Das Buch "Bayerns schönste Flecken" zeigt die Bedeutung der Milchwirtschaft. (Bild: Karolina Gasteiger)
Buchvorstellung

Bayerns schönste Flecken

Wer vermutet, es handele sich bei dem Titel "Bayerns schönste Flecken" um einen Reiseführer, der liegt falsch. Das neue Buch des Zuchtverbandes Fleckvieh ist ein Plädoyer auf die kleinbäuerlich geprägte Landwirtschaft im Alpenvorland.

Wer vom nördlichen Bayern aus ins Alpenvorland fährt, erblickt gelbe Raps- oder große Maisfelder eher selten. Saftig grüne Wiesen, auf denen gefleckte Kühe grasen, dominieren das Landschaftsbild. Hinzu kommen stattliche Einfirsthöfe, seit Generationen im Familienbesitz und oft mit einer Tradition, die bis ins Mittelalter reicht. Beides trägt weit über die bayerischen Grenzen hinaus zum Bilderbuch-Image des Freistaats bei. Als einer der schönsten Höfe in Oberbayern gilt der Erlebnisbauernhof Birkner. Johann-Sebastian Waldschütz leitet den Betrieb in Miesbach seit 2002. Regelmäßig besuchen den Naturland-Landwirt Schüler und lernen von ihm, wie die Erzeugung biologischer Lebensmittel funktioniert.

Lektüre ergänzt Hofbesuch

Wie eng Landwirtschaft und Gesellschaft verbunden sind und wie wichtig das Zusammenspiel zwischen Erzeuger und Verbraucher ist, erfahren Interessierte am besten hautnah – beispielsweise im Rahmen von Hofbesuchen. Wer dazu keine Möglichkeit hat, dem bietet das Buch „Bayerns schönste Flecken“ einen Zugang zur Milchwirtschaft im Landkreis Miesbach. Anlässlich des 125-jährigen Jubiläums hat der Zuchtverband für Oberbayerisches Alpenfleckvieh Miesbach ein Buch veröffentlicht, das mit Fotographien, Archivbildern, Fachinformationen und bunten Porträts über Höfe aus der Region Leser mit der Fleckviehzucht und Milchproduktion vertraut macht. Zu den Autoren zählen Vertreter privater Initiativen als auch staatlicher Behörden.

Warum Fleckvieh?

Wie der Name der Rasse bereits verrät, ist das Fell des Fleckviehs unterschiedlich hell bis dunkel Rotbraun gefärbt. Kopf, Beine, Unterbauch und Schwanzquaste sind jedoch immer weiß. In manchen Ländern, beispielsweise im Herkunftsland Schweiz, werden die Tiere auch Simmenthaler genannt. Fleckvieh ist die zweitgrößte Rinderrasse der Welt mit rund 41 Millionen Tieren. Heute macht es circa 80 Prozent des bayerischen Rinderbestandes aus.

Denn die Tiere setzen sehr gut Fleisch an und eignen sich hervorragend für die Mast. Das gilt auch für die Milchproduktion. Bis zu 10.000 Kilo Milch gibt eine Fleckviehkuh pro Jahr. Deshalb zählt das Fleckvieh zu den Zweinutzungsrassen. Der Zuchtverband Miesbach wurde 1892 als bäuerliche Selbsthilfeorganisation gegründet und ist damit einer der ältesten Fleckviehzuchtverbände. Deutschlandweit ist er mit derzeit 14000 Mitgliedsbetrieben der umsatzstärkste Fleckviehverband.

Die Liebe zum Vieh und zur Viehzucht liegt den Bauern im bayerischen Oberland im Blut. Derzeit gibt es im Landkreis Miesbach knapp 1100 Bauern. Für jeden Zweiten ist die Landwirtschaft Haupterwerb. Im Durchschnitt besitzt jeder Bauer knapp dreißig Milchkühe. Ein Drittel von ihnen produziert Milch nach Bio-Richtlinien. Das ist der höchste Anteil in ganz Deutschland. Einer der Gründe dafür ist die Lage. Ein Großteil der Wiesen liegt im Wassereinzugsgebiet der Stadt München und steht daher unter besonderem Schutz.

Der Weg nach Miesbach

Im Sommer 1837 überredete der erst 17-jährige Max Obermayer aus Gmund seinen älteren Freund Hans Fischbacher, die mehr als 500 Kilometer weite Reise in die Zentralschweiz zu unternehmen, um die legendären Simmenthaler Rinder ins Miesbacher Oberland zu holen. Mehr als 90 weitere Fahrten folgten. Max Obermayer wurde zum Begründer der bayerischen Fleckviehzucht mit einer ungeahnten Erfolgsgeschichte. Das Autorenteam unter Federführung von Martin Fischhaber ist dem Beziehungsgeflecht in diesem Werk auf den Grund gegangen. Begleitend findet bis zum 24. Januar 2018 eine Fotoausstellung im Kulturzentrum „Waitzinger Keller“ in Miesbach statt.

Das Buch ist im Buchhandel unter der ISBN-Nummer 978-3-00-058157-1, im Waitzinger Keller oder über die E-Mail-Adresse info@kaufmanngrafik.de für 19,80 Euro erhältlich.