Blick auf Burgrain und Garmisch-Partenkirchen (l. hinten). Rechts der wolkenverhangene Berg ist der Kramer, die Bergansätze links der Wank, ganz hinten die Zugspitze. (Bild: Imago/Volker Preußer)
Kramertunnel

Grünes Licht für den Tunnel

Dem Bau des Kramertunnels in Garmisch-Partenkirchen steht nichts mehr im Weg. Das 190-Millionen Euro-Projekt, das den Ort entlasten soll, kann langem Stillstand fortgeführt werden. 2024 sollen die ersten Autos durch die Röhren rollen.

Jetzt endlich besteht Baurecht für den Kramertunnel, die B 23-Ortsumfahrung von Garmisch-Partenkirchen. Das hat Bayerns Innen- und Verkehrsminister Joachim Herrmann nach Ablauf der Klagefristen gegen den ergänzenden Planfeststellungsbeschluss für das Projekt mitgeteilt. „Ich freue mich, dass Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt umgehend nach Ablauf der Rechtsmittelfristen auch die Baufreigabe für das Vorhaben erteilt hat“, erklärte Herrmann. Das ‚grüne Licht‘ für den längsten Straßentunnel des Freistaats bezeichnete Herrmann als eine „riesige Entlastung für die Bürgerinnen und Bürger von Garmisch-Partenkirchen“, die nun endlich Wirklichkeit werde. Dobrindt, in dessen Wahlkreis Garmisch liegt, hatte vorab angekündigt, sofort Mittel freizugeben, wenn niemand gegen den neuen Bescheid klage.

Garmischer Zentrum wird entlastet

Insbesondere wegen des belastenden Durchgangsverkehrs von mehr als 15.000 Autos pro Tag im Wochenend- und Reiseverkehr durch das Garmischer Zentrum in Richtung der Skigebiete etwa von Ehrwald, Berwang und Leermoos sowie Kreuzeck- und Osterfelderbahn werde die Realisierung des Tunnels nach Herrmanns Worten in Garmisch sehnlichst erwartet: „Mit dem Kramertunnel wird sich der laute Durchgangsverkehr im Ortsteil Garmisch drastisch reduzieren. Das wird nicht nur die Lebensqualität für viele Garmischer deutlich erhöhen, sondern auch für mehr Verkehrssicherheit im Ort sorgen.“ Ohne den Tunnel wurden bis 2020 rund 19.000 Autos pro Tag in Stoßzeiten prognostiziert.

Schon seit Ende der 70er Jahre wird an einer Umfahrung geplant. Die Neubaustrecke der B 23 hat eine Länge von 5,6 Kilometern, davon 3,6 Kilometer Tunnel. In die Maßnahme investiert der Bund nach aktueller Kostenschätzung rund 190 Millionen Euro.

Keine Klage eingereicht

Gegen den ergänzenden Planfeststellungsbeschlusses für den Kramertunnel ist bis zum Ablauf der Klagefrist in der Nacht zu Dienstag keine Klage erhoben worden. Der Bund Naturschutz (BN) als Gegner des Projekts hat wie angekündigt darauf verzichtet.  „Dafür müssen wird dem BN sehr dankbar sein. Mein Respekt“, sagte CSU-Landtagsabgeordneter Harald Kühn in einer ersten Stellungnahme. Zwar ist der BN weiter gegen die Tunneltrasse (nicht gegen den Tunnel an sich), sah sich aber zunehmendem Ärger der aufgebrachten Garmischer Bürger ausgesetzt, die den Tunnel fordern. Der BN präferierte eine Trasse über amerikanisches Hoheitsgebiet einer US-Kaserne. Das Problem war: Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 verschärften die Amerikaner ihre Vorgaben zur Abwendung etwaiger Terrorgefahren, was eine Trassenführung in dem Bereich massiv verteuert hätte. Erst Anfang 2015 erklärten die US-Streitkräfte sehr vage, dass sie das entsprechende Teilgelände im Bereich der Breitenau bis 2018 wohl aufgeben werden.

Mit Ablauf der gerichtlichen Rechtsmittelfrist besteht nun Klarheit: ab sofort besteht unanfechtbares Baurecht für den Kramertunnel. Wie Herrmann mitteilte, werde nun das Staatliche Bauamt Weilheim in die konkrete Bauvorbereitung für das Projekt einsteigen. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt traf am Dienstag gemeinsam mit Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner auf Vertreter der 2-Tunnel-Initiative, die für den Bau gekämpft hatten.

Wassereinbruch verzögerte Bau

Die Planung für den Tunnel durch den Kramer war schon 2007 genehmigt worden, zwei Jahre später verlor der BN eine Klage dagegen vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof. 2011 begannen die Arbeiten an einem Erkundungsstollen. Das ergänzende Planfeststellungsverfahren war nun notwendig geworden, weil der Bau des Erkundungsstollens durch massiven Wassereinbruch 2013 nicht vollendet werden konnte. Einige Quellen im Kramer-Massiv sind seitdem offenbar versiegt. Das jetzt bestandskräftig gewordene Baurecht sieht nun ein Bauverfahren vor, bei dem zeitweilig und örtlich begrenzt der Bergwasserspiegel abgesenkt wird. Die Hang- und die Sonnenbichlquellen, die wertvolle Moore versorgen, sollen in dieser Zeit „mit Wasser vom Kramer“ gespeist werden, kündigte die Behörde an.

Als erstes sollen die restlichen 348 Meter des Erkundungsstollens fertiggestellt werden, der später als Rettungs- und Fluchtweg dienen soll. Die Wasserabsenkung ermöglicht dann auch den Bau der Hauptröhre des Kramertunnels. Der Zeitplan sieht nun vor, Mitte 2018 den Bau der beiden Loisachbrücken bei Grainau, ebenfalls Teil der Ortsumfahrung Garmisch-Partenkirchen, in Angriff zu nehmen. Der Tunnelbau selbst startet dann voraussichtlich Mitte 2019. Die Verkehrsfreigabe der Ortsumfahrung mitsamt Tunnel soll 2024 erfolgen. Sobald der Kramertunnel fertig gestellt ist, wird er der längste Straßentunnel des Freistaats und einer der zehn längsten in Deutschland sein.

Derzeit wird wenige Kilometer nördlich ein Tunnel um Oberau gebaut. Ein Tunnel durch den Auerberg am Ende der Autobahn A95 bei Eschenlohe und einer um den Ortsteil Partenkirchen unter dem Wank sollen noch folgen, um Bayerns engstes Nadelöhr weiter zu entschärfen. Der Wanktunnel soll die Autos Richtung Mittenwald und Innsbruck aufnehmen und steht im neuen Bedarfsplan für Bundesfernstraßen in der höchsten Dringlichkeitsstufe.