Die bayerischen Obst- und Weinbauern haben ihre Ernte fast vollständig eingefahren. Doch in ihren Lagern wäre noch Platz. Denn aufgrund der harschen Witterung im Frühjahr verzeichnen sie teils empfindliche Ausfälle. So ist wegen einer Frostperiode während der Blütezeit im April in einigen Regionen Frankens fast die gesamte Kirschernte dahin. „Die Wetterextreme nehmen zu“, stellte Landwirtschaftsminister Helmut Brunner fest, „überdurchschnittlich lange Trockenperioden, dann wieder Starkregen, dazu Stürme.“
Äpfel, Birnen, Zwetschgen fehlen
Vorwiegend in der bayerischen Bodenseegegend sind 1000 Hektar mit Apfel- und 250 Hektar mit Birnbäumen in diesem Jahr von Wetterschäden betroffen. Hinzu kommen 300 Hektar mit Rebstöcken in den Weinbaugebieten Unterfrankens. Allerdings konnten diese sich im Lauf des Jahres regenerieren, so dass die Traubenernte noch recht ordentlichen Ertrag brachte. Rund 60 Millionen Euro Schaden ist den Bauern entstanden. Hinzu kommt der Windwurf speziell in niederbayerischen Forsten durch ein Sturmtief im August, das zwei Millionen Kubikmeter Schadholz hinterließ. „Der Klimawandel wird in Mitteleuropa und auch in Bayern künftig unser Begleiter sein“, warnt Brunner.
Mit einem Hilfsprogramm, das den Freistaat nach seiner Schätzung 34 Millionen Euro kosten dürfte, will die Staatsregierung laut Kabinettsbeschluss den betroffenen Obst-Landwirten unter die Arme greifen. Bis zu einem Höchstbetrag von 50.000 Euro je Hof werden nachgewiesene Schäden bis zu höchstens fünfzig Prozent ausgeglichen. In Härtefällen, in denen gar die Fortführung des Betriebs bedroht ist, steigt der Maximalbetrag auf 100.000 Euro.
Die Wetterextreme sind nahe an der Naturkatastrophe.
Helmut Brunner, Landwirtschaftsminister
Außerdem weitet Minister Brunner auch die Soforthilfen für Forstbesitzer neben den bisher unterstützten Landkreisen Passau und Freyung-Grafenau auch auf weitere aus, in denen der Sturm ebenfalls viele Bäume gefällt hat: Altötting, Rosenheim, Weilheim, Holzkirchen und Fürth. Dies will er jedoch nicht mit neuem Geld versuchen. Der bisherige Hilfstopf von 100 Millionen Euro soll für alle betroffenen Landkreise ausreichen. Allerdings mahnt Brunner Veränderungen in den Forstbetrieben an. „Der Waldumbau muss weitergehen“, fordert er. Die Monokulturen mit Fichten sollen also zum Auslaufmodell werden, verstärkt wetterresistentere Laubbaum-Arten angepflanzt werden und somit mehr Mischwald-Gebiete entstehen.
Gegen das Wetter versichern
Auch an Versicherungslösungen, die dem Klimawandel gewachsen sind, denkt der Minister. Beispielsweise seien Obstbauern derzeit kaum gegen Frostschäden wie in diesem Frühjahr gewappnet, weil die bestehenden Elementarversicherungen nur gegen Schnee ab Mai absichern. Policen, die früher im Jahr greifen, würden zu teuer. Brunner propagiert aber eine Versicherungslösung, wie sie in Österreich angeboten werde: Dort nehmen Staat und das jeweilige Bundesland den Bauern einen Teil der Beiträge ab, so dass bis zu 70 Prozent der Ernten gegen Schnee in der Blütephase absicherbar seien.