Der Flughafen München hebt ab: Die Passagierzahlen steigen immer weiter. (Bild: Flughafen München GmbH)
München

Der Flughafen hebt ab

Die dynamische Wachstumsentwicklung am Münchner Flughafen setzte sich auch 2017 mit neuen Verkehrsrekorden fort: Die Fluggastzahlen stiegen um 2,3 Millionen auf den neuen Höchstwert von 44,6 Millionen. Das hat Auswirkungen auf die Startbahndebatte.

München hebt ab! Der Franz Josef Strauß-Flughafen verzeichnet erneut Rekorde. Die Fluggastzahlen stiegen 2017 um 2,3 Millionen auf den neuen Höchstwert von 44,6 Millionen, ein Plus von 5,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Anstieg ist dauerhaft: Es ist das achte Jahr in Folge mit einem Rekord.

Air Berlin-Pleite trübt Bilanz

Auch bei den Starts und Landungen verzeichnet der Flughafen ein kräftiges Plus von mehr als 10.000 auf knapp 405.000 Flugbewegungen, ein Zuwachs von 2,6 Prozent. Allerdings lag sie damit noch unter dem Höchstwert von 2008, als 432.000 Maschinen im Erdinger Moos gestartet und gelandet waren. Auch gab es 2016 einige streikbedingte Ausfälle, die den Anstieg 2017 etwas relativieren. Auf der anderen Seite muss die von der Fluggesellschaft Air Berlin vollzogene Reduzierung des Flugangebotes in der Sommerflugplanperiode 2017 und ihre anschließende Insolvenz berücksichtigt werden, ohne die es noch deutlich mehr Zuwachs gegeben hätte.

Internationale Routen als Magnet

Das Passagierwachstum in München basiert wie in den Vorjahren insbesondere auf überproportionalen Steigerungen im internationalen Verkehr: Mit rund 7,3 Millionen Fluggästen und einem Plus von sieben Prozent wurde der prozentual höchste Zuwachs im Interkontinentalverkehr erzielt. Hier waren insbesondere die Verbindungen zwischen München und Destinationen in den USA gefragt.

Die massiven Zuwächse machen einmal mehr die enorme Bedeutung des Münchner Airports als einer der führenden europäischen Luftverkehrsdrehscheiben deutlich.

Michael Kerkloh, Flughafen München GmbH

Größtes Verkehrssegment bleibt weiterhin der europäische Kontinentalverkehr mit einem Fluggastaufkommen von mittlerweile 27,4 Millionen. Dies entspricht einem Plus von 6,5 Prozent gegenüber 2016. Innerhalb Europas wuchs das Passagieraufkommen auf den Verbindungen von und nach Griechenland und Spanien am stärksten. Die beliebtesten Reiseziele waren 2017 Amsterdam (950.000 Passagiere), Paris (935.000), Dublin (403.000), Genf (288.000) und Denver (153.000).

Der innerdeutsche Verkehr legte um mehr als zwei Prozent auf über 9,8 Millionen Passagiere zu. Mit einer abermals gestiegenen Sitzplatzauslastung von 76,5 Prozent erreichte der Flughafen München erneut einen Spitzenwert.

Ausbau des Streckennetzes

Das weltweite Streckennetz ab München konnte 2017 erneut ausgebaut werden: Mit 266 Destinationen – neun mehr als im Vorjahr – stand Fluggästen das bisher umfangreichste Angebot an Flugzielen zur Verfügung, das jemals an Bayerns internationaler Luftverkehrsdrehscheibe registriert wurde. Unter anderem gibt es neue Routen nach Seattle, ­Dubai und Las Vegas.

Die Anzahl der in München regelmäßig verkehrenden Luftverkehrsgesellschaften stieg um zwei weitere Airlines auf nunmehr insgesamt 102.

Rekord auch beim Frachtverkehr

Ein weiteres Rekordergebnis wird aus der Luftfracht gemeldet: Hier wurden 2017 insgesamt rund 379.000 Tonnen umgeschlagen – sieben Prozent mehr als im vergangenen Betriebsjahr. „Gerade angesichts der aktuellen Turbulenzen in der Airlinebranche sind dies ausgezeichnete Verkehrsergebnisse. Die massiven Zuwächse machen einmal mehr die enorme Bedeutung des Münchner Airports als einer der führenden europäischen Luftverkehrsdrehscheiben deutlich“, erklärte der Vorsitzende der Geschäftsführung der Flughafen München GmbH, Michael Kerkloh.

Dritte Startbahn wird gebraucht

Damit wird aber auch immer deutlicher: München stößt an die Grenzen seiner Kapazität. „Der Flughafen München ist weiterhin auf der Erfolgsspur. Damit dies in Zukunft so bleibt, braucht es die dritte Start- und Landebahn. Ansonsten setzen wir die Leistungsfähigkeit der Münchner Wirtschaft aufs Spiel“, warnte deshalb Josef Schmid, Münchens zweiter Bürgermeister (CSU), im Münchner Merkur. „Die Zahlen zeigen deutlich, dass wir die dritte Startbahn brauchen“, so auch Manuel Pretzl, CSU-Fraktionschef im Stadtrat.

Am Flughafen hängen 70.000 Arbeitsplätze und 4,4 Milliarden Euro Wertschöpfung im gesamten Freistaat.

Bertram Brossardt, vbw

Auch Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hatte sich 2017 für den Bau der dritten Startbahn ausgesprochen, will das aber nicht gegen den Willen der Stadt München durchdrücken, die neben Bund und Land Bayern dritter Gesellschafter des Flughafens ist. Münchens OB Dieter Reiter (SPD) will erst mit den Gesellschaftern sprechen. Auch er hatte in der Vergangenheit – wie auch Seehofer – eine Entscheidung von der Entwicklung des Flughafens abhängig gemacht. Zudem will er noch eine anstehende Prognose für die künftige Entwicklung abwarten.

Wirtschaft fordert Erweiterung

Die vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. – fordert dagegen wegen des achten Rekordjahres in Folge und dem Fluggast- und Luftfrachtanstieg eine schnelle Entscheidung. „Die dritte Startbahn muss jetzt kommen, um der stetig wachsenden Nachfrage begegnen zu können“, kommentierte vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. „Der Flughafen München leistet als internationales Luftverkehrsdrehkreuz und zweitwichtigster Flughafen Deutschlands einen wesentlichen Beitrag für Wertschöpfung und Arbeitsplätze in Bayern. Am Flughafen hängen 70.000 Arbeitsplätze und 4,4 Milliarden Euro Wertschöpfung im gesamten Freistaat. Ohne Ausbau wird diese Position nicht zu halten sein.“

Die vbw fordert schon seit Jahren den Bau einer dritten Startbahn, da Kapazitätsengpässe bereits heute an der Tagesordnung sind. „Über weite Strecken des Tages stehen am Flughafen München keine freien Start- und Landezeitfenster mehr zur Verfügung – Anfragen müssen abgewiesen werden. Um die gute Stellung des Airports im internationalen Wettbewerb zu erhalten, brauchen gerade die stark exportorientierten bayerischen Unternehmen neue Verbindungen und die Stärkung der Drehkreuzfunktion des Airports“, so Brossardt.