierhaltung kommen – und für die Kunden auch klarer zu erkennen sein. Die „Initiative Tierwohl“ von Landwirtschaft und Handel, die höhere Standards im Stall aus einem Branchenfonds honoriert, weitet ihre Aktivitäten aus. An der Initiative für bessere Haltungsbedingungen nehmen jetzt mehr als 6000 Betriebe teil, wie Geschäftsführer Alexander Hinrichs sagte. Neben einer regulären Kontrolle gebe es nun auch mindestens einmal im Jahr eine unangekündigte Überprüfung. Bei der 2015 gestarteten Initiative zahlen Handelsketten in einen Fonds ein, aus dem freiwillig teilnehmende Bauern Mehraufwendungen vergütet bekommen, die über die gesetzlichen Standards hinaus gehen.
Der geschäftsführende Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) warb vor Beginn der Grünen Woche für Tempo bei der Einführung eines „Tierwohl-Labels“. Es solle im Fall einer neuen Koalition gleich nach Vereidigung der Regierung angegangen werden. Für bessere Bedingungen in Ställen seien Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe zu erwarten, sagte Schmidt. Höfe sollten dabei unterstützt werden.
Bayerns Exporte auf Rekordniveau
Die deutschen Agrarexporte erreichten 2017 einen Rekord. Nach vorläufiger Berechnung wurden Agrarprodukte, Lebensmittel und Landtechnik im Wert von 78,3 Milliarden Euro ausgeführt, wie die Export-Förderorganisation Gefa mitteilte.
Die gute Auslandsnachfrage nach Lebensmitteln und weltweit gestiegene Nahrungsmittelpreise haben auch der bayerischen Land- und Ernährungswirtschaft einen satten Exportrekord beschert. Der Wert der Ausfuhren kletterte ersten Schätzungen zufolge gegenüber 2016 um fast sieben Prozent auf mehr als 9,4 Milliarden Euro. Hauptursache für das deutliche Plus waren laut Brunner die im Vergleich zu 2016 erheblichen Preisanstiege bei Milchprodukten und Käse. „Das ist ausgesprochen erfreulich, denn davon profitiert die gesamte Wertschöpfungskette vom Erzeuger bis zum Exporteur“, so der Minister.
Die höchsten Zuwächse gab es bei den Ausfuhren nach Japan (plus 33 Prozent), China (+31), Rumänien (+31), der Schweiz (+19), Spanien (+18), Ungarn (+18) und Frankreich (+13). Exportschlager Nummer Eins aus dem Freistaat ist weiter Käse mit einem Ausfuhrwert von rund 1,6 Milliarden Euro, gefolgt von Milch und Milcherzeugnissen und – gleichauf – Fleisch- und Fleischwaren sowie pflanzlichen Erzeugnissen. Wichtigster Zielmarkt Bayerns bleibt Italien mit einem Ausfuhrwert von rund 1,7 Milliarden Euro, dahinter Österreich und die Niederlande. Bayern ist mit einem landwirtschaftlichen Produktionswert von rund elf Milliarden Euro einer der wichtigsten Nahrungsmittelproduzenten in Europa. Ein Sechstel des in Deutschland geernteten Getreides, ein Viertel der Milch und des Rindfleischs sowie mehr als zwei Fünftel des Käses stammen von bayerischen Bauern.
(dpa/BK)