Verkehrslösung aus Franken: ein Bobby Car, dessen Hersteller in Fürth sitzt, steht in einem Wohngebiet. (Foto: Imago/biky)
Nahverkehr

Kein Glück auf der Straße

Der ADAC hat Verkehrsteilnehmer nach ihrer Zufriedenheit mit der Situation auf Straße, Schiene, Rad- und Fußweg befragt: In München und Nürnberg sind Autofahrer am unglücklichsten, Nutzer von Bahn und Bus, Radler, Fußgänger wesentlich zufriedener.

Verkehr könnte so einfach und entspannt laufen – wenn bloß die ganzen anderen Verkehrsteilnehmer nicht teilnähmen. Autofahrer in München und Nürnberg zählen laut Selbstauskunft in einer ADAC-Umfrage zu den Unzufriedensten in ihren Städten. Über die Parkgebühren, fehlende Parkplätze, das Verhalten der Radfahrer und der anderen Pkw- und Lkw-Kapitäne klagen sie in der Landeshauptstadt ebenso wie in der Frankenstadt. Und landen damit im Bundesvergleich im Mittelfeld der Verärgerten – hinter Autofahrern in Leipzig oder Dortmund, aber weit vor den noch wesentlich Genervteren in Köln, Berlin, Stuttgart.

Lieber zu Fuß oder per Bahn

Die Zufriedenheit aller Verkehrsteilnehmer hat der deutsche Automobilclub in 15 Großstädten von einem Marktforschungsinstitut untersuchen lassen. Das Ergebnis führt zur zentralen Frage für verstaute Ballungsräume: Wann lassen all die unglücklichen Pendler und Sonntagsfahrer, die dazu die Möglichkeit haben, ihr Auto daheim stehen? Denn die Nutzer anderer Verkehrsmittel erweisen sich in der ADAC-Untersuchung als um Welten zufriedener. „Die Zufriedenheit mit der Fortbewegung zu Fuß und dem ÖPNV ist am höchsten. Nicht ganz so hoch fällt sie bei Radfahrern aus, während Autofahrer im Vergleich am unzufriedensten mit ihrer persönlichen Mobilitätssituation sind“, analysieren die ADAC-Verantwortlichen ihre Marktforschung. 56 Prozent der Münchner S-, U-Bahn, Busfahrer loben die Haltestellendichte, 48 Prozent die Sicherheit in den Wagen und immerhin 34 Prozent die Zuverlässigkeit der Verbindungen. 51 Prozent der Radler geben an, sie erreichten ihr Ziel zuverlässig in der angestrebten Zeit. 57 Prozent der Fußgänger schätzen die Direktheit der Wege.

Die Großstädte werden immer voller

Ein ähnliches Bild ergibt sich in Nürnberg mit fast gleich lautenden Umfragewerten, bloß dass die dortigen Autofahrer nicht ganz so unglücklich sind: So geben in der fränkischen Metropole 23 Prozent der Pkw-Besitzer an, sie erreichten ihre Ziele einigermaßen zuverlässig und zeitnah. In der Landeshauptstand sagen das nur 19 Prozent. Und die Prognose fällt in beiden Städten eher ungünstig aus: Im Großraum München drängen sich fast 1,8 Millionen Pkw, Lkw, Motorräder – und jedes Jahr werden es rund 30.000 mehr. Im Raum Nürnberg/Fürth/Erlangen sind rund 750.000 Pkw, Lkw, Motorräder unterwegs, Tendenz: ebenfalls steigend.

Damit die Region München fit für die Zukunft ist, braucht sie eine starke Infrastruktur auf der Schiene und auf der Straße.

Joachim Herrmann, Verkehrsminister

In der Politik stehen dann auch die Zeichen auf Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs für die bayerischen Ballungszentren. Vor allem weil nach dem Diesel-Skandal die Luftwerte schnell verbessert werden müssen, um Fahrverbote noch zu umgehen. So hat Innen- und Verkehrsminister Joachim Herrmann gerade den „Verkehrspakt Großraum München“ angeschoben. Das Ziel: mehr Menschen zum Umstieg auf Bahn, Bus, Rad zu bewegen. Mit dem Bau von Park&Ride-Plätzen, Ausbau des unter- und überirdischen Schienennetzes und der Radlwege. Im Instrumentenkasten führen die Kommunen jedoch auch die Verteuerung von Parkraum in der Innenstadt, Bevorteilung von Elektromobilen bei Platz und Preis. Dafür hat etwa Münchens zweiter Bürgermeister Josef Schmid ein spezielles Konzept erarbeitet.

Alle anderen können weg

Das Glück liegt der ADAC-Umfrage zufolge schon heute nicht mehr auf der Straße, sondern eher auf Schiene, Rad- und Fußweg. Die Tendenz dürfte sich auch künftig eher noch verstärken. Um umsteigewillige Autofahrer aufzunehmen, muss aber der öffentliche Nahverkehr dringend ausgebaut werden. Denn wie auch die Autofahrer können sich die übrigen vom ADAC befragten Verkehrsteilnehmer das Leben bestens ohne die jeweils anderen vorstellen: 22 Prozent der Nürnberger und 21 Prozent der Münchner Radler stören sich nämlich am Verhalten der Pkw-Fahrer. Und die Fußgänger haben mit beiden ihre Probleme. In Nürnberg sind 32 Prozent unzufrieden mit den Radlern und 17 Prozent mit den Automobilisten, in München sind 38 Prozent der Flaneure genervt von den Radlern und 16 Prozent von den Unglücklichen im Auto.