Ilse Aigner blättert in dem neuen Buch "Erfolgreiche Berufskarrieren in Bayern". (Bild: STMW/M.Straube)
Ausbildung

Ein Buch für die Praxis

Leser finden in dem Buch "Erfolgreiche Berufskarrieren in Bayern" spannende Lebensläufe von Menschen aus allen Regierungsbezirken, die sich für eine berufliche Ausbildung entschieden haben. Die Lektüre soll Anreize für handwerkliche Berufe geben.

Mit einer Werkzeugmaschine und einer Schreibmaschine fing Bernd Krebs vor knapp drei Jahrzehnten in einem Hinterhof im mittelfränkischen Schwabach an. Seine Motivation: „Ich wollte unbedingt etwas Handwerkliches machen, bei dem ich ein unmittelbares Ergebnis meiner Tätigkeit sehe.“ Heute produziert der gelernte Industriemechaniker als Geschäftsführer von „Toolkraft“ Werkzeuge im High-End-Bereich. Und Krebs setzt auf die berufliche Ausbildung in technischen und kaufmännischen Berufen. Toolcraft hat bislang alle Auszubildenden übernommen.

Auch Uta Werner-Dick haben Werkzeuge ein Leben lang begleitet – ihre Kindheit hat sie zum großen Teil in der Uhrmacher-Werkstatt der Eltern verbracht. Ihre Leidenschaft für ausgefallenen Schmuck machte sie als Goldschmiedemeisterin zum Beruf und bildet in ihren drei Geschäften in Augsburg ebenfalls selbst junge Talente aus.

Mein Leben lang habe ich von meiner fundierten und praxisorientierten Ausbildung profitiert.

Ilse Aigner

Nicht nur der emeritierte Papst Benedikt XVI. trägt ihn, auch Schauspieler Johnny Depp hat ein Modell in der Walt-Disney-Verfilmung von „Alice im Wunderland“ auf dem Kopf: einen handgefertigten Hut von Andreas Nuslan. In seiner über 100 Jahre alten Werkstatt in Regensburg arbeitet der Hutmacher noch mit traditionellen Handwerksgeräten und 15.000 unterschiedlichen Holzhutformen aus den verschiedenen Epochen.

Praxisnähe statt Theorie

Bernd Krebs, Uta Werner-Dick und Andreas Nuslan zeigen mit ihren Berufskarrieren, welche erfolgreichen Werdegänge eine praxisbezogene Ausbildung mit sich bringen kann. Noch mehr Porträts, die die Stärken der beruflichen Bildung herausstellen, zeigt das Buch „Erfolgreiche Berufskarrieren in Bayern“, herausgegeben vom Bayerischen Wirtschaftsministerium. Wirtschaftsministerin Ilse Aigner zeigt mit ihrer eigenen Biographie, welche Chancen sich nach einer Ausbildung eröffnen. Aigner absolvierte nach der mittleren Reife eine Berufsausbildung zur Radio- und Fernsehtechnikerin und besuchte im Anschluss die Technikerschule. „Mein Leben lang habe ich von meiner fundierten und praxisorientierten Ausbildung profitiert“, sagt sie. Noch heute beeinflusse die Ausbildung ihre Entscheidungen. „Ich bin an Lösungen interessiert und nicht an Diskussionen“, erklärt Aigner.

Während der dualen Berufsausbildung lernen Auszubildende die Bedingungen kennen, die sie später im Beruf wiederfinden. Sie kommen dadurch schon sehr früh mit den realen Herausforderungen eines Unternehmens in Kontakt – eine wertvolle Erfahrung, die Selbstständigkeit und Verantwortungsbewusstsein fördert. Vor allem Jugendliche, die eher an einer praxisnahen statt an einer verschulten Karriere interessiert sind, profitieren davon. Bundesweit einheitliche Ausbildungsvorschriften garantieren allen Auszubildenden die gleichen Chancen.

Wenn uns die Fachkräfte fehlen, die mit ihren Händen etwas herstellen, dann haben wir verloren.

Gerhard Piske, Ausbildungsleiter bei der Bauer AG

Ein entscheidender Vorteil für die deutschen Unternehmen, denn sie sind auf gut ausgebildete Nachwuchskräfte angewiesen. „Das duale Ausbildungssystem hat einen hohen Stellenwert bei Unternehmern. Auch bei vielen Betrieben aus dem Ausland“, sagt Gerhard Piske, Ausbildungsleiter bei der Bauer AG. Insgesamt 16 verschiedene Ausbildungsplätze in den gewerblichen, technischen und kaufmännischen Bereichen bietet das Schrobenhausener Unternehmen an. Jedes Jahr beginnen dort 45 Jugendliche ihre Ausbildung. Insgesamt arbeiten derzeit 145 Azubis bei der Bauer AG. Vom Fachkräftemangel habe der Konzern bislang noch nicht viel gespürt, sagt Piske. Er halte es aber für wichtig, dass das Image der handwerklichen Berufe verbessert werde. „Wenn uns die Fachkräfte fehlen, die mit ihren Händen etwas herstellen, dann haben wir verloren“, sagt der Ausbildungsleiter. Deshalb sei die Bauer AG auf sehr vielen Berufsbildungsmessen vertreten. Auch die lange Nacht der Ausbildung hat sich als erfolgsversprechende Rekrutierung bewährt.

Imagewandel für berufliche Ausbildung

Denn ohne schnelles Umsteuern droht der deutschen Wirtschaft nach Einschätzung von Arbeitsmarkt- und Bevölkerungsforschern langfristig eine große Fachkräftelücke. Allein bis 2030 könnte sich die Zahl der fehlenden Facharbeiter, Techniker, Forscher und medizinischen Fachkräfte auf bis zu drei Millionen belaufen und bis 2040 gar auf 3,3 Millionen, laut einer Studie des Basler Forschungsinstitut Prognos. Um die Fachkräftelücke zu schließen, sprechen sich die Bevölkerungsforscher dafür aus, vor allem die berufliche Ausbildung gezielt zu fördern, um mehr jungen Menschen zu einem Berufsabschluss zu verhelfen.

An diesem Punkt setzt das Wirtschaftsministerium an. Das Buch bietet dabei eine Ergänzung zur Kampagne „Elternstolz“, die das Wirtschaftsministerium, die bayerischen IHKs (BIHK) und die bayerischen Handwerkskammern vor zwei Jahren gestartet haben. Initiiert von den bayerischen IHKs kooperieren damit zum ersten Mal die Partner der beruflichen Bildung in einer gemeinsamen Kampagne. Ziel ist es, mehr gesellschaftliche Akzeptanz für die berufliche Aus- und Weiterbildung zu erreichen und sie als erfolgversprechende, gleichwertige Alternative zur akademischen Bildung zu platzieren. Die Initiative ist ein bisher einzigartiges Projekt, denn abgesehen von regionalen Einzelprojekten stehen hier erstmalig die Eltern im Zentrum.

Welche Vorteile bietet eine duale Ausbildung?

Das duale System verbindet zwei Partner miteinander: Den Ausbildungsbetrieb und die Berufsschule. Während der zwei- bis dreieinhalbjährigen Ausbildung besuchen die Jugendlichen die Berufsschule entweder ein bis zwei Mal pro Woche oder im Blockunterricht für einen längeren Zeitraum. Sie lernen dort berufstheoretische Aspekte und allgemeine Bildungsinhalte. Mit einer Ausbildung in Bayern legen knapp 90.000 junge Menschen jedes Jahr den Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft in einem der knapp 350 deutschlandweit existierenden Ausbildungsberufe. Diese Ausbildungen bereiten auf über 15.000 berufliche Tätigkeiten vor.

Das Buch „Erfolgreiche Berufskarrieren in Bayern“ kann kostenlos in der Mediathek des Wirtschaftsministeriums heruntergeladen werden: „Berufung – Erfolgreiche Berufskarrieren in Bayern“.