Bayern feiert in Bamberg: Das Alte Rathaus. (Bild: Imago/Westend61)
Bamberg

100 Jahre Freistaat Bayern

Vor 99 Jahren wurde der Freistaat Bayern ausgerufen – das ist ein Grund zum Feiern. Im kommenden Jahr feiert der Freistaat seinen runden Geburtstag, aber schon heute war Auftakt in Bamberg. Auch die Verfassung von 1818 feiert Jubiläum.

„Exakt 99 Jahre nach Ausrufung des Freistaats starten wir in das Jubiläumsjahr 2018, das bis zum 100. Geburtstag am 8. November 2018 läuft“, erklärte Staatskanzleiminister Marcel Huber bereits im Vorfeld. Die Staatsregierung lud dazu zur großen Auftaktveranstaltung zum Jubiläumsjahr „WIR FEIERN BAYERN“ nach Hallstadt (Landkreis Bamberg) und Bamberg ein. Diese markieren den offiziellen „Beginn“ des Jubiläumsjahrs 2018, auch wenn das noch gar nicht begonnen hat. Es geht um 100 Jahre Freistaat Bayern und um 200 Jahre Verfassungsstaat. „Ein ganz besonderes Jahr, in dem wir feiern, was Bayern so besonders macht“, so Huber.

Die Ausrufung als Freistaat 1918

Im Zuge der deutschen Novemberrevolution von 1918 rief Kurt Eisner von der USPD (Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands) in München bei der ersten Sitzung der Arbeiter- und Soldatenräte die Republik Bayern als Freistaat aus. In seinem Sinne bedeutete das nur „frei von Königshäusern“. König Ludwig III. floh jedenfalls in ein Schloss nahe Salzburg. Der erste bayerische Ministerpräsident Eisner amtierte nur rund 100 Tage. Seine USPD verlor bei den Landtagswahlen im Januar 1919 mit nur 2,5 Prozent haushoch. Die Bayerische Volkspartei BVP kam auf 35, die SPD auf 33 Prozent. Kurz vor seiner Rücktrittserklärung wurde Eisner von dem rechtsradikalen Studenten Anton Graf von Arco auf Valley ermordet. Es folgten Monate des Chaos, der Gewalt und einer gescheiterten „Räterepublik“, vor denen die Regierung des gewählten Ministerpräsidenten Johannes Hoffmann (SPD) nach Bamberg auswich – auch aufgrund der verkehrsgünstigen Lage an den Bahnstrecken nach Berlin und Frankfurt. Am 14. August 1919 wurde in der Domstadt Bayerns erste demokratische Verfassung beschlossen, die „Bamberger Verfassung“, die unter anderem das Frauenwahlrecht ermöglichte.

Die Verfassung von 1818

Die Verfassung von 1818, die nächstes Jahr 200 Jahre alt wird, steht auch im Fokus. Sie war ein erster Schritt in Richtung Gewaltenteilung, erfüllte aber die heutigen Anforderungen an eine Verfassung nicht. 1918 endete ihr Dasein. Bayerns König Maximilian I. Joseph musste 1818 Zugeständnisse machen, weil seine Legitimation als „König von Gottes Gnaden“ nicht mehr hingenommen wurde. Eine Ständeversammlung wurde deshalb eingerichtet, bestehend aus zwei Kammern von Hochadel und (steuerzahlenden) Bürgern. Die Versammlung beschloss Gesetze und Steuern mit.

Das Zusammenleben feiern

In seiner Regierungserklärung vom 28. September 2016 hatte Ministerpräsident Seehofer zu den Feiern aufgerufen: „Nutzen wir diese Jubiläen zur Selbstvergewisserung. Zeigen wir, was uns wichtig ist für unser Zusammenleben und unsere Demokratie.“

Startschuss für diese Feiern war nun in Hallstadt, wo Staatsminister Huber mit jungen Erwachsenen aus Oberfranken zu bayerischen Zukunftsfragen diskutierte und die Sieger des Video-Wettbewerbs „SmartSpaceOberfranken“ auszeichnete. Weiter ging es in der Brose-Arena in Bamberg, wo Huber gemeinsam mit Gesundheitsministerin Melanie Huml einen „Marktplatz der Zukunft“ besuchte. Gäste konnten unter anderem Virtual-Reality-Brillen, modernste Sensortechnik oder grafische Visionen von Computerspielen erkunden. Anschließend gab es noch eine Basketball-Show des Bundesligisten Brose Bamberg und ein Konzert von „SoulJam“ und „Pam Pam Ida“, zwei Top-Bands, die beispielhaft für die vielfältige Musikszene im Freistaat stehen.

Zum Mitmachen motivieren

Laut Huber sind alle Jubiläumsaktivitäten auf ein Ziel ausgerichtet: die Bürger zum Mitmachen in der Demokratie motivieren. „Nicht der Staat soll im Mittelpunkt stehen, sondern die Menschen. In vielen Mitmach-Aktionen von Bürgern für Bürger wollen wir unsere Demokratie erlebbar machen.“ Eigene Jubiläumsaktivitäten planen beispielsweise der Bayerische Jugendring, der Bayerische Musikrat, der Landes-Sport-Verband, der Landesverein für Heimatpflege und die Wirtschaftsverbände.

Wir fragen die Menschen: Wo steht Bayern? Was läuft gut im Freistaat, und was kann noch besser werden?

Marcel Huber, Staatskanzleiminister

Wie soll das besondere bayerische Wir-Gefühl bewahrt und weiterentwickelt werden? Welche Ideen haben die Bayern für die weitere Entwicklung ihrer Heimat? Was wünschen sie sich für ihre Zukunft und für die ihrer Kinder und Enkel? Wo und wie erwarten sie ein Handeln der Politik? Diese und viele weitere Fragen beantworten bis März 2018 die Bayern in einem dreistufigen Beteiligungsprozess.

  • Bürgergutachten: Ihre politischen Empfehlungen fassen sie im Bürgergutachten „2030. BAYERN, DEINE ZUKUNFT“ zusammen, das sie bei einem Bürgergipfel im Frühjahr 2018 dem Ministerpräsidenten überreichen. Dazu gab und gibt es in allen Regierungsbezirken Bürgerkonferenzen und eine sechswöchige Online-Phase. Auf dieser Webseite können sich Interessierte informieren.
  • Bürgerwettbewerbe: Zweite Säule der Jubiläumsfeierlichkeiten sind Mitmach-Aktionen aller Ministerien wie Film-, Foto- und Musikwettbewerbe. So werden beispielsweise neu prämierte „Genussorte“ zu kulinarischen Entdeckungen einladen und der schulische Geschichtswettbewerb „Erinnerungszeichen“ zu einer historischen Auseinandersetzung mit dem Jubiläumsjahr motivieren. Neue Ausstellungen thematisieren etwa die Geschichte der Wirtschaft im Freistaat. Beim Filmwettbewerb „Bayern in 2030″ werden die besten Kurzfilme junger Filmschaffender prämiert. Daneben können sich die Bayern auch in zahlreichen Bürgerwettbewerben beteiligen, etwa Musiker bei „Traditi.ON“, wo sie bayerische Volksmusik in ihrem ganz persönlichen Stil interpretieren dürfen.
  • Jubiläumsveranstaltungen: Von der Auftaktveranstaltung in Bamberg geht es durch alle Bezirke über Augsburg, Holzhausen (Landkreis Landshut), Gaibach (Landkreis Kitzingen), Regensburg (Eröffnung des Neubaus für das Museum der Bayerischen Geschichte) und Nürnberg nach München – zum Staatsakt am 8. November 2018. Die Jubiläumsveranstaltungen greifen Themen auf, die die Menschen bewegen: Weltoffenheit und Vielfalt, lebendige Traditionen, Verfassungspatriotismus, Kulturstaat und die besondere bayerische Lebensfreude. Weitere Veranstaltungen gibt es in den Bayerischen Vertretungen in Berlin und Brüssel.

Zentrale Plattform

Als Informationsplattform für diese große Bandbreite an Aktivitäten steht ab dem 8. November 2017 die Jubiläumswebseite http://www.wir-feiern.bayern/ bereit.